Wie kann man über seine eigene Kunst reden, ohne in bedeutungslose Selbstreferenzialität abzudriften? ARCADE FIREs The Reflektor Tapes weiß darauf keine Antwort. In einer Mischung aus Voiceovers, Live-Performance- und Studio-Footage wird der Zuschauer unter der Regie von KAHLIL JOSEPHS zusammenhangslos von einer unfertigen Szene zur nächsten geworfen und muss sich wundern, wie ein Film so viel und doch nichts bieten kann. Nach 75 Minuten geht man ohne Kenntnis- oder Lustgewinn nach Hause.
Der Name deutet es an: Eigentlich soll der Spielfilm die Entstehung des Erfolgsalbums Reflektor von 2013 dokumentieren. Wer sich mit der Platte beschäftigt hat, dürfte wissen, dass die Aufnahmen maßgeblich von der Musik und Kultur Haitis beeinflusst wurden. Die Eltern von Sängerin RÉGINE CHASSAGNE stammen von der Insel, und so reiste die Band dorthin, um sich von ihrem Sound inspirieren zu lassen. Es folgen ergreifende Bilder von Straßenfesten, und doch werden die intensivsten Aufnahmen zu den enttäuschendsten: Mehr als der Bescheid, dass zwei Haiti-Drummer die Rhytmen nachtrommelten, die Chassagnes Vater früher auf seinen Autolenker klopfte, kommt nicht herum.
Stattdessen werden zuhauf Floskeln in den Raum geworfen, wobei es Band und Regisseur nicht gelingt, an der Oberfläche der eigenen Geschichte zu kratzen. Einblicke über die Bühne hinaus gibt es kaum. Ein einziges Mal wird es intim, wenn Sänger WIN BUTLER auf dem Boden des Studios hockt und „It’s Never Over (Oh Orpheus)“ singt. Ansonsten werden Bilder von großen Shows und Selbstkult vorgezogen.
Es ist okay, wenn eine Band ihre intimstem Momente für sich behalten möchte oder sich nicht in der Lage fühlt, ihre Intentionen über Wir wollen mit unseren Songs Universen kreieren hinaus zu formulieren. Die Frage ist nur, warum man sich dann für eine Doku in Feature-Länge entscheidet. Richtig ernst nehmen kann man ARCADE FIRE so nicht. Man will ihnen fast raten, es uns gleich zu tun.
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