Catfish And The Bottlemen | 08.07. | Manchester

Selten war es so schwer wie heute vorherzusagen, was wohl „the next big thing“ werden wird. Wenn aber eine Band wie CATFISH AND THE BOTTLEMEN daherkommt, die in England bereits ihr zweites Album an die Spitze der Charts bringen konnte, so kann man immer noch davon ausgehen, dass der internationale Erfolg nur eine Frage der Zeit ist. Bisher waren die Top-Acts der Insel fast ausnahmslos Garanten für globalen Erfolg im Musikgeschäft.

Das liegt vor allem daran, dass sich Englands Musikszene wie kaum eine andere an den Live-Qualitäten ihrer Acts orientiert. Mittelmäßiger Erfolg bei den Kritikern ist dabei wohl eher ein Anreiz zur Distanzierung gegenüber dem federführenden Medien-Establishment, als ein ernstzunehmendes Karrierehemmnis – was wissen die schon? Vergangenen Freitag in Manchester konnten wir uns persönlich davon überzeugen, ob die Band mit ihrem energetischen, harten Indie-Rock, der an The Cribs, The Kooks und die Arctic Monkeys erinnert, die Magie der Bühne beherrscht. Die Tickets für die 8.000 Personen fassende Castlefield Bowl waren jedenfalls schon zwei Stunden nach Beginn des Vorverkaufs restlos ausverkauft. Dass das fast ausschließlich am Mainact lag, zeigt sich daran, dass sich während der Auftritte der drei Vorbands im Publikum nicht viel regte. Etwa die Hälfte der Zuschauer war noch nicht einmal im Stadion.

Als CATFISH AND THE BOTTLEMEN gegen 21 Uhr die Bühne betreten, ist die Castlefield Bowl dagegen fast schlagartig gefüllt von einem eng gedrängten, euphorischen Publikum. Schon beim Opener „Homesick“, das genau wie der zweite Song „Kathleen“ vom Debütalbum The Balcony stammt, tanzt, tobt und springt die Menge vereint im Takt. Wobei jede Silbe Text, die Sänger RYAN EVAN „VAN“ MCCANN ins Mikrofon singt, aus der Menge 8.000-fach wie aus einem Munde zurückhallt. Präzise drücken die Drums von ROBERT HALL und der Bass von BENJI BLAKEWAY einem genau in dem Rhythmus in die Magengrube, der das Gehirn außer Kraft setzt und einem stattdessen direkt in die Beine fährt. Das Ganze wird von der meist verzerrten, breiten Rockgitarre von JOHNNY BOND verstärkt. Da stört es wenig, dass die Songs sich im Tempo kaum unterscheiden – wenn es der richtige Rhythmus ist, bleibt der Adrenalinspiegel konstant. Das gilt für die Stücke vom ersten Album ebenso, wie für die des zweiten. Der dritte Song des Abends, „Soundcheck“, stammt von besagtem zweiten Album The Ride, das erst im Mai erschienen ist und sich nahtlos in das Uptempo-Rock-Konzept der Band einreiht. Entsprechend wird es von der Menge gefeiert. CATFISH AND THE BOTTLEMEN haben ihr Publikum so gut im Griff wie ihre Instrumente. Auf jede noch so kleine Geste, auf jeden Zwischenruf von VAN MCCANN reagiert das Stadion mit lautem Jubel und Applaus. Gleichzeitig reagiert die Band aber auch auf die Gesten und Aktionen ihrer Fans. Als sich bei „Anything“ ein männlicher Fan splitterfasernackt auf den Schultern eines anderen über das Publikum erhebt, kann sich McCann das Lachen nicht verkneifen. Den Song „Fallout“ kündigt er dann später mit „This is a song for everyone on shoulders“ an. Kurz darauf befindet sich knapp die Hälfte der Zuschauer armeschwingend auf den Schultern der anderen Hälfte.

Das Tempo bleibt dabei ungebrochen. Überhaupt, es gibt nur zwei langsamere Songs der Band, auf jedem ihrer Alben einen. Von denen spielen CATFISH AND THE BOTTLEMEN kurz vor Ende des Konzert nur „Hourglass“ (von The Balcony), was die Stimmung aber kaum abkühlt. Weil der Song nur mit der akustischen Gitarre begleitet wird, ist an dieser Stelle das Publikum besonders laut zu hören. Mit dem Finale, bestehend aus den Songs “7“, „Cocoon“ und „Tyrants“, fliegen noch einmal die Fetzen – oder besser gesagt die halbvollen Wasserflaschen und Bierbecher sowie der ein oder andere Turnschuh. Große Experimentierfreude mag man während des anderthalbstündigen Konzerts vermissen, aber warum sollte man experimentieren, wenn man etwas vorzuweisen hat, was problemlos funktioniert? Zugaben braucht es da keine mehr.

Im Herbst kommt die Band nach Deutschland, um am 10. September im Rahmen des Lollapalooza Festivals in Berlin aufzutreten. Man darf gespannt sein, wie sich CATFISH AND THE BOTTLEMEN einem Publikum präsentieren, das vielleicht noch nicht jeden Song Silbe für Silbe auswendig kennt…

Text: Felix Unger

Setlist

Homesic
Kathleen
Soundcheck
Pacifier
Sidewinder
Anything
26
Business
Red
Rango
Twice
Fallout
Outside (zum ersten Mal live aufgeführt)
Hourglass
7
Cocoon
Tyrants

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