Deepforest – Blackvalley

Um das vorliegende Album zu beschreiben, braucht es nicht viel Geschick. Die akustischen Sample-Reihen scheinen nicht gerade anspruchsvoll, sondern simpel in das erblühende Subgenre des Dungeon Synth zu passen. Wer sich jedoch etwas umsieht in der Szene, bemerkt den Sarkasmus, den DEEPFOREST hier über diese Fantasy-Musik gießt.

Es war der Anfang der 2000er, da glaubten einige Metalheads und Computernerds einen Ausweg aus der unendlichen postmodernen Wiederholungsschleife gefunden zu haben, in die sich die Popmusik verfangen und dadurch ihren Wahrheitsanspruch verloren hatte. Sie erinnerten sich der unschuldigen Sounds der Videospiele und Zeichentrickserien ihrer Kindheit. Konnten diese einfachen Melodien nicht langweilige Standbilder beleben und Wahrheiten formulieren, die sie im Radio vergeblich suchten? Sie erhoben die Post-Blackmetal-Spielerei namens Dungeon Synth vom Ende der 1980er zum Genre.

Es entstand eine neue Retromanie, die ähnlich den Pixel-Grafik-Foren versuchte, die Musik alter Soundblaster („MIDI- und WAV-Musik“) nachzuahmen und neue Soundtracks zu gestalten. Deepforest dagegen lässt völlig offen, ob er sich seine Samples aus bestehenden Games oder Filmen zusammengestoppelt hat oder sie tatsächlich selbst produzierte. Ähnlich geht er schon mit dem Cover um, das den Waldschrat (Ent) Baumbart aus dem Herrn der Ringe zeigt, wie er die Hobbits trägt.

In Blackvalley geht es um die Reise in ein verwunschenes Tal und ähnlich wie Merry und Pippin durch Zufall in den Fangorn-Wald stolpern, wird auch der Hörer von Vogelschwärmen verwirrt („Shatter“, „Disorientation“) und bekommt keineswegs vollständige Kunstwerke präsentiert, sondern nicht mal dreiminütige Stücke.

Nun, die Beliebigkeit der „mittelalterlichen“ Bezüge haben schon andere Cyberfreaks wie RATBOY GENIUS alias RYAN DORIN („Potato Knishes“) aufgezeigt. Doch im abschließenden „Illusory“ entlarvt Deepforest das Dungeon Synth-Genre als pure Nostalgie: Die Wahrheit, die der Hörer sucht, hatte er schon immer in sich: „Topics of your imagination“. Natürlich könnten wir alle anders und natürlicher leben, doch statt uns in die Fantasie zu flüchten, müssten wir dafür viel riskieren.

 

Deepforest
Blackvalley
(Selbstvertrieb)
VÖ: 13.04.2017

Bandcamp

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