Billie Eilish – Hit Me Hard and Soft

BILLIE EILISH ist eigentlich ein Glückspilzchen: zwei Alben, die weltweit größtenteils auf die Nummer eins gingen. Nach Happier Than Ever könnte sie sich eigentlich zurücklehnen und nur noch die Musik machen, auf die sie Bock hat. Als sie in den 2010ern auftauchte, war sie aufregend: Spannende Musik als Geschwisterprojekt kannte man bisher von weitaus älteren Leuten wie den WHITE STRIPES. Billie ist die erfolgreichste der Soundcloud-Stars der Generation Z und ihr Bruder FINNEAS O’CONNELL hat einen großen Anteil daran. Klar, dass er wieder mitproduziert hat.

„Skinny“ setzt mit klaren Gitarrenseiten und nachdenklichen Lyrics beim Vorgänger an: die erste Liebe und die oberflächliche Bewertung der Öffentlichkeit belasten sie noch immer. Melancholische Streicher setzen dem ein Ende.

Die Vorab-Single „Lunch“ soll dann offenbar so tun, als ob der „Bad Guy“-Sound wieder da wäre. Kein Wunder, hat doch der Überhit inzwischen eine Milliarde Klicks auf Youtube geknackt. Ein cooler Beat, freche Lyrics, E-Gitarren-Licks. Billie, die sich jetzt als stolze Bisexuelle darstellt, passt ins postmoderne Bild: Ist das junge Mädel schwierig, clever oder ungewöhnlich, können sich die Jungs beruhigen: Achso, eine Lesbe. Das war bei Prinzessin Bean aus Disenchantment so und auch bei Phoebe im aktuellen Ghostbusters-Film.

Welcher Typ will schon gerne hören, dass sich seine Freundin zig mal überwunden hat, mit ihm ins Bett zu gehen? Bilie macht in „The Greatest“ auf das hässliche Thema Höflichkeitssex aufmerksam, das wohl Millionen Hetero-Frauen weltweit beschäftigt. Ob die Frau oder der Mann hierfür dankbar sein muss, ist ein alter Geschlechterkampf.

Mit dem gemeinen „L’amour De Ma Vie“ hat man auch wieder einen „Billie Bossa Nova“, der einem nach dreieinhalb Minuten auch noch als Hyperpop um die Ohren geschossen wird. Das beatlastige „The Diner“ lässt mit cooler Atmosphäre kurz aufhorchen, lässt aber einen Refrain vermissen.

Der Rest ist relativ normaler Mädchen-Pop. Natürlich sind die Lovesongs „Birds Of A Feather“ und „Wildflower“ noch immer kein Plastikpop, wie er aktuell von DUA LIPA kommt, aber eber auch kein echter Billie-Sound, wenn man von ihren durchdachten Lyrics absieht. In „Bittersuite“ probiert sie zumindest den Synthie-Pop aus. Insgesamt also eine Stabilisierung oder Normalisierung des einst unangepassten Popstars.

 

Billie Eilish
Hit Me Hard and Soft
(Darkroom/Interscope Records/Universal)
VÖ: 17.05.24

www.billieeilish.com

Live

29.-30.05.24, Köln, Lanxess Arena

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