Stefanie Schrank – Schlachtrufe BRD

Auf ihrem zweiten Album führt STEFANIE SCHRANK zum einen ihren bekannten Stil zwischen Indie- und Krautpop konsequent weiter. Zum anderen erteilt sie dem Hörer eine kleine Lektion Geschichtsunterricht zur deutschen Popmusik, in die sie sich selbst eingeschrieben hat.

Das Titelstück erinnert an eine ganz besondere Samplerserie, die Deutschpunk-Platten der Reihe Schlachtrufe BRD. Als sie sie „’96 im Wohngebiet“ entdeckte, war bereits die vierte erschienen (mit DIE ÄRZTE, DRITTE WAHL, TERRORGRUPPE usw.). Die fünfte folgte 1997. Im Rückblick stellt Schrank fest: „Komisch, wie wenig Abweichung es im Widerstand gab, wie weiß, wie männlich, wie orthodox sie waren – Kleiner Katechismus deutscher Punks mit Gitarren.“

Stilistisch erinnert Stefanie dabei an ihre Zeit als Bassistin bei den Indiepopbands LOCAS IN LOVE und KARPATENHUND in den 2000ern. Schon 2001 begann sie ja selbst ihren Anteil an der Indiepop-Bewegung zu nehmen. Mit dem langsamen Elektro-Cover „Dude, What The Fuck“ von KAPUT KRAUTS schleudert sie dem „aufgeklärten Patriotismus“ der Deutschlandfahnenseligkeit von Fußballmeisterschaften ihre Ablehnung entgegen, was von den Punkern 2009 noch auf die „Du bist Deutschland“-Kampagne und die WM 2006 bezogen war.

Steffi interessiert am Deutschpunk eben nicht der „Style“ sondern die „Haltung“. Popmusik verfügt schließlich über geradezu magische Eigenschaften: Ernst genommen kann sie weitaus mehr, als Stimmungen verändern, Gefühle und Gedanken übertragen. Sie kann Erinnerungen wachrufen und Phantasien aus dem Unterbewusstsein heraufholen. Zudem kann sie eine andere Subjektivität vermitteln, als die in der Realität vorgegebene. Im Widerstand zur Disziplinierung und Normierung in der Lebenswelt ermöglicht sie ganz andere Bezüge zu sich und zur Gesellschaft.

Mit „Manda“ schließt sie dann an ihre Elektro-Experimente des Debüts Unter Der Haut Eine Überhitzte Fabrik (2019) wie „Mothra“ an. „Dream Diary Pt. 1“ ist ein weiterer Rückblick in die eigene Jugend.

Schranks Liebe zum Pop wird schließlich mit ihrem traurig-schönem Cover des Kuschelrock-Klassikers „All Out Of Love“ von AIR SUPPLY vorgeführt. Statt dessen Herzschmerz ins kaum erträgliche zu steigern wie DECLAN GALBRAITH, zieht sie ihn mit breiigem Elektro in die Nachdenklichkeit. Das ist kühl und magisch wie eine Plattenbausiedlung.

 

Stefanie Schrank
Schlachtrufe BRD
(Staatsakt/Bertus)
VÖ: 20.04.2024

www.stefanieschrank.com

Live

13.05.24, Münster, Pension Schmidt
16.05.24, Stuttgart, Merlin
17.05.24, München, Strom
25.05.24, Essen, Hotel Schanghai
30.05.24, Hamburg, Knust
31.05.24, Langenberg, KGB
25.07.24, Köln, Stadtgarten
26.09.24, Köln, Bumann & Sohn
28.09.24, Hersbruck, Kulturbahnhof
12.10.24, Düsseldorf, Bilker Bunker
15.10.24, Münster, Pension Schmidt
21.11.24, Frankfurt, Mousonturm

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