Im Interview: BEAR HANDS


Beim ersten Hinhören wirken BEAR HANDS wie eine typische Indie-Konsensbands. Beim zweiten Hinhören wandelt sich dieser Eindruck nicht fundamental. Ihr im August in Deutschland erscheinendes Album Distraction ist ein pop-versessenes, ironisches Werk über die Vergänglichkeit von Beziehungen und Herzschmerz-Stress. Dessen Strukturen und Aufhänger wie I am loving you more versetzen zwar nicht in großes Staunen, doch eingängige Basslines und die pulsierende Synthesizer-Arrangements verleihen dem Ganzen eindeutig Ohrwurm-Potential.

Während die Band schon durch halb Amerika getourt ist (u.a. mit PASSION PIT und MGMT), auf dem Coachella-Festival auftreten durfte und immer mehr Aufmerksamkeit in UK erregt, hatte man sie hier zu Lande bisher wenig auf dem Schirm. Zeit, das zu ändern: Wir trafen TED FELDMAN (Gitarre) und VAL LOPER (Bass) für ein nicht immer ernsthaftes Interview im Michelberger Hotel…

Ihr kommt gerade frisch vom Great Escape-Festival in Brighton. Wie war‘s, Jungs?

TED: Gestern hatten wir nicht gerade unsere tollste Show. Das Wetter war beschissen. Wir mussten unsere Sachen einfach auf die Bühne schmeißen und los ging es. Unser Sound war fragwürdig! Schreib in deinem Magazin aber einfach, dass alles ganz großartig war. Die tollste Show. Es war sooo gut. Es hat alle umgehauen. Die Menge hat uns geliebt. Ganz Twitter ist ausgeflippt.

Ihr lasst gerne mal auf euch warten: Seit dem letzten Album sind vier Jahre vergangen! Was zur hölle habt Ihr in der Zeit getrieben?

TED: Wir sind eine Menge durch die USA getourt. Wirklich eine Menge. Und wir sind… menschlich gewachsen! Wir haben über das Leben gelernt. Ein bisschen.

VAL:Es sind ein paar gute Dinge passiert, ein paar schlechte Dinge, hier und da sind mal ein paar Bomben hochgegangen.

TED: Ein bisschen Herzschmerz gab es auch. Ach, und wir haben eine EP mit drei Songs aufgenommen.

VAL: …über die keiner redet! Das war in 2012.

‚Agora‘ from BEAR HANDS on Vimeo.

Und diese geballte Ladung Lebenserfahrung hat euch angeregt, an Distraction zu arbeiten?

TED: Ja, aber auch das Touren. Und zuhause vor dem Computer zu hocken und nicht zu wissen, was man mit sich und der Zeit anfangen soll. Sooo insprierend. Und auch ein bisschen universell.

Allem Anschein nach ist bei Euch zurzeit einiges im Gange. Fühlt es sich so an, als ob BEAR HANDS jetzt zum nächsten Level aufsteigt?

TED: Ja, wir haben ein Album mit besseren Songs und einem besseren Klang. Jedenfalls hoffe ich das. In dieser Pause konnten wir musikalisch an uns arbeiten und sind über uns hinausgewachsen. Hoffentlich sind es also nicht nur 12 Songs unter 24, die sich einfach an das Vorgänger-Album anreihen und hoffentlich kann man heraushören, dass wir einen Sprung nach vorne gemacht haben.

VAL: Durch das Touren sind wir als Band besser geworden und von daher denke ich, dass dieses Album selbstbewusster wirkt, denn wir sind ja auch als Band mit den Erfahrungen der letzten Jahre selbstbewusster geworden.

Ted: Und älter! Total komisch ist das – hört einfach nicht auf!

Abgesehen von der Gemeinsamkeit des Älterwerdens seid Ihr zumindest laut Band-Biografie eine Truppe voller Gegensätze und konträrer Charaktere.

Ted: Weißt du, wir sind nicht diese Art von Band, bei der alle schon seit der Highschool Kumpels sind und bei der alle die gleichen Erfahrungen während des Aufwachsens gesammelt haben. Alles lief bei uns sehr unterschiedlich ab und wir hören allesamt auch sehr unterschiedliche Musik. Persönlich gesehen sind wir starke Individuen, und ich denke, das hört man aus der Musik heraus. Die Elemente sind äußerst verschiedenartig und ganz genau bestimmt. Es gibt viele Spannungen zwischen uns, aber irgendwie ist genau das im kreativen Prozess gut. Jeder von uns kann seine eigenen Ideen exakt definieren.

Welche Gefühle strecken hinter dem Titel Distraction? Fühlt Ihr euch zerstreut, abgelenkt oder gibt es etwas, von dem Ihr euch ablenken wollt?

TED: Ich bin permanent abgelenkt. Ich fühle mich dauernd so, als ob ich nicht das tun würde, was ich tun sollte. Kein schönes Gefühl! Du hast es ja schon gesagt: Wir haben eine lange Zeit gebraucht, um dieses neue Album aufzunehmen. Dabei ist es genau das, was wir wirklich machen wollen. Es gibt viel Müll, der ablenkt: Arbeit, das Internet…

VAL: Beziehungen! Auseinanderbrechende Beziehungen!

TED: Und das Musik-Business hat auch noch mal seine ganz eigenen Seiten: Geld verdienen und all die anderen Leute, die etwas dazu sagen. All das ist nicht immer dienlich und sehr zerstreuend, wenn man eigentlich nur umsetzen möchte, was man gerade im Sinn hat.

In den neuen Songs liebt irgendjemand immer mehr, als er geliebt wird. Was ist da los? Ist die Liebe so eine verkorkste Angelegenheit für Euch?

TED: Wir sind alle total romantisch! Die Texte sind während einer wirklich üblen Phase geschrieben worden, in der Beziehungen kaputtgegangen sind. Das hat die Texte sehr geprägt und deswegen fallen alle Kommentare über die Liebe in den Lieder eher so aus.

Was meint ihr, was hebt eure Musik von den anderen Indie-Rock-Bands da draußen ab?

TED: Unsere Arrangements sind irgendwie durchbohrend, aber wir sind nicht anders als jede beliebige andere Band. Wir sind vier weiße Jungs mit Gitarre aus scheiß Brooklyn. Wir sind genau so, wie alle anderen. Nur besser!

VAL: Wir sind Vampire Weekend!

BEAR HANDS am 19.08.2014 in Berlin – Privatclub

BEAR HANDS
Distraction
(Cantora)
VÖ: 08.08.2014

bearhandsband.com

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