THE JEZABELS – The Brink

Post-Pop-post-Punk-post-80s-post-Rock oder so ähnlich kann man den Stil von THE JEZABELS beschreiben. Die vierköpfige Indie-Pop-Band aus Australien schert sich allerdings wenig um solche Labels, weil sie für sie sowieso keine Grenzen bedeuten. Schamlos werden in das zweite Album The Brink die fröhliche und tanzbare Seite der Popmusik ebenso wie deren Schattenseiten integriert.

Für The Jezabels gehört Pop ohnehin zu den dunkelsten Musikrichtungen. „Wenn man sich anschaut, was Pop-Interpreten so treiben und worüber sie dann in ihrer Musik reflektieren, dann ist Pop wirklich das verdrehteste und gruseligste Zeug“, sagt Frontfrau Hayley Mary. Seit 2007 machen sie, Gitarrist Sam Lockwood, Schlagzeuger Nik Kaloper und Keyboarderin Heather Shannon gemeinsam Musik. Nach drei EPs brachten die alten Schulfreunde 2012 ihr Debütalbum Prisoner heraus, für das sie den ARIA-Award gewannen. Es folgte ein Jahr intensiven Tourens, das die Bekanntheit der Indie-Band bei Fans rund um den Globus vorantrieb und festigte. Nun ist das Zweitlingswerk The Brink erschienen.

Und darin hört man, dass es stimmt: The Jezabels sind vom Glanz, Glamour und Upbeat der Popmusik genauso fasziniert wie von ihren düsteren Seiten. Davon erzählt The Brink – einerseits tanzbar und fröhlich, andererseits dunkel und bedrohlich. Vor allem die ungewöhnlichen Lyrics füllen die Dancemucke mit Wehmut und bedrückender Klarheit – nichts mit klassisch-langweiligen Pop-Reimen. Während man tanzt, fällt es einem plötzlich wie Schuppen von den Augen: Ey, ich gehe gerade zu Abschied, Hoffnungslosigkeit und Dunkelheit ab… Auch eine Form der Therapie.

The Brink ist insgesamt nicht wirklich variantenreich – hier ist ohne Zweifel eine sehr junge Band am Start –, dennoch lässt es einen nicht los. Das liegt wohl daran, dass zwar alle zehn Songs zusammen konsistent wirken, jedoch jedem einzelnen seine eigene Abwechslung innewohnt. Momente der Zurückhaltung gehen in plötzliche Höhepunkte über, sinken dann wieder ab oder steigern sich unaufhaltsam immer weiter und weiter. In Talk-Talk-ähnliche schnelle Wechsel (‚The Brink‘), regentropfenartige Keyboards (‚Psychotherapy‘), minimalistische Gitarren (‚Time To Dance‘) und explosive Schlagzeugbeats (‚Beat to Beat‘) mischt sich die Indie-Stimme von Sängerin Hayley Mary – einfühlsam, aufmüpfig, klar. Anspieltipp: ‚No Country‘.

Die eingängigen Melodien und kompromisslosen Texte machen aus The Brink ein absolut hörenswertes Erlebnis, ohne zu wissen, warum eigentlich. Aber das ist auch nicht nötig. Niemand will wissen, warum die Therapie wirkt. Hauptsache, sie wirkt.

THE JEZEBELS
The Brink
(PIAS / Rough Trade)
VÖ: 14.02.2014

www.thejezabels.com

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