DELTA LOVE – Berliner Act des Monats | September 2012


„Berlin’s finest lo-fi garage duo“.



DELTA LOVE, das sind Gitarrist Carl, seines Zeichens ausgebildeter Elektrotechniker sowie angehender Student dieses Studiengangs, und Tilman, welcher Musik- und Medienwissenschaften studiert und sich für die Band das Schlagzeugspiel kurzerhand selbst beigebracht hat. 2009 gegründet, ward der Delta Love’sche Grundstein bereits gelegt, als sich die zwei Berliner innerhalb diverser früherer Bandformationen immerwährend als Kern herauskristallisierten. Drei Jahre, zwei EPs und eine Reihe schwindelerregender Konzerte später haben sich DELTA LOVE den wohlverdienten Titel als „Berlin’s finest lo-fi garage duo“ (Blitzgigs Berlin) erspielt.

Kurz vor ihrem Konzert am Freitag (31.08.) zusammen mit FALLING KNEES im Chesters in Kreuzberg stellt sich die junge Band im Interview vor, korrigiert ihren Pressetext und verrät, welches besondere Schmankerl „Post Tempus“ bereit hält!

Popmonitor: Am 14. Mai 2012 ist auf dem Londoner Plattenlabel Smoky Carrot Records euer Debüt erschienen. Das Resultat: ein äußerst schmuck gestaltetes Tape mit dem Titel Post Tempus. Könnt ihr bitte das Artwork der Kassette erläutern?

Delta Love: Wir hatten uns anfangs zwei Konzepte für das Artwork überlegt, wovon eins eher die industrielle Schiene gefahren ist und das andere letztlich zu der Maske führte. Uns schwebte ein Thema vor, welches sich eklektizistisch um Belange fremder Kulturen drehte, mit denen wir vorher nie in Kontakt gekommen sind. Die Maske lag seit längerem im Proberaum herum und gehörte auch schon zum Inventar des Live-Sets, sodass wir sie zum Mittelpunkt des Artworks erklärten. Bei der Ausarbeitung hat uns dann Erik von der befreundeten Band Beta aus Berlin geholfen.

Gibt es spezielle Gründe für die Tonträgerwahl der Kassette?

Wir haben uns bewusst für die Kassettenvariante entschieden, anstatt noch einmal CDs zu machen. In Wirklichkeit ist Post Tempus nämlich gar nicht unser Debüt, wir haben bereits vorher eine EP auf CD veröffentlicht, die mittlerweile vergriffen ist. Außerdem lag es insofern nah, Post Tempus als Tape zu veröffentlichen, als wir die Songs an drei Tagen in unserem Proberaum auf einem Tascam 8-Spur Kassettenrecorder aufgenommen haben. Zwischen dem zweiten und dritten Song haben wir übrigens ein Lied untergebracht, das nur auf der Kassette zu hören ist, eine Art Hidden-Track.



Woher genau rührt der Name „Delta Love“?

Der Prozess, einen Bandnamen zu finden, war bei uns relativ langwierig, und wir hatten diverse Vorschläge. Am Ende ging es aber darum, einen Namen zu finden, der in erster Linie einen guten Klang besitzt.

Mir erscheint euer Bandname als Hommage an das Mississippi Delta?

Das Delta rührt schon aus der Richtung der Geburtsstätte des Blues, soll aber nicht zwangsweise damit verbunden werden. Das Delta war eigentlich auch ein Symbol, welches noch nicht so sehr verbraucht war. „Love“ kam dann dazu, weil es schon länger in der Auswahl der möglichen Bandnamen stand, unter anderem hatten wir auch überlegt, uns „Strawberry Love“ zu nennen, da wurde im Endeffekt aber nur ein Song daraus.

Seit das Delta-Zeichen zum Zeitgeistaccessoire des Chillwave avanciert ist, könnte man ‚Delta Love‘ auch dementsprechend missinterpretieren.

Das Dreieck ist scheinbar immer mehr zum Symbol des Chillwave oder Hipstertum avanciert, und teilweise werden wir damit assoziiert. Es ging, wie gesagt, mehr um das Sonische als das Visuelle. Als wir dann das Delta zum ersten Mal in ein Bild verwandelt haben, musste zwangsläufig ein Dreieck daraus werden. Wenn wir das Dreieck jetzt auf diversen Plakaten finden, dann kümmert uns das eigentlich gar nicht so sehr. Es ist immer noch ein schönes Symbol – pack ein Herz dahinter und es passt.

Delta Love – Backdoor from Delta Love on Vimeo.

Neben Bands wie Black Lips, The Cramps und The Sonics gebt ihr Deerhunter als Einfluss an. Die Band hat im Laufe ihrer vier Alben eine Entwicklung vollzogen, in der experimenteller Frühphasennoise überfließt in légèren Indierock. Inwiefern haben euch Deerhunter genau beeinflusst?

Du sprichst einen Beitrag an, der im Netz kursiert und eine Konzertreview von uns im Antje Øklesund thematisiert. Scheinbar ging es damals nur um Name-Dropping, um uns mit irgendwelchen Bands in Verbindung zu bringen. Die ein oder andere würden wir niemals als Einfluss angeben, weil sie einfach kein Einfluss ist. Bezüglich Deerhunter kann man auf jeden Fall sagen, dass sie uns, unter anderem, komplexere Aspekte des Songwritings näher gebracht haben. Mancher hat uns schon mit der Band verglichen, aber nur, weil Bradford Cox seine Stimme auch durch ein Hallgerät schickt, muss das ja nicht zwangsweise was mit uns zu tun haben.

Besagte Review kannte ich noch gar nicht! Die Einflüsse, wie auch die fälschliche Debüt-Information, stützen sich auf dem offiziellen Pressetext, beispielsweise zu finden auf der Smoky Carrot-Seite. Nun stammen die genannten Bands aber gar nicht von eurer Seite, verstehe ich das richtig?

Genau, die Angaben stützen sich zu 90% auf ein Interview mit Berlin Beat. Daraus wurde dann der Pressetext formuliert. Wir sind damit nicht so ganz einverstanden. Es ist ein bisschen schade, dass die Informationen da so unbedacht übernommen wurden.

Wen würdet ihr dann persönlich als Einflüsse bezeichnen?

Einflüsse für uns sind beispielsweise Beat Happening in Bezug auf ihren Minimalismus und die LoFi-Ethik, oder Dirty Beaches im Hinblick auf alternative Songwriting-Prozesse.

Was erwartet euch bzw. uns in naher Zukunft? Darf man auf ein Album hoffen?

Erst mal spielen wir Ende September mit King Khan im Festsaal Kreuzberg, das wird unsere bis dato größte Show. Unser Plan ist es, im kommenden Jahr ein Album zu veröffentlichen, aber das hängt sehr davon ab, mit welchem Label wir die Möglichkeit haben, dies umzusetzen.

Weshalb ist die Veröffentlichung eines Albums bei Smoky Carrott Records nicht möglich?

Bei Smoky Carrot ein Album zu veröffentlichen hätte für uns nicht so viel Mehrwert. Ein paar Dinge funktionieren da leider nicht besonders und ein Release dort würde uns nicht weiterbringen.

Wie seid ihr überhaupt auf einem Londoner Label gelandet?

Das Ganze verlief eigentlich recht unspektakulär. Wir wurden per Mail angeschrieben, ob wir Lust hätten, eine EP dort zu veröffentlichen. Jemand hatte uns wohl bei einem Konzert gesehen.

Auf welche Momente lässt sich seit der Bandgründung besonders erhobenen Hauptes zurückblicken?

Retrospektiv betrachtet war das beste Ereignis eigentlich der Support-Slot für die Sic Alps im West Germany letzten September. Dort haben wir gute Kontakte geknüpft und die Atmosphäre hat einfach gestimmt. Für uns sind die Sic Alps unter den Bands, die wir supportet haben, auch diejenige, die wir musikalisch am meisten schätzen.

Carl, Du spielst auf einer urigen Blues-Gitarre. Welche Geschichte steckt hinter dem guten Stück?

Das weiß ich leider nicht, die Gitarre ist wesentlich älter als ich. Ich habe sie gebraucht gekauft. Ich würde schon mal gerne wissen, wo sie schon überall war und wer sie schon in den Händen hatte, wie im Film, aber gerade dies macht auch den Charme einer solchen Gitarre aus.

Vielen Dank für das Interview und alles Gute für die Zukunft!

DELTA LOVE am Freitag, 31.08.12 live in Berlin @ Chesters (w/ Falling Knees)

www.facebook.com/DeltaLoveMusic
http://deltalove.bandcamp.com/

Fotos © Delta Love
Autor: [EMAIL=veronique.homann@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Veronique Homann[/EMAIL]

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