BUILT TO SPILL am 14.05.2007 im Postbahnhof


I wanna see movies of my dreams…



Wer möchte seine surreal anmutenden nächtlichen Traumsequenzen nicht gelegentlich auf der großen Leinwand umgesetzt sehen, und wer weiß, wie häufig diese schon als Anstoß zu großen Filmen hergehalten haben. Diese wunderbare Textzeile des kleinen Mittneunziger BUILT TO SPILL-Hits ‚Car‘ vom 94er Album There’s Nothing Wrong With Love wieder einmal livehaftig, in einer ohne Drums variierten wunderschönen Version im ersten Drittel des Sets hören und erleben zu dürfen, könnte dann auch – etwas abgewandelt und übertrieben formuliert – als visualisierte Erfüllung des Traums, die Band endlich einmal wieder live bewundern zu dürfen, hochstilisiert werden. Zudem rief sie goldige Erinnerungen an eine vergangene Zeit zurück, als Indie mit Versatzstücken aus Rock, Folk und Grunge eine weitere 90er Genre-Spielart ausprägte.
Dass sich der ja immer etwas eigenbrötlerisch wirkende BUILT TO SPILL-Kopf DOUG MARTSCH mit seiner Band nach der langen Pause seit Erscheinen des vorletzten Albums Ancient Melodies For The Future (2001) zur Live-Präsentation des im vergangenen Jahr erschienenen aktuellen Albums You In Reverse jetzt überhaupt mal wieder nach Europa bzw. Deutschland begeben hat, grenzt aber auch in der Tat schon an ein kleines Wunder.

Gewohnt unspektakulär in ebensolchem Outfit sollten die fünf – überwiegend vollbärtigen – Musiker im mit zu drei Vierteln sehr gut gefüllten Berliner Postbahnhof nach einem (allzu) frühen Support-Slot der Berliner Indie-Heroen von KATE MOSH dann auch diesmal wieder ihren Instrumenten und den aus diesen herausgeholten Klängen die Show überlassen, doch wenn mit durchgängig dreigitarrigem Anschlag solch lange nicht vernommenen kleinen Meisterwerke wie ‚In The Morning‘ oder ‚The Plan‘ mit mächtig Druck von der Bühne schallen, fällt die unaufgeregte Performance und die einsilbige Kommunikation („Thanks“, „Thanks a lot“) nun wahrlich nicht weiter ins Gewicht.
Kleine akustische Probleme infolge nur mit Mühe zu bändigender brummender Effektgeräte sorgten da zwischen den Songs noch für kleine Auflockerungen und durchaus zu beobachtender humorvoller Interaktion unter den Bandmitgliedern, bevor es dann mit den sich inmitten eines Gemischs aus straighten Rockakkorden, Feedback- oder auch mal Bottleneck-Einschüben sowie kristallin perlenden Melodien perfekt ergänzenden Parts der drei Gitarristen weiterging, wie beispielsweise im fantastischen ‚Carry The Zero‘ vom 99er Album Keep It Like A Secret als Abschluss des regulären Sets.

Mit u.a. ‚Conventional Wisdom‘ und einem mit beeindruckender Verve und für ihre Verhältnisse sicher größtmöglicher Dynamik erstklassig auf die Bühne katapultierten Album-Opener ‚Goin’ Against Your Mind‘ standen zwischendurch natürlich auch einige Songs des aktuellen Albums You In Reverse auf der Playlist.
Nach gut 100 Minuten verabschiedeten sich BUILT TO SPILL unter scheinbarer Ausschöpfung sämtlicher soundtechnischer Möglichkeiten mit einem noch lange nachwirkenden, schwer psychedelisch angehauchten 15-minütigen Zugaben-Finale in Form des heftigst ausgedehnten ‚Randy Described Eternity‘ (Perfect From Now On, ’97), nach dessen Ausklingen sich DOUG MARTSCH dann glatt zu einem schüchtern Winken und einem „Thanks for coming out, see you next time“ verstieg. Hoffen wir, dass er uns nicht noch einmal eine kleine Ewigkeit warten lassen wird.

www.builttospill.com
www.myspace.com/builttospill

Autor: [EMAIL=thomas.stern@bands-in-berlin.com?Subject=Kontakt von der Website]Thomas Stern[/EMAIL]

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