DAS WEETH EXPERIENCE am 15.09.04 im Bastard

Sphärisch-flirrender Noiserock im fast (luft-) leeren Raum…

Zu nächtlicher Stunde fanden sich im Bastard in Prenzlauer Berg nun nicht eben viele Besucher ein, doch die wenigen, die gekommen waren, sollten ihr Kommen natürlich keinesfalls bereuen und den Hamburger Meistern des gepflegten Feedbäck-Lärms bis zum späten Ende andächtig lauschen, wenn sie nicht noch die letzte S- bzw. U-Bahn erreichen mussten.

Nachdem es die Band um Gitarrist und Sänger CHRISTOF JESSEN in den 90ern durch großartige Alben und exzessive Touren im In- und Ausland und einem hierzulande ziemlich einzigartigen Sound ja durchaus schon zu einer Art Kultstatus gebracht hatte, erschien nach gut fünfjähriger Pause im Juli dieses Jahres mit The Accentric Sounds Of … endlich das lang erwartete neue Album, auf dem sie ihrem altbekannten, cool-abgehangenen Sound gar mit ziemlich großen Melodien zu Leibe rückten.

CHRISTOF JESSEN dankte trotz des eher mageren Interesse äußerst freundlich fürs Kommen, um dann zusammen mit seinen Mitstreitern einen absolut leidenschaftlichen, knapp 90-minütigen Gig abzuliefern.
Erwartungsgemäß standen natürlich ausreichend Songs des aktuellen Albums auf der Setlist, doch vor allem zu Beginn setzten die Hamburger zudem auf ältere und eher unbekanntere Stücke, bevor nach und nach auch so wunderbare Stücke wie ‚Eclectic Avenue Suite‘ oder das phänomenale ‚Rusty Stars‘ vom neuen Album präsentiert wurden.
Vom Rhythmus-Duo HORST NOWACK (Bass) und PIT KANNAPIN (Drums) punktgenau und fast stoisch unterstützt, jagte JESSEN zwischen seinen kraftvollen, hallverstärkten Vocal-Parts diese zutiefst berührenden und faszinierenden Gitarrensounds durch den Raum, im steten Wechsel von flirrenden, Americana-artigen Pickings, sphärisch-gehauchten Psychedelic-Streams, dezentem Feedback-Noise und natürlich durch allerlei Effekte verfremdeten und höllisch verzerrten, raumgreifenden Krach-Akkorden vorm überdimensionalen Marshall-Amp.

So ließ man sich nur zu gerne vom aufregenden Sound zwischen frühen Pink Floyd, Neil Young oder Calexico treiben und insbesondere von der – natürlich auch auf Sounds und Effekten basierenden – anspruchsvollen Gitarrenarbeit verzaubern, deren große Virtuosität sich aber in erster Linie immer wieder in den in einem einzigen Song kunstvoll ineinander verwobenen bzw. einander ablösenden und ergänzenden Mustern manifestierte, bevor gegen Ende meist das eigentliche Songthema wieder lässig aufgenommen wurde. Doch auch relativ kurze und straighte Indierock-Momente wie im rasanten ‚A Subtle Song‘ vom 96er Album Planeeth Weeth in bester Sonic Youth-Manier kamen nicht zu kurz.

Nach gut 80 Minuten setzten DAS WEETH EXPERIENCE mit dem Blues-, Psychedelia- und Noiserock-Elemente großartig vereinenden ‚Cleaning Up The Universe / Against The Wall‘ von Aural Scenic Drive (’99) einen nachhaltig donnernden Schlusspunkt unter einen in jeder Hinsicht begeisternden Gig. Wünschen wir ihnen für die noch ausstehenden Konzerte der laufenden Tour einige Besucher mehr, verdient haben sie es allemal.

http://www.konzert-buero.de/bands/weeth/info.html

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