EAGULLS – Eagulls

„Well, I don’t know what can come.“



Am 25.04. wird die englische Post-Punk-Band EAGULLS im Magnet Club Berlin spielen. Grund genug, einen Blick auf das im März erschienene, gleichnamige Album zu werfen.

Die fünfköpfige Band gründete sich bereits 2010 in Leeds, wo sich die Mitglieder in ziemlich beschissenen Jobs gefangenen sahen (ja, beschissen – sagt man so in Punk-Manier mit bestem Gewissen). Nicht weniger roh kommt die Band selber daher. EAGULLS wissen mit öffentlichkeitswirksamer Provokation und scharfzüngigen Worten zu spielen.

Schon der Opener ‚Nerve Endings‘ folgt dieser Attitüde und gibt den Ton dessen an, was nun folgt. Wer einzig auf Schöne-Welt-Indie steht, der sollte jetzt die Platte wechseln. Hier präsentieren sich fünf Mittzwanziger, denen die Unsicherheiten der Lebensumstände und Beziehungen innerhalb der marktfokussierten Leistungsgesellschaft gehörig gegen den Strich gehen und die in der Musik ein Wut-Ventil gefunden haben. Auf die metallischen Gitarren folgt eindringlich der wummernde Bass. Dann setzt Sänger GOLDSWORTHY mit seiner stechenden Stimme ein, die kraftvoll und sogleich qualvoll wie ein Aufschrei anmutet. Vergleiche zu Bands wie JOY DIVISION oder KILLING JOKE liegen da schnell nahe.

Songs wie ‚Amber Veins‘ oder ‚Yellow Eyes‘ scheinen schon mit der Titelwahl ein dunkles Bild des Verfalls der Anatomie zu manifestieren. ‚Footsteps‘ oder ‚Fester/Blister‘ schließen sich dem an und spiegeln im lautstarken Gitarrengemenge die mechanischen Prozesse der Welt wider, sodass ‚Tough Luck‘ oder ‚Opaque‘, die ein bisschen an The CURE erinnern, daneben schon fast melodiös wirken.

Man muss EAGULLS zu Gute halten: Die Band beweist Mut zum Minimalistischen und transportiert damit die entscheidende Energie. Gefühlsüberschwang steht hier vor aparten oder experimentellen Versuchen, doch in dieser Stärke liegt auch die Gefahr, denn nach fortwährend ähnlichen Openern, Gitarren-Akkorden und textlichen Verarbeitungen giert es nach Abwechslung. ‚Possessed‘ kommt da genau richtig gelegen – so einprägsam, dass der Song das Highlight des Albums darstellt. Auch ‚Soulless Youth‘ kann mit seiner auf- und abschwellenden Gewalt eine aussagekräftige Unterschrift setzen.

Letztendlich wirkt die Band jedoch in ihrem subjektiven Leid gefangen: Teller und Tassen um sich werfend und einen großen Scherbenhaufen hinterlassend, bei dem man nicht so richtig weiß, was nun damit geschehen soll. Da wirkt die Songzeile „Well, I don’t know what can come“ in ‚Tough Luck‘ sehr bezeichnend. Ohne Pause vom Übel zu hören geht ebenso gegen den Strich, zumindest dann, wenn der Wutäußerung keine vielversprechende, zukunftsorientierte Vision folgt. Es bleibt zu hoffen, dass EAGULLS im Weiteren der Stagnation aus dem Weg gehen.

EAGULLS
Eagulls
(Partisan (rough trade))
VÖ: 07.03.2014

www.eagulls.co.uk

Autorin: [EMAIL=carina.hartmann@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Carina Lisa Hartmann[/EMAIL]

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