JENS FRIEBE – Abändern


Vom kleinen Jungen, der nie Han Solo sein durfte.



Weil JENS FRIEBE so ein mickriges, dünnes Kind war, musste er beim Star Wars-Spielen immer Luke Skywalker sein. Jetzt kann man sagen: „Ist doch super, Hauptrolle!“, aber nein, der war ja nur der weinerliche Jedi-Ritter, Han Solo hingegen, der war Draufgänger und Ladies‘ Man.

Was hat das nun mit dem neuen Album von JENS FRIEBE zu tun? Eigentlich nichts, ist nur eine nette Episode aus einem sehr ausführlichen Interview mit dem Herren, das anlässlich der bevorstehenden Albumveröffentlichung auf seiner Homepage zu finden ist. In diesem Interview wird auch alles gesagt, was es zum Thema Abändern zu sagen gibt, von daher könnten wir uns jetzt zurücklehnen, aufhören zu tippen und einfach den Jens selbst sprechen lassen. Ein paar Worte sollen an dieser Stelle aber doch verloren werden.

JENS FRIEBE ist seit jeher einer der meistunterschätzten Künstler Deutschlands, zumindest, wenn man das an dem Bekanntheitsgrad des Wahlberliners misst. Und das obwohl er seit mittlerweile nun vier Alben Neuzeitpoesie schreibt, wie es sonst vielleicht nur Linus Volkmann könnte. Auf eben dem kommenden Album Abändern geht das nicht minder gut weiter, als es auf der letzten Platte aufgehört hat. Mehr noch, man möchte fast sagen, dass Abändern eher Friebes zweitem Werk In Hypnose nahe kommt. Warum kann man gar nicht so genau sagen, aber es gibt hier mehr hüpfende Melodien als auf Werk Nummer drei. Textlich jedoch entfernt sich der Herr immer ein bisschen mehr von seinen Ursprüngen (sofern man das erste Album so bezeichnen möchte). Die Lieder auf Abändern sind etwas abstrakter und thematisch nicht gleich zu hintersteigen. So gibt es das Lied über die schwule Nazi-Kleinstadt-Romanze, eine Huldigung an einen schwulen Kommunisten, Einblicke ins Irrenhaus, jede Menge Vögel, ein Bild der Hipster-Gästelistenszene und weitere Romantik. Wenn das jetzt noch einer in Schwedisch sagen könnte, wär das doch ein gutes Script für ‚Die Sendung mit der Maus‘.

Jedenfalls… JENS FRIEBE. Der Sound bewegt sich immer noch im für ihn typischen Synthie-ohne-Synthie-Mileu, also irgendwie NDW aber mit echten Instrumenten. Ein besonderer Knüller ist ihm dann mit dem quasi namen- und themengebenden Stück ‚Up & Down‘ gelungen. Weil man sich beim Vengaboys-Original verhört hatte und statt des „Up & Down“ „Abändern“ verstand, wird eben jenes hier von Friebe-Band-Bassistin Juli Miess und ihren Freundinnen gesungen. Auf die Originalmelodie der Vengaboys, die aber lediglich mit Klavier (ein vielbenutztes Instrument auf diesem Album), Schlagzeug und sowas wie einer Feuerwehrsirene umgesetzt wurde (für alle DJs: Bummst aber trotzdem ordentlich und darf gern mal in der Indie-Disko probiert werden).

Der Spannungsbogen ist zwar etwas unglücklich gespannt (dabei hat man sich sicherlich etwas gedacht), es geht (zumindest melodisch) fröhlich los, wird noch fröhlicher, aber dann wechselt die Platte ins Romantische, Ruhige. Alles in allem (wollen wir die Sache mal zu einem Schluss bringen, bevor noch mehr Klammern benutzt werden) ist Abändern das, worauf der Friebe-Fan gehofft hatte. Lieder wie ‚Charles De Gaulle‘ oder ‚Reste‘ geben uns den aufgeputschten Friebe vom ersten Album, ‚Sag Ja‘ könnte auf dem zweiten Album gewesen sein, ‚Alles über die Welt‘ und ‚Irre‘ knüpfen an das letzte Album an. Das klingt jetzt, als wäre Abändern so eine Art Best Of-Album mit neuen Lieder. Nee, das nun wirklich nicht. Ist halt ein JENS FRIEBE-Album. Was willste mehr. (Soll heißen: supergut).

JENS FRIEBE am 14.10.10 im Monarch (Record Release Party/ kein Konzert!) und am 08.12.10 live in Berlin/ Festsaal Kreuzberg

JENS FRIEBE
Abändern
(Zick Zack/ Indigo)
VÖ: 08.10.10

www.jensfriebe.de
www.myspace.com/jensfriebe

Autor: [EMAIL=melanie.gollin@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Melanie Gollin[/EMAIL]

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