„Tief im Innern ist er einfach eine coole Sau“ heißt es im Presseinfo zur Berlin E.P., doch im Video zur Auskopplung „Berlin du bist so wunderbar“ (nicht verwandt mit der bekannten Kaiserbase-Bier-Nummer) versteckt sich SINAN MERCENK unter einer von Regisseurin und Maskenbildnerin gestalteten Kamel-Maske. Die passt ins Bild von Berlin als Oase für die internationale Party-Karawane, und folglich macht es Sinn, dass es Sinan zu den vermeintlich populärsten Plätzen der Stadt zieht: Warschauer Brücke, Berghain, Rosenthaler Platz, Oranienburger Straße, Arena-Gelände – wahre Hotspots allesamt oder zumindest die der Fast Food-Touristen und Billigflug-Hüpfer. Die finden hier denn auch gleich den Sound wieder, den sie vermutlich mit Berlin verbinden: minimalistische Tech-House-Beats mit einem Minimum an Groove und einem dunkel dahergeraunten One-Liner, den man auch in runtergerockter körperlicher Verfassung und / oder ohne Deutschkenntnisse zusammenbringt. Der gebürtige Lübecker Mercenk hat sich durch die Hamburger House-Szene der Neunziger geschlagen und jettet heute regelmäßig zwischen Berlin und Istanbul hin und her. Man möchte meinen, ein so arrivierter Großstädter könne unserer Stadt neue Perspektiven abgewinnen oder zumindest dem Hauptstadt-Hype mit dem nötigen, wichtigen ironischen Abstand begegnen. Mit „Berlin du bist so wunderbar“ tut er weder das eine noch das andere.
SINAN MERCENK
Berlin E.P.
(Ideedeluxe Records)
VÖ: 20.01.2017