Dänemarks neuester Saitenpoet auf den Spuren nach der schlaflosen Vernunft.
Jemanden, der für einen Grammy nominiert war, kennt man ja eigentlich. Seien es Kings Of Leon, Adele oder ja auch mal Bands wie Florence And The Machine. Von GRANDJEAN haben wahrscheinlich die wenigsten schon einmal gehört, doch ist der dänische Grammy hierzulande auch längst nicht so bekannt wie der „echte“ Grammy.
An dieser Stelle sollte sich der belesene und fachkundige Musikexperte nicht mit Schuldvorwürfen überhäufen, hat Grandjean bislang doch eher mit Schreiben für andere überzeugt. Sein erstes Soloalbum Carrying Stars, welches 2008 erschien, verschwand zwischen den zahlreichen Veröffentlichungen anderer Acts. Es war wohl noch nicht die Zeit für den charmanten Dänen, der mit seiner neuen Platte Together diesmal auf mehr Reputation hoffen kann, da der Weg für Singersongwriter nicht mehr unbedingt mit dem aus dem ersten Jahrzehnt des 21 Jahrhunderts zu vergleichen ist.
Während 2009 Interpreten wie Passenger ihr Geld auf der Straße verdienten, sind sie im Jahr 2014 gerngesehene Gäste bei Festivals wie dem Hurricane oder füllen Hallen wie die Columbiahalle in Berlin. Der Moment scheint günstig für den Dänen, der nicht mehr nach den großen Sternen greifen will, sondern klein und bescheiden in der Ecke steht und seine intimen Gedanken offenbart.
Der Sound der Platte schwankt. Zum einen wirkt es wie ein kleines Kind, das ein Akkordeon entdeckt und danach im Sinne der großen französischen Chansonsänger darauf herumklimpert, was bei den ersten drei, vier Songs noch zu überzeugen vermag, jedoch spätestens danach merkt man, dass auch ein Akkordeon nur begrenzte Akkordmöglichkeiten hat. Zum anderen ist da der Versuch, Elektroelemente in den Singer/Songwriter-Sound zu integrieren, was bei Songs wie ‚One Shot‘ mehr als fraglich scheint.
Stark wirkt Grandjean nur dann, wenn er zu seinen Wurzeln des einfachen Folk zurückkehrt. So beschreibt ‚Arms In Arms‘ die Sehnsucht nach etwas Höherem in einer herrlichen Melancholie. Das erinnert zwar ein wenig an Ben Howard, jedoch mit wesentlich stärkeren Lyrics. Zwischendurch flüstert er sogar mal zu verspielten Klängen vor sich hin, im Einklang mit sich und seiner Musik.
Nach der Entdeckung des Akkordeons entdeckt er nun den Backgroundgesang, der seinen Songs gut tut und ihnen die nötige Ernsthaftigkeit verleiht. ‚Little Right Monsters‘ beispielsweise ist ein Monument des typischen Singersongwritings und gibt der Platte einen Rückhalt. Es trumpft mit ruhigen und sanften Klängen auf, die wie nach einem Sturm langsam hin und her schaukeln.
Together ist eine Platte voller Tatendrang und Experimentierfreude, welche leider nur in ihren kleinen und einfachen Songs überzeugen kann. Hier war kein Poet und kein Philosoph am Werk, dennoch sind die Lieder vielleicht gerade für den Sommer eine nette Begleitung.
Unbedingt mal reinhören:
‚Drugdealer‘, ‚Little Right Monsters‘, ‚Arms In Arms‘.
GRANDJEAN
Together
(Embassy Of Music / Warner)
VÖ: 02.05.2014
http://ngrandjean.net
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Autor: [EMAIL=tim.wegner@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Tim Wegner[/EMAIL]