
Das Indielabel Strange Daisy Records aus New Orleans hat zum Nikolaus eine Weihnachtscompilation seiner Artists und Bands zusammengestellt. Von dem Erlös werden gleich vier Organisationen, die sich gegen Hunger und andere soziale Probleme stark machen, unterstützt.
Los geht es recht konventionell mit dem melancholischem Indiepop „Where’d All The Good Times Go?“ von KELLY DUPLEX. Der Sänger stammt wie seine Kollegen auf dem Album aus Louisiana. Es ähnelt den tollen Compilations der britischen Kampagne Have Yourself A Merry Indie Christmas der letzten Jahre. Da wurde realistisch über die Weihnachtszeit nachgedacht, aber auch laut zu Indie- und Punkrock gefeiert. Und so spielt auch die Band HIGH das fuzzy „Cuz Christmas“. In die selbe Kerbe schlägt Psychorocker DRE PERISH mit „Love This Holiday“.
In aller Vielfalt bleibt die Stimmung hier aber mehrheitlich gedrückt. „On The Tree“ von MESOPEAK etwa klingt nach Lofi-Emo. BRUCEY erzählt in „Meet Me At McKenzie’s“ wie einst der deutsche Kollege SVEN VAN THOM („Weihnachten Rieselt Kein Schnee“), dass er als Erwachsener zu den Festtagen in die Heimat zu Eltern und Freunden zurückkehrt. Die Feierei ist aber irgendwie nicht mehr so schön wie früher. Als einzige stellen sich THE SELF-HELP TAPES mit dem Indierocker „Christmas Treat“ explizit diesem Weihnachtspessimismus entgegen.
Außerdem gibt es inzwischen so etwas wie Musiktrends innerhalb der Kategorie Weihnachtslieder: Da sind die erotisch angehauchten Songs weiblicher Artists wie das DONNA HATHAWAY-Jazzpop-Cover „This Christmas“ von KID CHARLEROI, das MADONNA-Rock-Cover „Like A Prayer“ von NIGHT MEDICINE oder das DARLENE LOVE-Cover „Christmas (bAbYpLeAze CoMeHoMe)“ von IOUCEY. Und dann gibt es Remixes von noch älteren Weihnachtsklassikern wie „Hang Up Your Stocking“ vom Lofi-HipHop-Projekt HAUNTED HOUSE PARTY.
Selbst für Weihnachtshasser sind Titel dabei: LITTLE DEATH erzählt an der Klampfe die Geschichte des sogenannten Italian Hall Disasters mit „1913 Massacre“, ein WOODIE GUTHRIE-Cover. Und mit „Fuck Christmas“ bringen THE WORLD IS A VAMPIRE noch Dark Metal auf den Tisch.
Mehrere Titel entfernen sich vom Weihnachtskontext. Da gibt es das Lounge-Stück „It’s Not Snowing Anymore“ der Dreampopper BUTTE, das fast vollständig auf Text verzichtet. Und CLAIRE GIVENS singt den faszinierenden Folksong „River“.
Als besonders schön fällt „Two Xmas“ von den NEW FOOLS auf. Hier trifft Retrorock auf Surfpop zur Weihnachtszeit. All das ist heutzutage möglich. Man muss sich nur umhören.
V.A.
A Strange Daisy Christmas
(Strange Daisy Records)
VÖ: 05.12.2025