Schlicht wirkt das Schild über einem unscheinbaren Innenhofeingang an der Warschauer Straße. Steigt man die Treppe zu den Noisy Rooms hinab, riecht es umso eindeutiger nach Erfolg und Trubel. An einem liebevoll eingerichteten Equipment Store vorbei geht es zu beeindruckend ausgestatteten Studios und einer hauseigenen Bühne. Genau hier, wo Musiker und Business-Profis einander die Hand reichen, ist nun auch das BRITISH AND IRISH MODERN MUSIC INSTITUTE (BIMM) zu Hause. Fünf Zentren zählt die College-Gruppe bereits in UK und Irland – jetzt sollen auch Berliner Musiker in Bass, Gesang, Songwriting und Business ausgebildet werden.
Manager MARK CLAYDEN (im Bild) hat als Bassist von PITCHSHIFTER und THIS IS MENACE mit Bands wie Metallica, Incubus oder den Deftones die Welt betourt. Im Interview spricht er über Lernziele und alltäglichen Anforderungen am Berliner Institut sowie Musthaves für das Überleben im Musik-Geschäft…
Seit zwei Monaten gibt es das BIMM-Institut Berlin als einzigen Ableger außerhalb von UK und Irland. Warum haben Sie sich für diesen Standort entschieden?
BIMM gibt es jetzt zehn Jahre. Wir haben Institute in Bristol, Dublin, Manchester, Brighton und London mit insgesamt rund 5.000 Studenten. Jedes Institut ist einzigartig, weil jede Stadt ihre Musik und Kultur auf eigene Weise beeinflusst. Vor einem Jahr haben wir uns alle großen Städte Europas angesehen, um die verschiedenen Musik-Branchen zu erforschen und Berlin hat sich sofort richtig angefühlt. Die Stadt hat Labels, Agenturen, Manager, Festivals, hunderte von Gigs jede Woche und unzählige Venues – also alles, was die Musik-Szene braucht. Es ist verblüffend, wie viel Kreativität hier auflebt. Das war für uns ausschlaggebend.
Wie kam es dabei zur Zusammenarbeit mit den Noisy Rooms?
Als wir uns mit den Leuten von Noisy getroffen haben und hörten, dass im Monat 8.000 Musiker die Räumlichkeiten nutzen, dachten wir sofort, dass es für die Studenten cool sein würde, diese zu treffen. Außerdem haben wir so Proberäume und Studios direkt vor Ort – das ist extrem praktisch!
In welcher Beziehung steht das Berliner Institut zu den anderen?
Wir haben tatsächlich einen sehr regen Studierenden-Austausch. Grundsätzlich gilt: Alle Kurse sind von der University of West London anerkannt. Im zweiten Jahr können die Berliner Studierenden nach London, die Londoner nach Berlin ziehen. Bei den Lehrkräften ist das etwas anders, aber dafür laden wir jeden Freitag an jeder BIMM einen Künstler, Manager oder Booker ein, um sich mit den Studierenden zu treffen. Roger Daltrey von The Who, Cuck D von Public Enemy, Lemmy von Motörhead – alle waren schon mal da!
Worum geht es in den Kursen?
Nehmen wir mal das Gesangsstudium: Da verbringt man zwölf Stunden pro Woche in den Noisy Rooms und arbeitet die meiste Zeit über mit Lehrkräften, lernt Theorie und probiert verschiedene Styles und Techniken aus. Wir unterrichten zeitgenössische Musik und starten daher beim Blues. Ab hier sollen unsere Studierenden ganz genau wissen, wo jede Musik ihren Ursprung hat, und alle Performer wie Sänger aus Blues, R&B, Rock und Pop kennen. Jede Woche gibt es eine Performance-Session in einem gebuchten Venue. Peformance-Theorie gehört auch zum Lehrplan. Während des Auftritts checken wir ganz genau, wie auf der Bühne kommuniziert und performt wird.
Was hebt BIMM-Studierende von anderen Musikern, Managern und Bookern ab?
Zunächst stellen wir sicher, dass Skills mit auf den Weg geben werden, die man benötigt, um professionell durchzustarten. Ich war in einer Rock-Band und habe dabei nicht nur viele Fehler gemacht, sondern auch viel Geld verloren. Musiker zu sein ist einer der besten Jobs der Welt, aber so richtig großartig ist es nur, wenn man kreativ und ökonomisch denken kann. Unsere Studenten sollen lernen, sich clever und vernünftig im Business zu verhalten, damit sie nicht über den Tisch gezogen werden. Das Musik-Business besteht aus Musik und Business. Wenn man das Geschäft nicht versteht, kann man ins Taumeln geraten. Wir sorgen dafür, dass unsere Studierenden ihre Ziele erreichen.
Auf der BIMM-Homepage steht, dass nur harte Arbeit belohnt wird. Welches Arbeitspensum kommt auf die Studierenden zu?
Bei zwölf Stunden pro Woche im Studio erwarten wir, dass die Studierenden mindestens zwölf weitere außerhalb der Räume mit dem Stoff verbringen. Es gibt ein Sprichwort: Wenn es einfach wäre, könnte es jeder machen. Es ist definitiv nicht einfach, daher muss man hart arbeiten. Du musst die Person sein, die als erste aufsteht und zu jeder Zeit alles gibt. Es geht um echte Hingabe.
Was ist die bislang schönste Erfolgsgeschichte der BIMM?
Ich war Leiter des Instituts in Bristol – da hat mich der anschließende Erfolg von George Ezra sehr glücklich gemacht. Er kam an die BIMM, hat hart gearbeitet und ist nun mit Millionen verkaufter Platten international erfolgreich. George kommt immer noch auf eine Tasse Tee zu uns, um seine ehemaligen Lehrer zu sehen. Die Crew hinter ihm besteht immer noch aus den Leuten, die er an der BIMM getroffen hat.
Fühlt sich das für Sie wie ein eigener Erfolg an?
Definitiv! Wir sind wie eine kleine Familie.
Welchen Ratschlag haben Sie abschließend für alle, die im Musik-Geschäft erfolgreich werden wollen?
Kommt zu BIMM! (lacht) Ich denke, es dreht sich alles um Wissen. Man sollte mit vielen Leuten arbeiten und verstehen, wie das Business funktioniert. Es ist wichtig, einen eigenen Plan zu haben. Dabei muss man sicherstellen, dass es Etappen und ein eindeutiges Ziel gibt. Viele Musiker drehen sich im Kreis und schaffen es nicht, aus diesem auszubrechen. Man braucht einen soliden Plan und Leute, die einen voran bringen können.