Manchmal kommt es anders als man denkt oder: Das M’era Luna Festival 2004

Die Tatsache, dass manche Menschen Stunden über Stunden dafür aufbringen, sich zum Ausgehen aufzustylen, ringt mir an sich schon eine ganze Menge Respekt ab.

Geschieht dies aber in dem Zusammenhang mit 1) ausschliesslich schwarzen Klamotten UND 2) dem heißesten Tag eines Jahres, so ist dies noch einmal eine besondere Sache für sich.

Zu beobachten ist diese Faszination seit Jahr und Tag auf dem M’ERA LUNA Festival. Früher einmal Zillo-Festival genannt und langjähriger Tradition folgend am zweiten August-Wochenende stattfindend, scheint man – neben diversen Sponsoren – auf Seiten des Veranstalters auch eine Kooperation mit dem Wettergott abgeschlossen zu haben. Dieser sorgt nämlich immer wieder dafür, dass es den zumeist über 20.000 vorwiegend in Schwarz gekleideten Besuchern bloß nicht zu kalt wird.

So geschehen auch am 7. und 8. August 2004. Der Sommer hat uns in diesem Jahr ja nicht gerade mit hohen Temperaturen verwöhnt, aber – tataa – pünktlich zum M’ERA LUNA Festival in Hildesheim ist die Hitze dann doch noch da, und so sieht man neben den aufwändig gestylten Ladies in Schwarz auch jede Menge sonnenverbrannte Rücken, Dekolletes und Gesichter.

Unsere Mini-Reisegruppe hat zumindest am ersten Festivaltag nichts von der Sonne, da wir diesen mit dem Bekämpfen einer Autopanne verbringen. Es nützt nichts, der Wagen muss noch mal in die Werkstatt und wir verpassen den kompletten Festivalsamstag. Dies ist aus zwei Gründen besonders ärgerlich: Erstens verpassen wir wirklich tolle Bands und zweitens fühlen wir uns blöd dabei, erst am wirklich letzten Festivaltag am Presseakkreditierungsstand aufzutauchen.

Dort ist man aber ganz verständnisvoll, und so haben wir am Sonntagmittag um 12.31 Uhr endlich unsere Pressepässe um den Hals baumeln und es kann losgehen. Damit der Tag nun noch schön wird (und auf den Schreck) beschließen wir, erstmal einen trinken zu gehen und so gibt es zunächst einen „Begrüßungscocktail“ am Caipirinha-Stand.

Dann aber ab vor die Bühne, denn mit FUNKER VOGT, SUICIDE COMMANDO, DE/VISION, COVENANT und OOMPH! soll dort so einiges passieren! Wie froh waren wir, dass sich das elektronische Programm – im Gegensatz zum Samstag – diesmal draußen und nicht im Hangar abspielen sollte. Dieser zeichnet sich nämlich nicht nur durch eine ungenügsame Akkustik aus, sondern ist bei Hitze auch als Sauna nutzbar. Wobei, Sauna gab’s bei knappen 30 Grad im Schatten sowohl drinnen als auch draußen, und vor der Bühne bekam man die Solarium-Stimmung noch gratis dazu. Gut, dass wir uns mit Sonnencreme eingeschmiert hatten!

FUNKER VOGT präsentierten sich in gewohnt harter, militarischer Manier und diesmal für ihre Live-Verhältnisse sogar überraschend elektronisch. Viel Neues gab es allerdings nicht zu bestaunen. Wer die Hamelner kennt, weiß eben, dass ihn eine gute Party erwartet, aber keine anspruchsvolle Musik. Die gab es bei SUICIDE COMMANDO auch nicht wirklich. Mastermind JOHAN VAN ROY bleibt seinen Wurzeln bekanntermaßen seit Jahren treu. Dennoch ist ein Live-Set von ihm immer wieder gut anzusehen, besonders da es diesmal gesangliche Unterstützung aus dem Hause HOCICO gab.
Die Fans nahmen das mit Freude auf, und so ging es auch zu dieser frühen Zeit – 14.10 Uhr – schon ziemlich gut ab. Schade nur, dass Licht- und Bühnenshow bei strahlendem Sonnenschein an Faszination verlieren, aber so sind Festivals nun einmal!

Etwas chilliger wurde es dann mit DE/VISION. Die Wahlberliner ließen es gewohnt ruhig angehen und brachten ein mehr oder weniger „Best Of-Set“ ihrer Hits. Schön zum Zuhören, was wir auf einer Wiese im Schatten des Pressezeltes denn auch genüsslich taten.

Mit THERION wurde es dann laut und rockig. Nicht ganz unser Fall, weshalb wir die Gelegenheit nutzten, eine ausgiebige Runde über den Marktplatz zu drehen. Hier etwas zu Futtern, dazu einen Cocktail oder auch ein erfrischendes Bier, außerdem heiße Outfits und die neuestes CD der Lieblingsband – all diese Wünsche konnte man sich wie immer an den vielen Ständen erfüllen. Das Schönste jedoch sind auf Festivals immer die überraschenden Treffen mit alten Bekannten, die man seit langem nicht gesehen hat. Da machte auch das diesjährige M’ERA LUNA keine Ausnahme, und so verging zwischen Schwätzchen und dem neuesten Tratsch und Klatsch schnell die knappe Stunde, die THERION auftraten.

Deshalb hieß es für uns: Ab nach vorn und einen guten Platz erkämpfen! Schließlich sollten jetzt COVENANT an der Reihe sein. Und die drei Schweden machten den Tag (wie immer) zu etwas ganz Besonderem. In sommerlichen Farben statt dem gewohnten Schwarz (Joakim im knallroten Hemd und Eskil und Clas in weißen Sommeranzügen) präsentierten sie ihre größten Hits neben einigen Überraschungen (‚Wasteland‘ vom ersten Album, ‚Wind of the North‘ zum ersten Mal live!) und einem neuen Song, der den Arbeitstitel ‚Crossroads‘ trägt. Die Stimmung war phantastisch, auch wenn Eskil gesangstechnisch schon bessere Tage hatte. Aber vielleicht lag’s auch an der wilden Party vom Vorabend?

OOMPH! schienen diese offensichtlich ausgelassen zu haben, denn diese Jungs gaben alles, was sie hatten, an diesem Nachmittag auf der M’ERA LUNA Bühne. Ein super zusammengestelltes, druckvolles Set mit den größten Hits, den Krachern vom aktuellen Album und als Zugabe – wie könnte es anders sein? – ‚Mein Herz‘ in der Accoustic-Version. Die Braunschweiger ließen es ordentlich krachen und die Temperatur vor der Bühne stieg auf Rekordgrade!

Mit dem Ende dieses Auftritts war dann für uns leider auch das Festival schon wieder rum. LACRIMOSA war kein wirklicher Headliner und den Auftritt von ANNE CLARK haben wir verpasst, da wir in den Hangar nicht mehr rein gekommen sind. Schade! Aber trotz allem Pech das wir hatten, der Spaß war den Stress allemal wert!

Das MERA LUNA ist und bleibt eine feste Größe im Festivalsommer!

Gastautorin: Katja Pfennig

http://www.meraluna.de

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