New York 1955: Fotograf DENNIS STOCK (ROBERT PATTINSON) schießt auf dem Times Square sein legendäres Foto von JAMES DEAN (DANE DEHAAN), das eine der bekanntesten Aufnahmen des US-Schauspielers werden soll. Dean ist auf dem besten Wege zur Jugendikone, Stock ein einsamer Wolf, der seinem Durchbruch als Fotograf entgegensehnt. Es beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel um eine Fotostrecke, bis die beiden Vertrauen zueinander fassen.
ANTON CORBIJN, der 2007 mit dem Biopic Control über IAN CURTIS erstmals große Aufmerksamkeit als Regisseur erzielt hat, erzählt in Life von der Entstehung des legendären Porträts und der Beziehung zweier gegensätzlicher Männer. Als Fotograf gehört der Niederländer zu den einflussreichsten Musik- und Porträtfotografen der Welt, hat den Werdegang von HERMAN BROOD begleitet und zahlreiche Größen wie FRANK SINATRA, DAVID BOWIE und JOY DIVISION porträtiert. Mit Popmonitor sprach Corbijn über die Hintergründe des Filmes, seinen persönlichen Bezug zu Stocks Arbeiten und seinen ungeplanten Werdegang als Regisseur…
Herr Cobijn, Life ist neben Control ihr zweiter Film mit Biopic-Zügen, der den Fokus auf die Underdogs der Popkultur legt. Woher kommt ihre Faszination für solche Künstler?
Eigentlich erscheinen mir die Filme sehr unterschiedlich. Ich sehe den Vergleich nicht so sehr. Ian Curtis war Teil meiner eigenen Geschichte. Ich habe ihn kennen gelernt, insofern hatte die Arbeit an Control auch etwas Persönliches. Life ist da anders: Es geht nicht um James Dean, mehr um Dennis Stock, aber in erster Linie um die Beziehung zwischen dem Fotografen und seinem Motiv. Es geht mir eher um zwei Wochen im Leben dieser beiden Menschen – und ganz konkret eben um dieses eine Bild.
Es gibt im Film einen Punkt, an dem beide denken, ihrem Gegenüber zu helfen. Wer profitiert am Ende mehr von der Zusammenarbeit?
Schon als junger Fotograf habe ich eine Sache realisiert: Du denkst immer, du bist auf dem gleichen Level und hilfst dem anderen, aber dein Gegenüber wird das auch von dir denken. Ganz offensichtlich ist es doch so: Wenn man als Fotograf jemanden vor der Kamera hat, der ohnehin schon öffentliche Aufmerksamkeit genießt, dann profitiert der Fotograf. So ist das auch in diesem Fall. Du kannst aber auch Menschen helfen. Ich habe definitiv auch schon Musikern dazu verholfen, eine größere Gruppe von Menschen zu erreichen.
Können sie sich mit Stocks Herangehensweise und seiner Methode identifizieren, durch Nähe zum Motiv und die eine oder andere Grenzüberschreitung bessere Fotos zu erzielen?
Insgesamt arbeite ich ein wenig anders, aber ich denke, es ist sehr interessant, eine Beziehung zu den Menschen aufzubauen, die man fotografiert, und ein Teil der Familie zu werden.
Wie verändert das die Seele eines Fotos?
Am Ende kann man Situationen und Emotionen fotografieren, in die ein Fotograf normalerweise niemals hineingelassen werden würden. Grundsätzlich ist es einfach schön, wenn man mit Menschen zusammenarbeitet, die man mag und die zu Freunden werden. Das macht die Arbeit um einiges angenehmer.
Es heißt, sie seien mit der Kamera ihres Vaters auf einem Konzert gewesen und so zur Fotografie gekommen. Was hat sie motiviert, sich später auch dem Film zu widmen?
Ich bin nicht freiwillig in diese Branche gegangen – ich wurde geradezu geschubst. Da ich schon Musikvideos gedreht und kleine Geschichten geschrieben hatte, meinten viele Menschen um mich herum, ich müsse auch Filme machen. Ich bin eher ein introvertierter Typ und wusste, ich würde neue Elemente in meinem Charakter finden müssen, um in dieser Welt zurechtzukommen. Ich habe viele Scripts verworfen, bis ich schließlich die Story von Ian Curtis hatte. Erst danach wurden mir Filme angeboten. Ich habe mich nie in dieser Art von Karriere gesehen. Das ist alles imer noch neu für mich.
Sie sagten einmal, dass sie sich in erster Linie als Fotograf sehen. Ist das immer noch so?
Ja, aber vielleicht zwinge ich mich nach diesem Film etwas mehr dazu, die Fotografie hintanzustellen.
Gab es Situationen, in denen sie Robert Pattinson geholfen haben, sich in die Rolle des Fotografen hineinzufühlen?
Ja, ich habe ihm geholfen. Ich habe ihm ganz am Anfang meine Kamera gegeben, damit er sich ein wenig damit ausprobieren konnte. Er sagt, er habe Fotos damit gemacht, aber ich habe nie auch nur ein einziges gesehen. Insgesamt hat Robert absolut in diese Rolle gepasst. Er ist ein Schauspieler, der sein ganzes Talent nach Twilight unter Beweis stellen will. Ich fand das sehr passend für die Rolle des Fotografen, der sich ebenso sehr beweisen möchte.
Was macht den Film schlussendlich auch für diejenigen interessant, die nicht Fans von James Dean oder Stocks Foto sind?
Der Film zeigt jedem, wie diese zwei Männer versuchen, mit ihrem Leben zurechtzukommen und wie die Vergangenheit ihnen dazwischenfunkt. Er zeigt, wie man das Leben genießen kann. Das ist es, worum sich der Film in Wirklichkeit dreht und was jeden ansprechen könnte.
Life startet am 24. September in den deutschen Kinos.
Eine zweiteilige Retrospektive von ANTON CORBIJN ist ab dem 7. November 2015 in der Galerie C/O BERLIN zu sehen.