Mit dem in Januar erscheinenden Me And Maar Guitar lässt MAX BUSKOHL nach langer mit neuer Musik von sich hören. Das auf 500 Stück limiterte Mini-Album enthält acht Songs, aufgenommen mit Wolfgang Stach im Kölner Maarwegstudio2, die der Berliner Singer-Songwriter während der letzten fünf Jahre geschrieben hat. Exklusiv für Popmonitor hat Buskohl, der noch bis Februar im Düsseldorfer Roncalli’s Apollo Varieté auftritt, die Tracks schon mal ausführlich kommentiert…
I SWEAR
Den Song habe ich zwei Tage vor dessen Aufnahme, im Backstage-Bereich des Roncalliʼs Apollo Varietes, in Düsseldorf, wo ich zwischen Oktober und Januar gesungen habe, geschrieben. Das Schreiben hat viel Spaß gemacht, weil man viele Sachen einfach erfinden kann und nicht alles Sinn machen muss. Somit kann man Wörter erfinden oder ihnen neue Bedeutung verleihen. Der Song handelt von einer unangenehmen Situation, in der ich ein Jahr zuvor steckte, und die sich an dem Tag ins Gespräch schlich. Ich saß mit der Gitarre dort und fing einfach an, rannte auf die Bühne, um zu singen, und kam von der Bühne mit einer weiteren Idee, und wieder rauf… Bis dann nach der Show der Song stand.
OH YEAH
Im Oktober 2016 habe ich meinen ersten Job auf einer „Theaterbühne“ bekommen. Als Sänger für eine rockige Produktion namens „Route 66“, ebenfalls im Apollo, Düsseldorf. Bei den Proben war die fantastische Choreographin Rhiannah Kitching da und hat alle Artisten, Tänzerinnen und Musiker eingewiesen und brachte dann irgendwann den Spruch: „1, 2, 3, 4, 5, 6 you can do better than that“ im Rhytmus zur Musik. Ich drehte den Spieß um und bezog es auf die Politik bzw. unsere „demokratische“ Situation.
NOT JUST YET
Ich lag in meinem Souterrainzimmer (ein halber Keller). Das Fenster von meinem Schlafzimmer war auf gleicher Höhe wie die Schuhe der Passanten auf der Dieffenbachstraße in Kreuzberg. Leider auch wie die Scheißhaufen ihrer Hunde… Jedenfalls schien die Sonne aber ab so ca 10:30 Uhr im Sommer direkt rein auf mein Bett für zehn Minuten. Bei mir kommen immer die wilden Träume morgens, wenn man noch mal einschläft beim Dösen. Oftmals sind es schöne Träume – Träume, in denen alles so klar ist und man genau weiß, was man will. So einen Traum wollte ich festhalten. Die Geige auf dem Stück spielt Joon Lauenkamp aus Köln. Eine super spontane Entscheidung – ohne den Song jemals gehört zu haben, hat er das Ding in einer halben Stunde eingefiedelt.
SINCE I LEFT MY BABY
Das ist der einzige Song, den ich nicht alleine geschrieben habe. Text und Musik entstanden in London. Zusammen mit dem wunderbaren James Walsh, von der britischen Brit-Pop-Band Starsailor am Klavier, ich an der Gitarre, dichteten wir uns einen zusammen. Es sollte damals ein Song werden für meine Soloplatte mit Universal. Verstehe bis heute nicht, warum der abgelehnt wurde. Aber zum Glück darf ich ja jetzt wieder darüber entscheiden.
MAYBE DOWN IN PARIS
Mein Vater hatte eine sehr familiäre Beziehung zu einer der größten Legenden Amerikas (zumindest für eine bestimmte Community) – Levon Helm, Drummer der Band mit dem besten Bandnamen aller Zeiten: The Band (früher The Hawks). Der wohnte in Woodstock, New York und wir besuchten ihn immer mal wieder. Ich bin kein Mensch, der sich hinsetzen kann und einen Song erzwingen kann. Es geht – ich tue es aber ungern. Es gibt Orte oder Momente, da fallen dir die Songs aus dem Ärmel, man muss noch nicht einmal mehr ziehen. „The Barn“ von Levon Helm war auf jeden Fall bzw. ist ein solcher Song. Es ist ein „the grass always looks greener on the other side“-Stück mit einer traurigen, dennoch zuversichtlichen Protagonistin, die in der Ferne ihr Glück sucht. Aber die Ferne heilt keine Wunden.
SAY GOODBYE
Ein solch positiver Song, der die Zweisamkeit befürwortet, kommt mir selten unter die Finger. Diesen Song habe ich schon etliche Male aufgenommen, in diversen Konstellationen. Doch diese pure Version hat durchaus ihren Charme. Im Zwischenteil kommt sogar noch ein Reggae-Feel auf durch die karibisch angehauchten Harmonys. Vor ein paar Jahren habe ich eine Banjo-Version dieses Songs benutzt – für ein Video, in dem ich, mit meinem australischen Straßenmusikerkollegen (The Neigh-Kid Horse) per Anhaltervon Berlin nach Budapest gereist bin.
A CHORD
Im Irish Pub auf der Gleimstraße in Berlin erlebte ich eine merkwüdige Situation. Ich saß mit Freunden und es lief ein Lied. Ich kannte es nicht, und es war auch noch nicht laut, und doch machte es mich unfassbar traurig. Ich konnte meine Trauer kaum deuten, und auf einmal dachte ich an meinen besten Kumpel aus meiner Nachbarschaft auf Lanzarote, wo ich acht Jahre lebte. Ich würde es auch viel eher als meine Heimat bezeichnen als meine Geburtsstadt Berlin. Sein Vater war ein alleinerziehnder, irischer Entertainer, der in diversen Irish Pubs auf der Insel quasi 365 Shows im Jahr spielte. Ich war damals 10 oder 11, als sein Vater starb. Es riss unsere Freundschaft ausseinander. Und somit widme ich ihm diesen Song.
AFTER ALL (BONUS TRACK)
Die Aufnahme dieses Songs ist ziemlich bemerkenswert. Hannes Kelch spielte live die Hauptgitarre ein, während ich live einsang. Das verleiht diesem Song so eine komplette zeitliche Freiheit. Wir schauten uns kaum an, gingen im Prinzip nur nach Gefühl. Es klingt meines Erachtens, als hätten wir den ein paar Tage geübt… Ich schrieb den Song in München aufm Busbahnhof, nahm den dort mit meinem Handy auf und ging damit in Berlin zu Hannes ins mixberlin-Studio. Wir brauchten nicht lange, bis wir wussten, wie er aufgenommen werden muss, und es dann auch taten. Wenn mich nicht alles täuscht, war es sogar einer der ersten zwei Takes. Also eine schöne One-Take-Aufnahme wie die meisten der Songs auf der Platte.
MAX BUSKOHL
Me And Maar Guitar
(Eigenvertrieb)
VÖ: Januar 2018