Einmalig: Schweißströme und Drumstickhagel bei den Kaliforniern von DREDG.
Die Hoffnungen manch eines Konzertbesuchers wurden von Anfang an zerstört: Nein, dies sei noch nicht die Tour, die das neue Album einläutet. Denn bis dieses endlich seine Veröffentlichung erfahren soll, heißt es noch bis nächstes Jahr warten. Schade, aber immerhin gibt es im Verlauf des Abends einige Kostproben.
DREDG kommen aus Kalifornien und machten sich ihren Namen vor allem mit dem Erfolgsalbum www.traversing.net/art.htm), weiß diese Band den Hörer in musikalische Sphären zu transferieren, die man vorher für unmöglich gehalten hätte. Den progressiven Rocksound von DREDG zeichnet ein geradezu perfektionistisches Gefühl für einzigartige Rhythmen und Tempowechsel aus. Und natürlich die unvergleichliche Stimme von Frontmann Gavin.
Eingeleitet von den deutschen LONG DISTANCE CALLING, die es schaffen, das Pubikum ganz ohne Gesangseinlagen in Trance zu versetzen, beginnen DREDG ihr Konzert nach einem kurzen Intro gleich passenderweise mit ihrer ‚Ode To The Sun‘. Die Menge ist begeistert! Mehr noch, als danach fast alle anderen Lieblingstitel der ‚Catch Without Arms‘ gespielt werden: ‚Planting Seeds‘, ‚Bug Eyes‘,’Jamais Vu‘ usw usw. Tatsächlich spielen sie fast das komplette Album! Leider fehlt es dabei etwas an Publikumskommunikation. Was allerdings auch an der Schreibmaschine liegen mag, die auf der Bühne steht. „Eigentlich hätte ich damit Nachrichten an euch schreiben wollen, um sie dann ins Publikum zu werfen. Aber sie ist leider russisch!“, erklärt Gavin entschuldigend. Dafür gibt es einen Schnupperkurs für das kommende Album nächstes Jahr. Und was soll man sagen? Es bleibt DREDG… aber es wird noch besser!
Hinter Gavin, der einen Preis für Ausdruckstanz verdient hätte, tobt während der Songs ein wahres Inferno. Drummer und (!) Keyboard-Zuständiger Dino badet in Schweiß! Einen Drumstick nach dem anderen zerschmettert er und wirft ihn achtlos in die Menge. Sage und schreibe zwölf Drumsticks konnte man zählen, und die Kraft und Dynamik, die hinter so einer Aktion steckt, kann man sich ja denken. Umso verwunderlicher, wenn er dann plötzlich zeitgleich zu einem starken 3/4-Takt auch noch mit der Linken beginnt die Klaviermelodie auf seinem Keyboard zu spielen.
Als kleines Spezial bekommen die vier Jungs von DREDG dann auch noch Besuch von zwei guten Freunden auf der Bühne. Leider gehen die genannten Namen im Lärm unter, aber auf die Bühne kommen zwei personifizierte Jazzlegenden in schon betagteren Jahren und begleiten einen der neuen Song mit Bariton und Solo-Einlage auf ihren Saxophonen.Auch die DREDG-Musiker spielen ihre Instrumente wahrlich nicht erst seit gestern, und dass sie so hohen Besuch bekommen, verdeutlicht dies nur noch, hier geht es doch sehr professionell zu. Gavin trinkt auch Tee statt Bier auf der Bühne und steht dabei seinem Kollegen Dino an Schweißmengen auch in nichts nach.
Am Ende der Show verlassen dann nicht etwa wie üblich zuerst die Musiker die Bühne. Nein, in diesem Falle sind es die Instrumente, die zuerst gehen. Nach und nach holen die Roadies das komplette Drumkit von der Bühne. Zuletzt spielt Dino nur noch auf einer Art Airdrums, die einem ähnlichen Prinzip wie ein elektronisches Kit folgen müssen, nur dass sie auf Luftwiderstand reagieren.
Schließlich aber ist auch diese Augenweide vorbei und ein wundervoller Abend neigt sich dem Ende zu.
www.dredg.com
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Autor: [EMAIL=daniela.saleth@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Daniela Saleth[/EMAIL]