Schmacht! Da liegt der liebende Künstler gefesselt von den Dornen im Rosenfeld und leidet. Indiepopper D4VD hat mit Romantik und Kitsch kein Problem. 2023 konnte er mit den EPs Petals To Thorns und der Zugabe The Lost Petals deutliche Duftmarken verströmen. Zwischen Lofipop und R’n’B-Pop angelegt, wirkten seine Herz-Schmerz-Geschichten kein Bisschen abgeschmackt. Das offizielle Debüt muss jetzt natürlich weitere Hits liefern.
Frequenzen und Keyboards begrüßen in „Atomic Land“, bevor D4VD (ausgesprochen: David) seine Sehnsucht säuselt: „You were lookin‘ at me like I did somethin‘ wrong again. Your expression says more to me than words we never said.“ Musik, die früher zur Umschreibung von Verliebtheit genutzt worden wäre, wird jetzt zum Blick zurück auf eine Beziehung genutzt. Sacht klingen die Gitarren und Synthies umarmen die Hörer. Hier darf und soll schuldbewusst geträumt werden. Akustikklänge und Beat-Computer gestalten die Ballade „Sky“, in dem sich der junge Herr in den höchsten Tönen entschuldigt, für was immer er getan hat. Hawaii-Gitarren schwärmen herum.
Nach den flirrenden E-Gitarren von DREAM, IVORY klingt „You Left Me First“. Hier werden die Vorwürfe der Partnerin zurückgegeben, sie habe einfach keine Zeit für ihn gehabt: „And you say you were busy, but you’ve never not made time for me.“ Zum Schluss entschuldigt sie sich am Telefon. Auch die Singer/Songwriter-Titel werden nicht vergessen, wofür zum Beispiel „Friend Again“ steht. „Somewhere In The Middle“ nutzt im Intro gar die selben Gitarrenakkorde wie „Kiss Me“ von SIXPENCE NON THE RICHER. Und auch die Refrain-Melodie wirkt vertraut. Ja, auch D4vd nutzt Interpolation. Und auch die Frage „Is This Really Love?“ ist nicht neu. Wer mehr Kreativität von jungen Künstlern erwartet, muss sich belehren lassen, dass Popmelodien und -themen nun mal endlich sind.
Die Übertreibung schläfriger Vocals gibt D4vd im tollen Feature „Crashing“ mit Soulpopperin KALI UCHIS selbst zu. Und mit „What Are You Waiting for“ hat man sogar noch einen Uptempo-Song im Petto, in dessen Video die Influencer POKIMANE und JASONTHEWEEN auftreten.
Klar, es war nur eine Frage der Zeit, bis der Lofi-Indiepop im Mainstream ankommt und ausgeschlachtet wird. Doch wer selbst eine Trennung hinter sich hat, darf hier zugreifen und bei Songs wie „Where’d It Go Wrong?“ oder „Afterlife“ mitfühlen.
D4VD
Withered
(Interscope/Universal)
VÖ: 25.04.25
Live
06.10.25, Köln, Carlswerk Victoria
27.10.25, Berlin, Huxley’s Neue Welt
30.10.25, Frankfurt, Zoom
