LIGHTSPEED CHAMPION – Falling Off The Lavender Bridge


Der Wolf im Schafspelz.



Wir haben einen Anwärter auf den Titel „Schlechtestes Album-Cover 2008“! Und gleichzeitig – im postitive Sinne – eines der überraschendsten Solodebüts des noch jungen Jahres. Hinter LIGHTSPEED CHAMPION steckt kein Geringerer als der ursprünglich aus den USA stammende DEV HYNES, seines Zeichens Multiinstrumentalist und Gitarrist der Londoner PostPunkMetalDanceIndie-Band Test Icicles, die sich Ende 2006 auflösten. Der Texaner mit Wohnsitz in England macht sich mit Falling Off The Lavender Bridge auf zu neuen Ufern – mit einem Ergebnis, was angesichts seiner bisherigen musikalischen Laufbahn unerwartet sanft und poppig daher kommt.

Schaut man sich jedoch an, welche Unterstützung er sich für Falling Off The Lavender Bridge ins Boot holte, ist das Ergebnis wiederum fast eine logische Konsequenz. Der mit „Meister der Lichtgeschwindigkeit“ oder auch mit „Dev Metal“ titulierte HYNES zog für einige Monate nach Omaha, Nebraska – musikalische Heimat von Azure Ray, The Good Live, The Faint, Tilly And The Wall, Cursive und – natürlich – der Bright Eyes. Dort traf er nicht nur auf die Produzenten und Musiker aus dem Saddle Creek-Umfeld wie Mike Mogis, Nate Walcott und Clark Baechle sondern auch auf Emmy The Great, die aus Hong Kong stammende Königin der Londoner Antifolkszene.

So gerüstet, enstand ein Album, das wunderbar leichtfüßig zwischen Folk-Pop und Country-Rock changiert. Schon die Singleauskopplung ‚Galaxy Of The Lost‘ ist von anmutiger, strahlender Schönheit und nur ein erstes Highlight auf Falling Off The Lavender Bridge. Doch während man unweigerlich in die Versuchung gerät, zur beschwingten Melodie tänzelnd auf- und abzuhüpfen, zertrümmert HYNES diesen Wohlfühl-Moment nachhaltig: „…my neck will burn / as we kiss and I’m sick in your mouth / lick my open wounds…“ heißt es und erinnert nicht nur hier in seiner Ambivalenz von herzerwärmender Folk-Romantik und haarsträubenden Horror-Texten an den omnipräsenten Adam Green, der diesen Widerspruch von jeher auf die Spitze treibt. Auch musikalisch ist HYNES mit smarten Kammerpop-Miniaturen wie ‚All To Shit‘ und insbesondere ‚Devil Tricks For A Bitch‘ der Greenschen Leidenschaft für lupenreine Popsongs und professionelle Selbstironie sehr nah.

Mit dem knapp zehnminütigen ‚Midnight Surprise‘ liefert HYNES das Herzstück des Albums und ein wahrliches Meisterwerk ab. Dieses quasi dreigeteilte „lullaby of horror“ mündet in ein berauschendes Gitarrensolo. Zuvor erzählt Hynes vom heimlichen Verlangen seines Herzens und singt sich in den Schlaf – bis – und man hatte es bereits im Gefühl – er uns ein weiteres Mal empfindlich konsterniert. Emmy The Greats wunderbare, feine Stimme verwandelt die bittere Befürchtung in Gewissheit: „Wake up incest“ …

DEV HYNES verunsichert in zweifacher Hinsicht: Er überrascht auf der einen Seite mit einem opulent instrumentierten, fantastisch produzierten und musikalisch hinreißenden Folk-Pop-Album. Gleichzeitig schockiert er mit zum Teil abgrundtief düsteren Texten. Im Ergebnis ist Falling Off The Lavender Bridge ein enorm organisches Gefüge, das angesichts des noch jungen Alters des Künstlers (22 Jahre!) die absolut berechtigte Hoffnung aufkommen lässt, dass hier ein neues Juwel der (Anti-)Folkszene wächst.

LIGHTSPEED CHAMPION
Falling Off The Lavender Bridge
(Domino / Indigo)
VÖ: 25.01.2008

LIGHTSPEED CHAMPION live am 02.04.2008 im Bang Bang Club.

www.lightspeedchampion.com
www.myspace.com/lightspeedchampion

Autor: [EMAIL=jana.schuricht@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Jana Schuricht[/EMAIL]

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