Aufpassen, Meg und Jack!
Eine Mann-Frau-Kombi, bei der der eine Teil Gitarre spielt, der andere an den Drums sitzt und beide abwechselnd singen – das kennen wir doch schon? Mit dem Unterschied, dass hier die Rollen im Gegensatz zu den White Stripes spiegelverkehrt verteilt sind und Steven Ansell das Schlagzeug weitaus weniger monoton bedient als Meg – und Laura Mary Carter um einiges hübscher anzusehen ist als Jack.
Ein eher zufälliges Treffen der beiden Musiker führte zur Bandgründung vor drei Jahren. Einige eigenfinanzierte Singles und unzählige Gigs später, darunter als Teil der renommierten NME New Music 2007 Tour, veröffentlichen sie nun nach unzähligen Labelwechseln im April ihren Longplayer Box of Secrets.
BLOOD RED SHOES inszenieren sich als antagonistisches Duo, das aufgrund ihrer Gegensätze zu Höchstleistungen fähig ist. Mit Stevens in Worten klingt das so: „Laura, die stille, scheue Denkerin, kunstbegabt. Dagegen ich: Impulsiv, unverschämt, gar keine künstlerische Ader. Aber wir hatten dieses totale musikalisch-dynamische Verständnis füreinander.“
Beiden Musikern ist es wichtig, zu betonen, dass sie aus der Punkschule stammen. Das ist am abgehackten Klang von Lauras Gitarre zu hören. Dass sie sich, sei es aus purer Berechnung oder aus wahrer Überzeugung mit ihrem Debütalbum aber mehr in Richtung Pop bewegt haben, als ihren alten Punkweggefährten lieb war, scheint noch immer einen Rechtfertigungsdrang hervorzurufen: „…wir haben unser Herz für den Pop entdeckt. Wie Sonic Youth wollen wir noisy und unberechenbar, aber auch zugänglich sein. In unserer Punkclique haben sie sofort „Sellout“ geschrien, die armen Kleingeister“, so Steven.
Um genau diesen Stimmen Einhalt zu Gebieten, haben sie ‚It’s getting boring by the sea‘ geschrieben. Mit Sätzen wie „I can’t escape anything in this town, knock yourself out“ beklagen sie ihr beengtes Umfeld mit eingeschränktem Horizont und richten sich direkt an die Ewiggestrigen, die nicht über den Tellerrand Brightons herausschauen.
Ein Indiepopalbum mit Noise- und Punk-Anleihen ist dabei herausgekommen, bei dem nicht jeder Song gleich gut ist – und das sich manchmal in typisch punkigen Monotonieschlaufen bewegt. BLOOD RED SHOES ist dennoch höchstwahrscheinlich ein besseres Schicksal vorbestimmt als den unzähligen Kurzzeithypes. In den herausragendsten Songs wie ‚I wish I was something better‘ und ‚This is not for you‘ ist es neben der Hookline vor allem Lauras an The Banshees-Frontfrau Siouxsie erinnernde Stimme, die dem Song seine Unverwechselbarkeit gibt. Dazu rockbar und mit dem gewissen Etwas ausgestattet, könnten sich diese auch hierzulande durchaus zu Tanzflächenfüllern entwickeln. Für den Rest bleibt vorerst nur die wohl wahre, doch unter Musikkritikern so verhasste Aussage: „Muss man live sehen“.
BLOOD RED SHOES
Box Of Secrets
(Cooperative Music/ Universal)
VÖ: 11.04.2008
BLOOD RED SHOES am 06.05.08 live in Berlin/ Lido
www.bloodredshoes.co.uk
www.myspace.com/bloodredshoes
Autor: [EMAIL=sandra.wickert@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Sandra Wickert[/EMAIL]