DNA BLN #6 – Young Legionnaire | Abseits des Rock-Klischees

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Gibt es so etwas wie eine künstlerische Identität Berlins? DNA BLN (Discover New Artists) hat es sich zum Auftrag gemacht, ihr nachzuspüren – oder sie im Zweifelsfall zu schaffen. Zum sechsten Mal findet an diesem Mittwoch die genreübergreifende Veranstaltungsreihe im Musik & Frieden statt – präsentiert von Popmonitor. Neben der neuesten Musik von sieben lokalen wie internationalen Acts kann man dabei neue Fusionen von bildender Kunst und neuen Medien entdecken.

Unser Highlight im herausragenden Line-Up: YOUNG LEGIONNAIRE mit ihrem ausgetüfftelten Rock-Chaos. Dem einen oder anderen dürften die Gesichter bereits bekannt vorkommen: Bassist GORDON MOAKES war bis 2015 BLOC PARTY-Mitglied während Sänger und Gitarrist PAUL MULLEN mit seinem zweiten Großprojekt LOSERS bereits bei der vergangenen DNA-Ausgabe auf der Bühne stand. Gemeinsam mit Drummer DEAN PEARSON arbeiten die beiden seit einiger Zeit vom Berliner Stadtrand aus an ihren Projekten. Popmonitor traf die drei Musiker in ihrem Studio in Woltersdorf…

Wann habt ihr euch gegründet?

GORDON: Wir haben uns vor neun Jahren getroffen. Paul und ich waren beide in verschiedenen Bands. Ich war Bassist von BLOC PARTY. Pauls Band YOURCODENAMEIS:MILO  hat damals eine neue Platte aufgenommen und Künstler für eine Zusammenarbeit gesucht.

PAUL: Wir hatten ein Studio in New Castle und die Idee, Leute aus verschiedenen Bands einzuladen. Geschrieben, aufgenommen und gemixet wurde in 12 Tagen – und schon war Print Is Dead Vol 1 fertig. Gordon hat einen Song geschrieben, ansonsten waren TOM VEK, LUKAS WOOLLER von MAXIMO PARK, ROSS MILLARD von FUTUREHEADS und FIELD MUSIC dabei. Nach dieser Session wollten wir ein gemeinsames Projekt haben.

GORDON: Ja, ich wollte etwas machen, das mehr nach YOURCODENAMEIS:MILO klingt. Zwei oder drei Jahre später haben wir dann YOUNG LEGIONNAIRE gegründet.

Wie beschreibt ihr euren Sound?

GORDON: Der ist heavy, laut und gleichzeitig lieblich.

PAUL: Rock-Musik!

DEAN: Ich habe mal gelesen, man nennt das Post-Hardcore.

GORDON: Vielleicht eher Pre-Hardcore? Auf jeden Fall basiert unsere Musik auf Riffs. Das ist natürlich das totale Rock-Klischee, deshalb versuchen wir immer, das Ganze interessanter zu halten. Ein paar Songs sind groovig, andere spielen mit klassischen Rock-Dynamiken. Wir versuchen, Neues dazwischen zu entdecken.

Gibt es ein Grundthema, das eure Songs zusammenhält?

GORDON: Auf der neuen Platte habe ich darüber nachgedacht, wie wir vom System gesteuert werden. Jeder von uns ist der Hand derer, die das Geld bunkern. Wir als Künstler haben das Gefühl, dass unsere Stimme komplett ausgegrenzt wird. Gleichzeitig scheint sich etwas zu bewegen: In den USA findet Bernie Sanders beispielsweise langsam Gehör. Es ist an der Zeit, sich wieder eine Stimme zu verschaffen!

Ihr finanziert gerade euer zweites Album über PledgeMusic…

GORDON: Ja, das ist eine ganz neue Erfahrung. Man verlässt sich komplett auf die Rezeption einer Platte – noch bevor diese überhaupt fertig ist. Aber das ist die neue Realität! Man kann sich nicht mehr ein paar Monate im Studio verkriechen und danach irgendetwas auf den Markt werfen. Es ist wichtig, den Hörer komplett in den Prozess zu integrieren. Genau das machen wir.

Wie entstehen diese Songs vor Ort?

DEAN:  Diese Platte besteht größtenteils aus Ideen, die bei den Proberaum-Sessions entstanden sind.

GORDON: In der Regel schmeißt jeder Teile in den Topf, an denen er vorher gearbeitet hat. Manche Song-Schnipsel sind schon drei Jahre alt. Die Lyrics sind meistens schon zur Hälfte da. Der Rest ergibt sich dann aus der Atmosphäre des Songs. Ein ganz natürlicher Prozess! Deswegen liebe ich es auch, mit diesen Jungs zusammenzuarbeiten.

PAUL: Gitarren sind dabei ganz wichtig. By the way: Ich brauche mehr Gitarren!

Wieso arbeitet ihr außerhalb von Berlin?

PAUL: Ich bin im Januar 2014 in dieses Gebäude gezogen – ursprünglich, um mit TOM BELLAMY an einer neuen LOSERS-Platte zu arbeiten. Davor habe ich in London gelebt, aber zu dieser Zeit kamen London und ich nicht mehr besonders gut miteinander klar. Dann wurde dieses Studio frei, Gordon und Dean kamen hinzu und seither arbeite ich von hier aus an verschiedenen Projekten. Man ist am Waldrand weniger abgelenkt!

GORDON: Als wir hergekommen sind, waren wir ein paar Mal einen Trinken. Davon müssen wir uns immer noch erholen. (lacht) Es tut gut, hier drin etwas abgeschottet zu sein. Wir versuchen, uns von der Stadt fernzuhalten.

Was sind eure persönlichen Setlist-Highlights?

GORDON: Ich denke da gleich an „Killdozer“. Das war unsere letzte Single von unserer 2012-er EP Wreckonomics. Damals haben wir noch in London gelebt. Paul hatte diesen Riff und von da aus kam der Song schnell zustande. Tiefe Gefühle!

DEAN: Für mich ist das „Twin Victory“. Der ist recht heftig! Unser Opener auf unserer ersten LP Crisis Works von 2011.

PAUL: Und „A Hole in the World”! Der steht total im Kontrast dazu. Ein eher luftiger, fröhlicher und hoffnungsvoller Song.

Waurm sollte man euren DNA-Auftritt nicht verpassen?

GORDON: Was uns ausmacht, ist eine gute Mischung aus charmanten Momenten und heavy Songs, die trotzdem immer eine Melodie haben. In unserer Musik steckt Tiefe!

DEAN: Ja, wir haben viel Abwechslung drin. Außerdem werden wir viele neue Songs spielen. Wir sind schon sehr gespannt, wie die ankommen.

www.younglegionnaire.com

DNA BLN #6
02.03.2016
Musik & Frieden
Einlass: 20 Uhr

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