Wenn es eine Liebe für immer gibt, dann ist es für die in Berlin wohnhafte Indie-Rock-Band THE I WONDER wohl die zum Britpop. Bereits seit 2007 schreibt das Quartett mit Wurzeln bis nach UK und Dänemark große Melodien und veröffentlichte 2012 den ersten Longplayer, dessen 12 Tracks in ausgetüftelten Metaphern die ein oder andere persönliche Sackgasse oder gescheiterte Beziehung verarbeiten.
Anlässlich ihres am kommenden Freitag (18.07.) anstehenden Auftritts im Rahmen von im Berliner Rosi’s zusammen mit den befreundeten SATANS MINEONS aus Nottingham trafen wir Sänger DENNIS BENGTSON, Gitarrist und Keyboarder STEPHEN MORTIMER sowie Bassist JASON BONGARDS für ein Interview.
Ihr kommt alle aus sehr unterschiedlichen Ecken: Stephen ist aus Nottingham, Dennis aus Kopenhagen, Jason aus Potsdam. Wie habt Ihr in dieser Konstellation als Band zusammengefunden?
DENNIS: Stephen und Jason sind schon seit ungefähr zehn Jahren in einer Band. Ein Mitglied ist dann 2009 mit seiner Freundin nach Spanien gegangen und die beiden Jungs haben einen neuen Sänger gesucht. Daraufhin bin ich zum Proberaum nach Babelsberg gefahren. Schon beim ersten Anlauf hat alles gepasst. Ich habe mich dann gegen einen anderen Sänger durchsetzen können. So haben wir uns gefunden.
STEPHEN: Wir haben uns also nicht irgendwo getroffen und uns dazu entschieden, gemeinsam nach Berlin zu gehen. Was uns verbindet ist die Tatsache, dass wir alle aus unterschiedlichen Gründen nach Berlin gekommen sind und letztendlich doch alle den gleichen Beweggrund hatten: Was auch immer du aus deinem Leben machen möchtest – es ist viel einfacher in Berlin zu erreichen, als in jeder anderen Stadt. Ob das nun eine Beziehung ist, die man retten möchte, die Kunst, die man voranbringen will oder die Suche nach einem Job.
Unterscheiden sich eure musikalischen Backgrounds durch das Aufwachsen in verschiedenen Ländern? Bringt jeder ein paar besonders ausgeprägte Einflüsse von Zuhause mit?
STEPHEN: Ich bin mit Britpop aufgewachsen. Tatsache ist aber, dass es Dennis als Däne genauso ergangen ist und er ebenfalls schon immer ein tierischer Fan von OASIS war. Ich war zunächst ein wenig skeptisch, als er das erste Mal mit seiner Lederjacke und so in den Proberaum kam. Ich dachte, er wäre zu sehr der Rocker. Aber dann haben wir uns über Britpop unterhalten und ich musste feststellen, dass sich der Kerl verdammt gut auskennt. Der britische Einfluss ist damit wohl unser größter. Kai, unser Drummer, ist aber der totale Fan von amerikanischem Punk.
JASON: Und ich habe sechs Jahre lang in einer Metal-Band gespielt!
Was beeinflusst Euch abgesehen vom Britpop beim Songwriting?
STEPHEN: Berlin!
Kann man das denn aus den Songs heraushören?
STEPHEN: Ja, wenn man ganz genau auf die Worte achtet. ”Spiral Stair” handelt beispielsweise von all den Dingen, die hier geschehen und den Beziehungen, die man hier schon hatte. „Spiral Stair is waiting for some fool to fall straight down“. Die Spirale führt zwar nach oben, aber man bewegt sich immer im Kreis. „Streetlight“ dreht sich auch um unser Leben hier. Das Berliner Leben hat es für sich, dass die Nächte immer dann enden, wenn es eigentlich gar nicht mehr Nacht ist. Der Song fängt diesen Moment ein, wenn man den Club oder die Wohnung von irgendjemand verlässt. Man öffnet die Tür, die Sonne sticht einem in das Auge und man denkt: „Muss das denn wirklich so brutal sein?“.
Atmosphärisch ist auf Pages wirklich alles vorhanden: Sowohl Power-Stadion-Rock als auch emotionale Balladen. Ein möglichst kontrastreiches Album aufnehmen – war das der Plan?
STEPHEN: Ich würde nicht sagen, dass wir einen richtigen Plan hatten, aber wir wollten schon so viel wie möglich unterbringen. Und Kontraste herzustellen war uns auch wichtig. Es gibt Momente auf der Platte, in denen steht lediglich das Piano und die Stimme im Vordergrund. Und dann gibt es Momente, in denen geschieht alles auf einmal. Das macht gute Musik aus, nicht wahr? Wenn ein Foto schöner aussehen soll, dann verstärkst du auch die Kontraste und plötzlich erscheint alles größer.
JASON: Im Grunde haben wir einfach damit angefangen, Songs zu schreiben, und wenn sie gut waren, dann haben wir sie genommen. Einen richtigen Plan gab es nicht. Das Album hat von alleine die Richtung eingeschlagen. Am Ende ist das entstanden, was wir haben wollten. Eine festgelegte Message gab es auch nicht.
Gibt es einen Song, der für Euch das Herzstück der Platte ist?
STEPHEN: „Greenwhich Quay“! In London habe ich fünf Minuten von Greenwhich Quay entfernt gelebt. Der Song dreht sich um meine Gefühlswelt dort und stellt sie der jetzigen gegenüber. Die Schlüsselzeile ist “rescue me from all that I’ve become, these London lights throw shadows long”. Es geht um zwei Menschen, die zusammen sein wollen, die aber intern zu viele Probleme haben und denen es das externe Leben in London auch nicht leichter macht. Es ist eine glänzende Stadt, aber je mehr Licht etwas wirft, desto mehr Schatten entsteht auch. Und gerade weil alles so leuchtet, wird man nicht zugeben, dass man selber im Schatten lebt. Noch dazu ist es eine kleine Ode an OASIS. Ich werde ihn jetzt nicht mit „Don’t Look Back In Anger“ vergleichen…
DENNIS: Nee, lass das mal!
STEPHEN: Hey, ich bin in England aufgewachsen!
Sind inzwischen auch schon neue Songs entstanden, die wir dann im Rosi’s zu hören bekommen werden?
STEPHEN: Ja, das Album ist für uns mittlerweile schon etwas veraltet. Wir haben es in 2012 herausgebracht. Gerade arbeiten wir an einer neuen EP. Wir haben fünf neue Songs, die sich um ganz andere Gefühle drehen. Jetzt setzen wir uns mit dem Ruhm auseinander (lacht). Damit, wie man nicht die vor die Haustür treten kann, weil einen die Fans verfolgen. Harte Sache! Jedenfalls werden wir die neuen Songs dann live spielen und natürlich auch ein paar alte von dem Album. Mit den neuen Sachen sind wir jedenfalls sehr zufrieden, denn sie setzten die Schwerpunkte besser und sind prägnanter im Ausdruck.
THE I WONDER am 18.07.2014 live im Rosis (w/ SATANS MINEONS)
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