I MIGHT BE WRONG – Berliner Act des Monats Dezember 2007


„You’ve got to search and find what you’ve lost. You’ve got to search and fight for what you love.“

Als Palmpeaches geboren, später Wohnzimmerprojekt und kreative Spielwiese – immer aber Herzensangelegenheit: Die Geschichte von I MIGHT BE WRONG ist so wechselhaft wie faszinierend. Als Band im Leben angekommen veröffentlichten die Berliner Musiker um LISA VON BILLERBECK (voc, guit, keys) und ANDREAS BONKOWSKI (voc, bass, keys, laptop) Ende November ihr Debutalbum auf Sinnbus. Das von Tobias Siebert produzierte It Tends To Flow From High To Low navigiert hinreißend zwischen erhabener Popmusik, brüchiger Songwritermelancholie und fein nuancierten Melodien mit lebendigen Klangbildern. Wir sprachen mit ANDREAS und LISA u.a. über die Entstehung des Albums und der Band und über ihre Arbeitweise als viel beschäftigte Musiker.

BiB: Zunächst Gratulation zu Eurem wunderbaren Debütalbum mit dem ebenso wunderbaren Titel It Tends To Flow From High To Low!
Andreas: Vielen Dank!

BiB: Die Entstehungsgeschichte der Platte ist ja schon sehr tragisch, wenn man bedenkt, dass ein Computercrash alles zunichte gemacht hat… Wie motiviert man sich nach solch einem Desaster, um quasi bei null wieder von vorne anzufangen?

Andreas: Nun zunächst möchten wir erwähnen, dass wir damals im Winter 2004/05 ganz andere Songs aufgenommen und in einer Besetzung spielten, die gerade im Begriff war auseinander zu gehen. Der Computerunfall fiel genau in den Moment als wir mit der Band neue Wege gehen wollten. Lisa und ich waren zu dem Zeitpunkt allein und überlegten, wie wir nun weitermachen. Als die Nachricht ins Haus flatterte, dass die Aufnahmen zu über 80% weg oder kaputt sind, konnten wir das erst nicht wirklich glauben und waren ziemlich zynisch. Nach und nach wurde klar, dass es nur noch ein paar Vorabmixe gab, von denen wir dann im Sommer 2005 eine Auswahl als EP zusammenstellten. Es war im Nachhinein nicht tragisch, dass die Aufnahmen weg sind, weil jetzt gefühlt auch der richtige Moment ist, für uns um ein Album zu veröffentlichen. Wir waren damals noch nicht wirklich eine Band wie wir es jetzt sind. So hatten wir die Chance an uns zu arbeiten und bessere Songs zu schreiben. Das war ein großer Anreiz!

BiB: Könnt Ihr die Entstehungsgeschichte von I MIGHT BE WRONG – von den Anfängen als Palmpeaches über Um- und Neubesetzungen bis zum heutigen Stand der Dinge – in ein paar Sätzen zusammenfassen? Was unterscheidet I MIGHT BE WRONG von vor zwei Jahren mit der Band heute?

Andreas: Alles fing an mit Lisa und ihrer Freundin Anne, die die Palmpeaches 2002 gründeten, die Beats wurden zu dem Zeitpunkt von Jan und Martin von SDNMT programmiert. Da die beiden Jungs dann zunächst mit der ersten SDNMT-Platte beschäftigt waren, blieben Lisa und Anne vorerst allein und spielten viele kleine Konzerte in Berlin und Umgebung. So hab‘ ich die beiden kennengelernt und wir nahmen zusammen im Sommer 2003 das erste Demo auf. Ein Paar Monate später war ich Teil der Palmpeaches und auch Jan und Martin hatten wieder Lust darauf. Wir machten zusammen Songs und beschlossen uns I Might Be Wrong zu nennen. Anne zog dann allerdings in eine andere Stadt und wir waren zu viert. Dann kam die erste Album-Session und die Platte verschwand – während Lisa und ich alleine übrig blieben mit den Songs. Dann fassten wir den Entschluss, weiter zu machen und eine richtige Band zu werden.
Vor 2 Jahren war I Might Be Wrong eher ein Projekt als eine Band. Jetzt hat alles ein Gesicht, und wir haben eine Sprache gefunden, die wir sprechen wollen mit unserer Musik.

BiB: Mit It Tends To Flow From High To Low hat Euer Label Sinnbus erstmals ein – ja quasi „klassisches Popalbum“ im Programm. Wie kam diese Entscheidung zustande?
Und – Andreas – wäre es nicht irgendwie logisch und konsequent gewesen, auch das wunderbare Siva.-Debüt The Story Is Complete, But I Think We’ve Lost The Book bei Sinnbus zu veröffentlichen?

Andreas: Für I Might Be Wrong suchten wir nach einem vielseitigem Label, hinter dem wir alle geschlossen stehen, weil wir die Platten mögen und wir künstlerische Freiheit behalten wollten, bei allem was wir tun. Sinnbus ist ein befreundetes Label, seit vielen Jahren und so lag der Entschluss nahe, zu ihnen zu gehen mit unserem Album. Es ist ein sehr vielseitiges und bodenständiges Label, dem wir vertrauen und zu dem unsere Musik gut passt, wie wir finden.
Was die Frage nach Siva. betrifft, so wollte ich den Blick aus dem eigenen Umfeld wagen und sehen, welche Wege wir mit anderen Leuten gehen können. Das war einfach große Neugier, mit der ersten eigenen Platte loszuziehen und auch der Wunsch, dass die Platte für sich steht, nicht so leicht einem bestimmten Umfeld zuzuordnen ist, spielte dabei eine Rolle. Siva. und I might Be Wrong sind zwar aus dem gleichen Umfeld entsprungen, ziehen aber jeweils ihre ganz eigene Kreise, so ist auch die Labelentscheidung vollkommen losgekoppelt voneinander getroffen worden.

BiB: Fast alle von Euch waren und sind neben I MIGHT BE WRONG in anderen Bands eingebunden. Andreas u.a. bei SIVA. und SDNMT, Florian bei LEANDER, Simon bei SIR SIMON BATTLE usw. Wie koordiniert Ihr so rein organisatorisch das Bandleben von I MIGHT BE WRONG? Wie vollzog sich der Schritt vom Wohnzimmerprojekt und Spielwiese hin zu einer „richtigen“ Band? Wie unterscheidet sich die Arbeitsweise von SIVA. zu der von I MIGHT BE WRONG?

Andreas: Wir versuchen möglichst, einen Zeitplan aufzustellen, damit wir wissen wann und was wir angehen wollen, schließlich muss ja so etwas wie eine Tour auch lange im Vorfeld geplant werden. Also versucht man, die kommenden Monate den einzelnen Projekten zuzuordnen, steckt Zeiträume ab und hält Rücksprache mit den Label und Booking, das ist schon ein ziemlicher Aufwand. Aber wir werden immer besser darin, alles unter einen Hut zu kriegen. Ich denke der Schritt zu einer richtigen Band lag zum einen in der Band-Instrumentierung (Gitarren, Schlagzeug, Bass usw.), die plötzlich in unseren Songs zu finden war und zum anderen hauptsächlich durch die vielen Proben und Konzerte die wir zusammen durchlebt haben. Alles wurde lauter und voller in den Liedern und wir merkten plötzlich, dass der Wohnzimmer- und Homerecording-Gedanke zwar immer noch allem zugrunde liegt, aber sich nunmehr darin äußert, wie Songs arrangiert werden und wo lieber Dinge weggelassen werden in der Produktion als aufgeblasen…
Siva. und I Might Be Wrong arbeiten letztendlich nicht so unterschiedlich. Es sind natürlich vollkommen andere Persönlichkeiten in den beiden Bands, aber der größte Unterschied in der Arbeit ist, dass Lisa alle Texte schreibt und daher auch ein vollkommen anderer Input in den Songs liegt. Die Songs zu Platte entstanden in relativ kurzer Zeit durch Lisa und mich. Bei beiden Bands hat sich die Besetzung geändert in kurzer Zeit. Elektronik ist bei beiden ein maßgebender Einfluss, und neue Wege werden weitergegangen und verfeinert. Auch in der Entstehung der Songs, da man ja zum Teil jetzt erst damit beginnt in den neuen Besetzungen Songs gemeinsam zu schaffen. Das bleibt also auch weiterhin spannend!

BiB: Das großartige Artwork Eurer CD und der Plakate/Flyer stammt von Lisa. Findet Ihr Euch persönlich auf den Illustrationen gut getroffen? Lisa – Wie und in welchen Situationen entstehen Deine Bilder?

Andreas: Wir finden Lisas Bilder alle ganz wunderbar!

Lisa: Ich zeichne ja immer und sehr viel, da ich ja auch an der Kunsthochschule studiere und das ja mein „normales“ Leben ist. Ich halte damit alles fest, was mir wichtig ist, was mich bewegt. Natürlich bin ich immer kreativer, wenn es mir weniger gut geht, aber eigentlich gibt es wenig spezielle Situtationen. Ich finde es schön, unser Artwork selbst zu machen, da so alles von uns kommt und zusammenpasst und gehört. Ausserdem kann ich da immer hundertprozentig machen, was ich gut finde, das ist ja auch irgendwie das Konzept von I might be wrong.

BiB: Gibt es Reaktionen seitens der Presse und aus Eurem Freundeskreis auf Euer Album, die Euch richtig glücklich machen bzw. sehr enttäuschen?

Andreas: Bisher fiel die Kritik überaus positiv aus – von allen Seiten. Einen richtigen Seitenhieb haben wir da noch nicht in Empfang nehmen müssen. Letztendlich ist es aber auch nicht so wichtig für uns als Band und unsere Musik, wir machen einfach worauf wir Lust haben; machen und schreiben was uns gefällt.

BiB: Im November/Dezember habt Ihr ein paar Termine zusammen mit SDNMT und AMANDA ROGERS gespielt. Mit welchen Plänen geht Ihr ins Jahr 2008?

Andreas: Im Frühjahr gibt es eine Tournee, auch Konzerte zusammen mit Delbo. Im Sommer wollen wir auf Festivals spielen. Genrell haben wir Lust, mehr Konzerte zu geben als bisher, und auch die nächsten Songideen wollen aufgenommen werden… Wir sind froh die erste Hürde genommen zu haben und die Platte nun veröffentlicht zu haben:. Nun ist alles offen und wir freuen uns auf das was da wohl kommen mag.

Vielen Dank für das Interview & alles Gute!

Das Album:



I MIGHT BE WRONG
It Tends To Flow From High To Low
(Sinnbus / Alive)
VÖ: 23.11.2007

I MIGHT BE WRONG spielen live als Support von GET WELL SOON am 17.01.2008 im Postbahnhof.

www.imightbewrong.de
www.sinnbus.de

Fotos: © I MIGHT BE WRONG

Autor: [EMAIL=jana.schuricht@bands-in-berlin.com?Subject=Kontakt von der Website]Jana Schuricht[/EMAIL]

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