Tokyopill – Untitled.

Nicht viel gutes gibt es in diesem Jahr aus der Ecke des Lofi-HipHop zu berichten. Aber immerhin: Das Projekt TOKYOPILL aus Las Vegas deutet einen Stilwechsel an. Eigentlich werden hier auf vielen EPs Jungle-Vibes und Breakcore-Beats produziert. Jetzt liegen 16 unbenannte Tracks zwischen einer halben und eineinhalben Minute Länge vor.

Der Start wird mit klassischem Jazzpiano und raschelnden Beats gemacht. Auch ein Saxophon darf auftauchen und eine Feierabendstimmung zaubern. Die Nummer drei lässt eine black Männerstimme die Phrase „would die“ singen. Melancholie wird hier groß geschrieben.

Es folgen in Nr. 4 HipHop-Beats und Old-School-Raps. Der Track wird noch einmal ohne die Raps wiederholt. Der coole Jazzhop, der hier zelebriert wird, übertrifft gängige Produktionen in seiner Reduktion und Klarheit.

Das japanophile Projekt Tokyopill muss natürlich auch einen Remix eines Anime-Songs bieten (Nr. 8), an den sich wiederum eine Saxophon-Stück anschließt. Wer seine Nacht zwischen Animes im Netz und dem Blick aus dem Fenster verbringt, findet sich hier wieder.

Die Lofi Music vermittelt kaum Inhalte sondern eher eine bestimmte Haltung: Die Nr. 14 gewährt einen unheimlichen und ruhigen Einblick in die sonst üblichen Breakcore-Beats des Producers, die für die Hektik der Großstadt stehen. Die Retropop-Remixe zum Abschluss deuten auf den Kitsch, der wohl auch zu diesem Lifestyle gehört. Postmoderne Vereinsamung und Träumerei statt moderne Solidarität und Rebellion – so fühlt sich die heutige Jugend.

 

Tokyopill
Untitled.
(Selbstvertrieb)
VÖ: 09.09.22

Album auf Bandcamp

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