Überragendes „Comeback“ einer der wichtigsten Künstlerinnen unserer Zeit.
Von einer „Rückkehr“ der ANNE CLARK zu sprechen, ist nicht ganz richtig. Schließlich war die 1960 in Croydon, South London geborene Künstlerin nie völlig von der Bildfläche verschwunden. Sicher, ihre Liveauftritte waren in den letzten Jahren eher rar gesät. Ihre fast schon zweite Heimat, Deutschland, beehrte sie aber mit schöner Regelmäßigkeit (). Dem Konzertbesucher der letzten drei, vier Jahre werden die meisten der Tracks auf The Smallest Acts Of Kindness, dem ersten Studioalbum seit der Veröffentlichung ihrer letzten Studioplatte Just After Sunset – The Poetry of Rainer Maria Rilke (1998) bekannt vorkommen. Denn ANNE CLARK & Band spielen seit geraumer Zeit viele Songs des aktuellen Albums live. Den Feinschliff im Studio und den sensationellen Sound verdanken sie dem in Leipzig ansässigen Electronic Noise- und Ambient-Protagonisten und Produzenten XABAEC (Manuel G. Richter).
Um das Œuvre der ANNE CLARK zu beschreiben, wird gern auf Superlative wie „Grande Dame des Wave“ oder „Electronic-Queen“ zurückgegriffen. Und oft ist leider nur von den 80er Jahren die Rede, in denen die CLARK zweifellos ihre größten kommerziellen Erfolge feierte. Richtig ist, dass keine Künstlerin der letzten 25 Jahre so unverwechselbar und charakteristisch die Synthiepop- und Electro-Szene beeinflusst hat. Dennoch: Die 80er sind vorbei. ANNE CLARK hat sie überlebt. Denn sie schreibt wie eh und je Songs, die bleiben werden, weil sie wegweisend, wichtig und unentbehrlich sind. So gesehen ist dann The Smallest Acts Of Kindness eine der relevantesten Platten – und darüber hinaus – eine der faszinierendesten und großartigsten in diesem Jahr.
The Smallest Acts Of Kindness ist außerdem das wohl „bunteste“ ANNE CLARK-Album ever, eine zugegeben etwas notdürftige Beschreibung und ein eher inkompatibler Begriff, weil er im Hinblick auf ANNE CLARK antagonistischer wohl kaum sein kann. Da aber der Großteil der auf The Smallest Acts Of Kindness zusammengestellten Songs schon mehrere Jahre alt ist, fehlt quasi das Leitmotiv des Albums. Vergeblich bleibt auch die Suche nach einer Grundstimmung; und doch ist The Smallest Acts Of Kindness ein Konzeptalbum, dessen Grundgerüst im Wesentlichen auf drei Pfeilern ruht: Variation, Perfektion und die Liebe zur Musik und zu den Worten. So reicht dann das Material von enorm tanzbaren Electro-Monstern und bombastischen Arrangements über folkige Balladen bis hin zu akustisch geprägten, zarten Liebesliedern. Dabei verrichten alle beteiligten Musiker – allen voran JEFF AUG (guitar), JAN-MICHAEL ENGEL (cello), NIKO LAI (drums/percussions) und MURAT PARLAK (piano, vocals) mehr als erstklassige Arbeit. Es ist – in dieser Besetzung – die beste und vielseitigste (Live-)Band, die ANNE CLARK je an Bord hatte.
Und wer hat gesagt, dass man einen Song wie ‚Our Darkness‘ nur einmal schreiben kann? Die Vorab-„Single“ ‚Full Moon‘ ist seit Jahren die beste Electronummer, die so packend, so rein, so makellos, ja verdammt nochmal so „full hittig“ daherkommt, dass man kein Prophet sein muss, um die Schneisen zu erkennen, die sie in die Tanzflächen der entsprechenden Clubs dreschen wird. Dabei ist ‚Full Moon‘ mehr als ein (ausnahmsweise) willkommener Trip in die 80er. Vielmehr zeigt der Song in seiner Kompromiss- und Zeitlosigkeit beispielhaft, dass ANNE CLARK nach wie vor die Speerspitze dieser (welcher auch immer) Szene ist und ihre Musik und Texte an Relevanz und Schönheit nichts verloren haben.
ANNE CLARK spielt live am 21./22./23.11.2008 im K17.
ANNE CLARK
The Smallest Acts Of Kindness
(Netmusiczone/Rough Trade)
VÖ: 26.09.2008
www.anneclark.com
www.myspace.com/anneclark
www.myspace.com/xabec
www.netmusiczone.com
Autor: [EMAIL=jana.schuricht@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Jana Schuricht[/EMAIL]