Vor knapp drei Jahren haben sich BLUTCYPHER in Berlin gegründet. Jetzt, wo die Coronabeschränkungen aufgehoben sind, kann sich ihr Streetpunk über die Clubs und Bars der Hauptstadt ergießen. Sänger OLLI ist stolz auf die neue Formation.
Wie kam es zur Bandgründung?
LARS (Bass), JAN (Drums) und JÖRG (Gitarre) haben schon seit den 90ern über Kreuz in diversen Punk- und Oi-Bands (u.a. SHOCK TROOPS, KIEZGESÖCKS, OB) gespielt. Mein „Nachbar“ Jörg und ich hatten aber 2008/9 bereits das gemeinsame Projekt COOL HAND JAKE. Wir kannten uns aus dem Kosmos um die Rockkneipe „Abgedreht“. Er sprach mich an, ich soll mir BlutCypheR einfach mal anhören und für mich hat ihr Sound sofort gepasst wie die Faust aufs Auge.
Hast du schon vorher in Punkbands gesungen?
In den 90ern war ich Student der Umwelttechnik und bin über einen Kommilitonen 1999 in die Band DER UNSICHTBARE BIENENSTICH gekommen. 2003 gründete ich mit Freunden die LUCKY BALLS. Unser Schlagzeuger eröffnete die „Jägerklause“, in deren Keller wir übten. Als er sie 2020 verkaufte, standen wir ohne Proberaum da. Ich hatte aber noch keine Lust aufzuhören.
Ihr habt jetzt schon euer erstes Album Lucha Libre draußen. Wie kam es dazu?
Als ich 2020 dazustieß, waren viele Songs bereits musikalisch fertig konzipiert und wir haben zusammen wichtige Themen aufgegriffen und Texte geschrieben. Etwa vor einem Jahr haben wir die Titel aufgenommen, im Mai 2022 gemischt und im November gemastert. Ich habe jedes Mal Tränen geweint, denn das Ergebnis klang mit jedem Mal besser. Wir konnten im Februar die Platte über Smith & Miller veröffentlichen und haben das am 4. März 2023 im „Trinkteufel“ gefeiert.
Hast du einen Lieblingssong?
Definitiv „Another Reason To Kill“. Das Thema Religion beschäftigt mich schon sehr lange. Das 12. Schuljahr habe ich als Austauschschüler im Bible Belt verbracht. In der Cabot High School (Arkansas) habe ich zum ersten Mal erlebt, wie gläubige Jugendliche aufgrund des dortigen Christentums wie Aussätzige behandelt wurden. Religion kann manche Menschen innerlich stärken, doch meist ist sie nur ein Werkzeug, um andere zu manipulieren, zu beherrschen oder auszugrenzen.
Würdest du euch als politische Band bezeichnen?
Jede Äußerung ist letztlich politisch. Unsere Texte entstehen gemeinsam, was nicht heißt, dass wir immer einer Meinung sind. Außerdem sind Texte mehrdeutig. Ich bin zum Beispiel großer Fan der ANTI-NOWHERE LEAGUE. Bis Corona habe ich es immer geschafft, zu ihren Konzerten in London oder in Deutschland zu fahren. Die haben jetzt das Problem, dass manche ihrer Aussagen aus den 80ern als nicht mehr politisch korrekt gelten. So ist etwa der Vorwurf der Homophobie völlig absurd, wenn man die Leute kennt.
Wie geht es für euch als BlutCypheR weiter?
Wir haben bereits Pläne für ein Musikvideo. Im Juli spielen wir zusammen im Wild At Heart als Support von THE DROWNS, was sehr geil ist. Einmal mit der Anti-Nowhere League zusammen zu spielen, wäre ein Traum von mir.
Viel Glück dazu!
Live
28.05.23, Berlin, Supamolly
21.06.23, Berlin, Feté de la Musique
13.07.23, Berlin, Wild At Heart (mit The Drowns)
09.12.23, Potsdam Club Charlotte (mit Havelpunx und Fleischwolf)