In der Quarantäne mitten im Sommer 2020 entstand die Folkband THE RECESSION SPECIAL in Missoula. Sie besteht aus Kerlen mit witzigen Spitznamen wie DUSTY THE KID (Gitarre/Banjo), „BUCKY-EYED“ GEOFFREY TAYLOR (Geige), FINN „STOVEPIPE“ CARROLL (Bass) und THRIFT STORRS BISHOP (Waschbrett). Days Of Love And Rage ist ihr Debüt.
„Down The Road“ empfängt mit geradezu vertraut klingenden Weisen zwischen Fidel und Banjo. Mit markiger Stimme und sentimentalen Lines klingt Dusty wie ein alteingesessener Sänger. Dann hört man Trump und andere Ideologen, die permanent erklären, dass eine Krise keine Zweifel am Wirtschaftssystem erlauben. Ihnen setzt die Band mutig die rote Fahne entgegen („Raise The Banner“). Moment, kann das sein? Ist tatsächlich das Klassenbewusstsein zurück in den USA?
Im Banjo-zentrierten „Milltown Blues“ erzählt Dusty vom Elend der Arbeitslosigkeit in den Staaten und in „Bethlehem Steel“ vom Niedergang des zweitgrößten Stahlproduzenten Amerikas Anfang der 2000er. Er formt hier politische Americana mit einer magischen, unvergessenen Vergangenheit. Den Höhepunkt bildet „The Ballad of Frank Little“, das einen Gewerkschaftsführer ehrt.
Genug Tränen vergossen. Mit „The Traveler’s Warning“ und „O, Catalonia!„ spielt die Kombo zum Tanze auf. Doch das Glück dauert nicht lange an.
Wie im letztjährigen Kinofilm Belfast muss auch der Held von „Border of Dakota“ fortziehen, denn die geliebte Heimat ist keine mehr, da die Liebste sich das Leben nahm. Ihren Entscheidungskampf für den Freitod kann man in „Savory, Sage, & Cyprus“ nachvollziehen. Die Verbitterung der Frau zeigt sich in ihrer lakonischen Erwiderung: „And in our town’s a lonesome road and on it is a sign, a sign that says: “Choose Life!” – I stopped and told it: “I chose mine.”“ Neben Arbeiterliedern lassen The Recession Special also auch die Tradition der Küchenlieder wieder aufleben. Offenbar war die seit 2008 andauernde Wirtschaftskrise in den USA dafür nötig. Diesen Niedergang haben weder Obama, Trump oder Biden bislang aufgehalten.
Dusty The Kid
Days Of Love & Rage
(Selbstvertrieb)
VÖ: 18.02.2022
