DELBO – Grande Finesse


Experiment Pop.



Gleich zu Beginn des Jahres scheint die Zeit des großen, indieaffinen Pop-Entwurfs aus deutschen bzw. speziell Berliner Landen zu sein, künden doch die ebenfalls im Januar erschienenen Alben von beispielsweise Get Well Soon oder den Neuberlinern von Slut augenscheinlich da von einem neuen, ganz selbstverständlichen Umgang mit universell gängigen Pop- und Rock-Versatzstücken, wo vor Jahren noch eine deutlich rauer konturierte Oberfläche und programmatisches Unabhängigkeitsdenken in Sound und Attitüde den Ton angegeben hätte.

Sicher, bei den längst zur Berliner Indie-Institution avancierten DELBO mag der Begriff „Pop“ bzw. dessen wie weit oder eng auch immer gesteckten Konnotationen etwas irritieren oder gar an der Realität vorbeizielen. Dennoch kommt man angesichts des bislang relativ geschlossenen, Postrock-unterfütterten Noisepop-Systems „Delbo“ auf dem nunmehr vierten Album Grande Finesse auch im Verhältnis zum eigenen Sound- und Songkanon nicht umhin, in fabelhaften Stücken wie ‚Piamo‘, ‚Moto‘ oder ‚Belvedere‘ eine zweifellos beabsichtigte, überraschende Öffnung in Richtung durchlässigerer Strukturen mit teilweise herrlich beschwingten Pianoläufen zu konstatieren.
Laut eigener Aussage haben sich Daniel Spindler, Tobias Siebert und Florian Lüning bei den Aufnahmen zu Grande Finesse erstmals nicht vehement gegen im weitesten Sinne poppigere, sprich eingängigere Sequencen und Stücke gesperrt und sich eigentlich genau dadurch quasi vielmehr einer Art von Experiment verschrieben, als es über die Jahre im bisherigen, sozusagen naturgegebenen konzeptionellen Ansatz notwendig gewesen wäre.

Dem entgegen steht natürlich diese bestechend sympathische Andersartigkeit in Form der auch diesmal zunächst etwas verklausuliert und fragmentarisch anmutenden, aber letztlich doch so klar und trefflich von Einsamkeit und Kommunikationsdefiziten im menschlichen Zusammenleben kündenden, von Daniel Spindler mit dem gewohnt berührenden Hauch brüchiger Melancholie vorgetragenen Texte sowie des bekannt rhythmuslastigen, diesmal effizient um Instrumente wie Piano, Flöten oder Bläser gestreckten Noise- und Indiepop-Überbaus.

Mit Grande Finesse begegnen DELBO souverän vielleicht schon etwas allzu eingefahrenen eigenen Strukturen und präsentieren sich daher auch mit Album Nr. 4 erneut überaus intensiv und mitreißend.

DELBO
Grande Finesse
(Loob Musik/ Universal)
VÖ: 25.01.2008

www.delbomat.de
www.myspace.com/delbo
www.loobmusik.de

Autor: [EMAIL=thomas.stern@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Thomas Stern[/EMAIL]

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