Annett Louisan – Berlin, Kapstadt, Prag

Annett Louisan - Berlin, Kapstadt, Prag

Wer covert, hat meist noch kein besseres Material oder hofft, sich bemerkbar zu machen. Da muss ein ganzes Coveralbum ein Schrei nach Aufmerksamkeit sein, erst recht, wenn alle kopierten Künstler bekannter sind, als man selbst. ANNETT LOUISAN, eine Dame, die von der Deutschpopwelle der 2000er übriggeblieben ist, ist aber eigentlich von deutschem Gold und Platin verwöhnt. Warum also Berlin, Kapstadt, Prag?

Mit MATERIA („OMG!“) oder WANDA („Bologna“) sollen offenbar auch mal Jugendliche Louisan wertschätzen. Hat nicht erst letztens HEINO den selben Quatsch gemacht? Reichen Annett die Hausfrauen nicht, für die sie all die Jahre tröstende Worte fand („Chancenlos“, „Verschwinde“) und mit denen sie über Männer lachen konnte („Torsten Schmidt“, „Drück Die Eins“)? Ihr Jazzpop, Bossanova und Chanson hatte doch durchaus immer mal wieder einen Höhepunkt („Der, Den Ich Will“).

Nun zeugt es schon von wahlloser Taktlosigkeit, einen Schlagerfritzen wie UDO JÜRGENS („Merci Chérie“) neben KRAFTWERK („Das Model“) auf eine Platte zu packen. Gut, BOWIE („Helden“) kann sich nicht mehr wehren. Aber ehrlich, wer hat sich nicht schon alles an Kraftwerk versucht? Für COLDPLAY war es so ziemlich die letzte gute Single („Talk“), für RAMMSTEIN der weltweite Durchbruch („Das Modell“). Aber weshalb sollte Annett dieses Lied wie ein Mädchen runtersingen?

Wär man gnädig, könnte man von weiblicher Aneignung ausschließlich männlicher Songs reden. Im Besten Falle hält Annett zumindest das Level des jeweiligen Künstlers (PHILIPP POISEL, „Wie soll ein Mensch das ertragen“). Doch ihr langweiliger Gitarrenpop, der überall erklingt, bringt keine Punkte. Das wirkt alles wie die Show „Sing meinen Song“ und nicht wie die bisherige Louisan, so stillos. Satz mit X…


Annett Louisan

Berlin, Kapstadt, Prag
(Sony)
VÖ: 13.05.2016

www.annettlouisan.de

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