Remmidemmi, Künstlerkult und der ganz große Auftritt? EATING SNOW verzichten lieber. Seit letzter Woche ist das Debüt-Album des Musikerduos, bestehend aus dem Polen MOORYC und den Thüringer MARIO WILLMS alias DOUGLAS GREED, erhältlich: eine von Melancholie getriebene Symbiose aus Electronica, House und Pop, die kühle Beats auf sanfte Piano-Motive und Gitarren-Melodien treffen lässt. Mit Popmonitor sprachen die beiden über die Hintergründe des Albums, zufällige Zusammenkünfte im Studio und ihre Absage an die Bühne…
Ihr seid beide als Solokünstler bekannt. Wie kam es dazu, dass ihr euch für ein gemeinsames Projekt entschieden habt?
Douglas: Wir haben uns nie dazu entschieden, gemeinsam Musik zu machen. Wir haben uns kennen gelernt, mochten die Musik des jeweils anderen, haben uns öfter getroffen und dabei ganz spontan ein paar Sachen eingespielt. Dahinter stand aber nie die Absicht, ein Projekt zu starten. Irgendwann mussten wir dem Ganzen einen Namen geben – die Musik in eine Box packen. Irgendwann braucht man eben einfach einen Marke.
Und was packt jeder von euch, ausgehend von seinem eigenen musikalischen Background, in diese Box?
Mooryc: Es ist schwierig, das Innere zu beschrieben. Douglas schreibt die Lyrics. Ich kann keine Texte schreiben.
Douglas: Ich kann nicht singen!
Mooryc: Du siehst: Wir ergänzen uns gut. Der Produktionsprozess variiert jedenfalls sehr und jeder von uns hat in seinem eigenen Studio seinen eigenen Stil entwickelt. Packt man beide Energien zusammen, werden die Songs auf ganz natürliche Weise so, wie sie nun mal sind.
Und dank ein wenig Bier? Davon soll es im Studio ja immer reichlich geben…
Douglas: Ich glaube, das haben wir ein paar Mal zu oft erwähnt. Alle denken jetzt, wir würden uns wie eine Punk-Band benehmen. Es ist eher so: Wir verfolgen überhaupt keinen Plan. Wir machen nichts, was wir uns vorher überlegt haben. Ein paar Mal haben wir das ausprobiert, aber das lief nicht gerade gut, also entwerfen wir einfach keine Pläne mehr. Wir treffen uns auf ein Bier, reden über Politik, hören Genesis oder Death Metal und irgendwann im Laufe des Abends drücken wir ein paar Knöpfe auf unseren Synths. Wir hatten nicht mal vor, ein Album zu veröffentlichen…
Trotzdem ist nun euer Debüt erschienen. Wie kann das sein, wenn ihr doch nichts davon beabsichtigt habt?
Douglas: Das ist einfach so passiert.
Genießt ihr eure Auftritte in der Öffentlichkeit dann überhaupt?
Douglas: Es ist schön, wenn sich Leute für die Musik interessieren und Fragen stellen, aber Live-Gigs wollen wir keine spielen.
Warum nicht?
Douglas: Das ist eine große Entlastung für uns. Wir müssen nicht vor einer Gruppe Menschen stehen und versuchen, alle fröhlich zu stimmen. Wir machen einfach nur Musik. Fuck the rest. Um Geld geht es schon mal gar nicht. Ohnehin bin ich viel zu nervös für die Bühne und das würde alles kaputtmachen. Und ein Kontrollfreak bin ich auch. Also haben wir gesagt: Lassen wir das.
Seid ihr auch so melancholisch wie eure Musik und Texte?
Douglas: Die meisten Texte beziehen sich nicht im Geringsten auf uns. Wenn wir Musik machen, kommen dabei immer traurige Sachen raus, das stimmt, aber eigentlich sind wir total positive Menschen.
Also einfach machen, worauf man Lust hat – das ist am Ende die Devise von Eating Snow?
Douglas: Genau. Die gute Sache daran ist: Da wir nicht live spielen, können wir nächste Woche auch mit einem Death Metal-Album um die Ecke kommen. Du musst niemandem in die Augen gucken und beim nächsten Mal alles besser machen. In solche Situationen kommen wir niemals. Das finde ich super. So soll es bleiben.
EATING SNOW
Eating Snow
(Freude am Tanzen / Rough Trade)
VÖ: 11.09.2015