Alternative Rock aus Kanada. Mit angezogener Handbremse, aber hoher Halbwertzeit.
Endlich mal wieder eine Band, die das „The“ im Namen nicht für nötig hält, obwohl es doch so schön passen würde. Aber in Kanada laufen die Uhren wohl noch anders, denn eben von dort -aus Toronto- kommen die CONSTANTINES. Tournament Of Hearts ist bereits ihr drittes Album, und mit den Vorgängern erspielten sie sich zumindest in der heimatlichen Alternative Szene einige Aufmerksamkeit.
Dabei ist das, was die CONSTANTINES produzieren, beim ersten Hören kaum aufregend. Man hat vielmehr das Gefühl, hier spiele eine Band mit angezogener Handbremse. Aber merkwürdigerweise macht gerade das auch ihren Reiz aus.
Beim Opener ‚Draw Us Lines‘ etwa begleitet uns durchgängig Tom-Gestampfe, im Hintergrund dräuen die Gitarren, der rauhe Gesang fordert wiederholt „Draw us lines!“. Als Kulminationspunkt setzen noch ein paar zusätzliche, schrägere Gitarren ein und die Ausrufe werden wiederholt. Mehr passiert nicht. Bei ‚Hotline Operator‘ gibt es zunächst nur Rimshots und Bassdrum, Bass und Gitarre sind in der Strophe kaum vorhanden. Und der Refrain ist fast schon zärtlich, ohne aber der Stimmung der Strophe viel hinzuzufügen. Am Ende gibt es ein kurzes Gitarrenstakkato und auch der Drummer darf endlich mal straight zur Sache gehen. Jedoch nur für einen kurzen Augenblick.
So oder ähnlich verlaufen die meisten Songs. Alle Instrumente sind sehr zurückgenommen, machen nur das Nötigste, dabei wird die charismatische Stimme jedoch nie überbetont. Die Melodieführung erinnert zum Teil an den Black Rebel Motorcycle Club, bleibt aber immer einen Hauch ungewöhnlicher, obwohl nachvollziehbar. Eine stetige Spannung wird durch die Songs transportiert und nie gänzlich freigesetzt. Deshalb kann man die CD auch bedenkenlos einige Stunden in Rotation laufen lassen, ohne ihrer überdrüssig zu werden.
Hits hat die Platte keine – oder alle, je nach Sichtweise. Kein Song fällt aus dem Rahmen, das Niveau bleibt konstant. Allenfalls ‚Soon Enough‘ könnte man herausheben, weil es eben doch ein kleines Stück poppiger ist als der Rest. Oder ‚Windy Road‘, das als Abschlusssong noch sparsamer (nur Stimme, Akustikgitarre und Vibraphon) daherkommt.
Tournament Of Hearts ist beileibe keine wahnsinnig spektakuläre Platte. Aber eine mit garantiert hoher Halbwertzeit.
CONSTANTINES
Tournament of Hearts
(Sub Pop Records)
VÖ: 11.10.2005
www.constantines.ca
www.subpop.com
Autor: [EMAIL=sebastian.frindte@b-i-b.de?Subject=Kontakt von der Website]Sebastian Frindte [/EMAIL]