Der irische Folksänger DAVID WELFARE aus Waterford hat bereits einige EPs und drei Alben eingespielt, das letzte 2018 (Brand New Ghosts). Nun hat er sich ein Best-of seiner zumeist daheim eingespielten Songs gegeben, die im Zeitraum von 2006 bis 2019 entstanden. Die klaren Betrachtungen einzelner Menschen benötigen einen achtsamen Zuhörer.
Zwischen Singer/Songwriter und Indiefolk changieren die 20 Tracks, die sich fast immer auf die Akustikgitarre stützen. Das Album eröffnet er mit dem Trennungslied „Go“, in dem er sich als verletzter Partner vorstellt. „For Your Demons“ wechselt ins noch Intimere als scheinbar objektiver Erzähler, ja Einschätzer. Könnte das filigrane „Animal Masks“ von JAMES FOREST stammen, steht „The Judas Tree“ in der Singer/Songwriter-Tradition. „Tourniquet“ geht mit Background-Vocals und Drums ins Folkige und „Second Hand Smoke“ schwebt elektronisch.
Welfare könnte wohl kaum all die Einflüsse aufzählen, die sich in seiner Arbeit zeigen. Das wäre müßig. Steht etwa NICK DRAKE hinter „The Door“? Klingt nicht „Waiting For The Ghosts“ ein Wenig nach „Whatsername“ von GREENDAY?
Die Figuren seiner Lieder sind einsam: Da haut ein Junge von zu haus ab („A Boy Unseen“) oder eine alte Frau verliert sich in Gedanken („Second Hand Smoke“). Welfare solidarisiert sich mit ihnen: „You’re just like me – not very strong“ („Made Of Glas“). Mit „Words Fall Apart“ trotzt er dem „Nichts ist für immer“-Diskurs. Und mit seiner sanften Stimme und zarter Instrumentierung kann er selbst dem Tod den Schrecken nehmen („This Won’t Hurt At All“). In Deutschland kann das nur ein Liedermacher wie REINHARD MEY. Wie laut, roh und rasend ist doch die Gesellschaft geworden, dass solche Sänger unerhört bleiben und die Menschen, von denen sie singen.
David Welfare
Home Movies (2006-2019)
(Selbstvertrieb)
VÖ: 17.06.19