ASTEROID – dto.


„… and so you drift away into the great unknown.“



Dieser Satz steht gleich auf der ersten Seite des Booklets und hält, was er verspricht. Abdriften, das kann man bei diesem Album ziemlich gut. Nicht nur in Anbetracht des Covers im 70er Jahre-Hippie-Style, sondern auch was die Musik von ASTEROID betrifft: Der Hörer wird nämlich in beeindruckende Klangwelten entführt, die einerseits an Altes, Bekanntes erinnern, andererseits aber auch etwas Neues offerieren. Die Mischung macht’s: Eine gehörige Portion Hardrock, eine Handvoll psychedelischer Klänge und ein Prise Blues. So ließe sich der Musikstil von ASTEROID wohl am ehesten beschreiben.

Die Musik der drei Jungs erinnert an den Gitarrenrock 70er Jahre, wie ihn beispielsweise Black Sabbath in vollendeter Form praktizierten. Auch Erinnerungen an die guten, alten Doors werden wach, ASTEROID klingen jedoch eine saftige Spur härter. Dabei gibt es aber keineswegs nur heftige Rockklänge auf die Ohren – jaulende, effektverzerrte Gitarren sorgen für den psychedelischen Touch und jede Menge ruhige Momente. Insgesamt fabrizieren ASTEROID eine Mischung verschiedener musikalischer Stilrichtungen, die eine durchaus hörenswerte Symbiose eingehen. Über all dem schweben monotone Vocals, die glücklicherweise nie die Überhand gewinnen. Spontan Gefallen an dem Album zu finden, ist nicht unbedingt einfach – es empfiehlt sich in jedem Fall, die Scheibe noch ein zweites Mal hören.

Wer steckt hinter der Band mit dem klangvollen Namen?: ASTEROID kommen aus Schweden und sind ROBIN HIRSE (Gesang, Gitarre, Orgel), JOHANNES NILSSON (Gesang, Bass) und MATIN STRÖM (Schlagzeug). Und so kühl wie das Klima im hohen Norden, so kühl ist auch ihre Musik. Was hier bedeuten soll: eine leicht melancholische Grundstimmung, teilweise ziemlich behäbige Gitarrenriffs, begleitet von wummernden, schlichten Bassläufen. Das Ganze erinnert eben eher an kühle, regnerische Herbst- oder Winterabende und nicht an fröhliche Sommertage. Das gleichnamige Album ist übrigens der erste Longplayer von ASTEROID und -long-, das sind vor allem die Songs. Die meisten sind über fünf Minuten lang.

Bei ASTEROID steckt die Raffinesse im Detail, gerade die großflächigen Instrumentalteile enthalten einige bemerkenswerte Hinhörer. ‚The Infinite Secrets Of Planet Megladoon‘ zum Beispiel, da klingt nicht nur der Titel abgefahren, der Song steht dem in Nichts nach. Die Bässe wummern gemächlich aber ordentlich vor sich hin und es ist eine Freude zu hören, wie die gleichermaßen effektheischende wie -verzerrte E-Gitarre dem Ganzen noch das Sahnehäubchen aufsetzt. Auch ‚Silver Leaf‘ sei hier genannt, ein betörend softes Intro führt in den Song ein, ruhig geht es weiter, immer wieder durchsetzt von kraftvollen Gitarrenriffs. In den langen, ruhigen Passagen mit den vollen Basslines, dem bluesigen Grundtenor und der ab und an aufjaulenden E-Gitarre scheint sich die Band geradezu kollektiv in Trance zu spielen, wie zum Beispiel in ‚The 13th Witching Hour‘ oder ‚Doctor Smoke‘. Dieser Effekt springt auch auf den Hörer über, so fern er es geschehen lässt. Ab und an lässt sich dennoch ein Gähnen nicht unterdrücken, die Songs sind eben ziemlich schwerfällig und nicht gerade abwechslungsreich. Was sich jedoch – wie erwähnt – beim zweiten Hördurchlauf als etwas vorschnelles Urteil herausstellt. Also, genaues Hinhören lohnt sich!

Ihre Instrumente beherrschen die Jungs aus Schweden jedenfalls meisterhaft und vor allem Inspiration scheint bei der Band ziemlich groß geschrieben zu werden. Die minutenlangen Gitarrenriffs und –soli erwecken zumindest diesen Eindruck.
Keine Frage, ASTEROID machen Musik auf die etwas andere Art – sozusagen ‚back to the roots‘ und gleichzeitig ‚auf zu neuen Ufern‘. Und das Herausragende daran ist, dass sie ihre musikalischen Eingebungen so charismatisch umsetzen, dass Freunde des 70er Jahre-Rock ihre Freude daran haben werden – und alle anderen vielleicht auch.

ASTEROID
Asteroid
(Fuzzorama Records / Rough Trade)
VÖ: 17.08.2007

www.asteroid.se
www.myspace.com/asteroidband

Autor: [EMAIL=susanne.lang@bands-in-berlin.com?Subject=Kontakt von der Website]Susanne Lang[/EMAIL]

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