„Wir wollen beim Bügeln stören!“
Die Berliner Band THE HOLY CATS um Gitarrist STEFAN SÖLLNER, Sänger TOBIAS FRICK und DJane HANNA KRAATZ hat eine klare Mission: Ihre Mischung aus eingängigen Pop-Melodien, Electro-Beats und Indie-Rock soll nicht jedem gefallen, aber den tatsächlichen Liebhabern umso mehr Spaß bereiten. Setzt TOBIAS mit seiner Kopfstimme ein, so mag sich bei dem ein oder anderen zunächst Verwunderung breit machen. Am Ende kann jedoch nicht abgestritten werden: Von den Liedern bleibt immer etwas im Kopf hängen. Das sahen auch schon VW und Heineken so und nutzen die Songs „Cruisin“ und „Perfect Day“ kurzerhand für ihre Werbespots. Mit ihrem eigenen Sound, dem die Band mit regelmäßigen Konzerten in der Berliner Szene und Bandcontest an Popularität verleiht, stehen THE HOLY CATS in den Startlöchern.
Wir waren beim Vorentscheid des Bandcontests „Local Heros“ in der Wabe Berlin dabei, um die Kamera vom Übersee-Blick mal wieder auf das Geschehen vor Ort zu schwenken und in einem ruhigen Moment mehr über die sympathischen Bandmitglieder und ihre Musik zu erfahren…
Glückwunsch zum zweiten Platz heute Abend! Was kommt jetzt und was könnte potentiell kommen, wenn Ihr den Contest gewinnen solltet?
TOBIAS: Jetzt geht es in das Halbfinale, das am 12. und 13. September im Postbahnhof stattfinden wird.
STEFAN: Und dann kommt der Reichtum!
TOBIAS: Und Backstage-Drogen!
Fangen wir erst mal mit den kleinen Dingen an: Wie habt Ihr überhaupt als Band zusammengefunden?
TOBIAS: Ich habe im Januar 2011 angefangen, Musik zu machen. Genau ein Jahr später kam dann Stefan dazu und im November letzten Jahres Hanna. Demnach lief das Ganze zunächst als Solo-Projekt von mir. Ich hab bis dahin sehr viel mit der Akustik-Gitarre gearbeitet. Eher in die Richtung Indie-Rock. Irgendwann fand ich das aber total langweilig. Ich hatte das Gefühl, dass man nichts mehr Neues machen kann und finde, dass es immer weniger Bands gibt, die da wirklich noch mal Akzente setzen. Die Elektronik ist ein weites Feld. Hier kann man sich noch voll austoben. Ich habe deswegen angefangen, ein wenig damit zu experimentieren.
STEFAN: Ja und dann kam ich! Witzige Geschichte: Wir haben uns bei einer Mitfahrgelegenheit kennengelernt. Wir hatten beide eine Fernbeziehung und sind nach Bayreuth gefahren. Zufällig saßen wir dann zwei Mal im gleichen Auto. Wir haben unsere Nummern ausgetauscht und ich habe Tobi auf eine WG-Party eingeladen, bei der ich mit meiner damaligen Band gespielt habe. Er kam auch und dann habe ich ein Jahr lang nichts von ihm gehört. Auf einmal rief er mich dann nachts an und fragte „Hey, hast du nicht Bock, nächste Woche einen Gig mitzuspielen?“. Ich habe mal kurz in den Kalender geguckt und meinte „Och, ist noch Zeit da, ja!“. Zwei Wochen später haben wir dann im Lido bei einem Contest gespielt. So hat es angefangen, dass wir zusammen Musik gemacht haben und bis heute ist das so geblieben. Wir wollten aber noch jemanden auf der Bühne stehen haben, der die Electonics richten und steuern kann. Deswegen sind wir jetzt mit Hanna als DJane komplett.
HANNA: Und tatsächlich bin ich erst auf den Geschmack gekommen mitzumachen, als mich Tobi gefragt hat, ob ich mir nicht mal alles genauer anschauen möchte. Er wusste, dass ich einen Hang zur Musik habe. Vor allem zu seiner Musik. Ich war immer bei allen Konzerten in der ersten Reihe. Ich wusste, worauf ich mich einlasse.
TOBIAS: Sie hatte ja keine Ahnung!
Eure musikalischen Backgrounds liegen also nah beieinander. Welche Schnittstellen gibt es da konkret? Welche Inspirationsquellen haltet Ihr für nennenswert?
TOBIAS: Am Ende des Tages ist es immer am spannendsten, wenn man verschiedene Stile miteinander kombiniert. Das heißt, dass wir wirklich sehr viele Inspirationsquellen haben. Musik hören ist für mich wie Vokabeln lernen. Und wenn’s nur irgendein cheesy Pop-Track ist, der interessant programmiert wurde – ich nehme alles auf und lasse es dann in andere Sachen einfließen. Letztendlich kommen unsere Einflüsse aus dem Indie-Rock und dem poppigeren Bereich. Wir hören viel BLOC PARTY und COLDPLAY. Und dann natürlich elektronische Sachen, die auch ein bisschen härter sein können. DEADMAU5, GOOSE oder DIGITALISM zum Beispiel. Dann sind da noch die üblichen Berliner Einflüsse: Man geht in einen Club und dann bleibt es nicht aus, dass man einen Electro-Beat aufgreift. Es gibt auch große Pop-Hits, die ich persönlich total abfeiere. Tatsächlich war „Tik Tok“ von KESHA eine der Inspirationen, THE HOLY CATS zu gründen. Mich hat auch schon der Beat von RIHANNAS „Pon De Replay“ zu einem Songs angeregt.
STEFAN: Wir haben also alle den gleichen Musikgeschmack. Das haben wir schon damals bei der Mitfahrgelegenheit gemerkt. Wir kennen die selben Bands und stehen auf den gleichen Sound. Also da ist auf jeden Fall eine Synergie vorhanden.
Wenn Ihr euren Sound in wenigen Worten beschreiben müsstet…?
TOBIAS: Wenn man das in einem Wort zusammenfassen möchte, dann machen THE HOLY CATS Electro-Pop. Wir schrecken nicht davor zurück, die ein oder andere Sekretärin mit etwas härteren Sounds zu erschrecken. Wir wollen beim Bügeln stören!
Wie sind erfahrungsgemäß die Reaktionen auf Tobias Kopfstimme?
STEFAN: Bei einem Song wie „Nuts“ gibt es so einen bestimmten Effekt auf die Leute. Alle scheinen sich erst zu denken: „Höö? Was passiert da? Zieht er das jetzt echt durch?“.
TOBIAS: Ich liebe diese irritierten Gesichter am Anfang des Konzerts. Alle denken: „Das macht er jetzt nicht wirklich das ganze Konzert über, oder?“
Gibt es eine Grundthematik in den Lyrics, die sich wie ein roter Faden durch die Songs zieht?
TOBIAS: Frauen! „Nuts“ zum Beispiel handelt von dieser unnahbaren Frau im Club, die alle unglaublich finden, die aber diesen Schirm um sich hat. Sie lässt keinen an sich ran, hat am Ende aber die gleichen Sehnsüchte wie alle anderen.
Wie entsteht so ein Song bei Euch? Ich konnte heraushören, dass ein großer Teil der Inputs von Tobias ausgeht?
HANNA: Viele der ersten Inspirationen kommen von Tobias und dann schauen wir, wie wir das gut adaptieren und live gut umsetzen können.
Also formt der Gedanke an den Live-Auftritt die Songs von vornherein?
TOBIAS: Live ist uns wichtig! Wir haben jetzt ein paar geschmeidige Pop-Nummern im Programm, aber ich glaube, dass man THE HOLY CATS nicht auf dem Sofa durchhört. Unsere Musik ist sehr tanzbar und damit eigentlich eher eine Sache, die vor allem live gut funktioniert. Das macht auch einfach sauviel Spaß, weil man eine direkte Resonanz bekommt. Wenn man eine gute Energie spürt, sei es eine Form von Dankbarkeit oder Begeisterung oder die Leute tanzen einfach und haben einen guten Abend, dann ist das super geil!
STEFAN: Die Leute sollen live einfach Spaß haben! Im Live-Geschäft geht heutzutage ja auch einfach noch was. Es ist uns wichtig, als Live-Band wahrgenommen zu werden. In letzter Zeit lag da auch unser Hauptfokus drauf.
Und woran arbeitet Ihr ansonsten zur Zeit?
TOBIAS: Wir arbeiten immer an neuen Songs. Immer.
HANNA: Ich erzähle das allen, die ich auf der Straße treffe: Ich habe das Gefühl, dass in einer Woche mindestens ein neuer Song von Tobi kommt. „Bitte hör dir das mal an! Bitte schau da mal drauf!“. Irgendwie ist das immer etwas, das ins Ohr geht. Ich habe Tobi heute auch schon zum zweiten Mal gesagt: Die letzten beiden Songs „Wasting“ und „Circles“ waren Sachen, die ich mir wirklich den ganzen Tag lang anhöre. Klingt fast ein wenig autistisch! Ich freue mich dann aber einfach nur, dass so viel passiert.
TOBIAS: Und dann sind wir noch offen für einen Drummer. Wir haben damit auch schon experimentiert und es funktioniert gut. Es entsteht live noch mal eine andere Dynamik, wenn man einen Drummer hat. Vom Sound her haben wir uns jetzt ansonsten gefunden. Natürlich gibt es immer ein paar Variablen, die veränderbar sind. Auf jeden Fall ist klar, dass wir sehr viel live spielen wollen, eine regelmäßige Struktur aufbauen und unser Netz weiter ausbauen möchten. Ein richtiges Musikvideo wäre auch mal schön.
Warum sollten die Leute zum Halbfinale des Contest in den Postbahnhof kommen und Euch wählen? Was erwartet mich als Besucher?
TOBIAS: THE HOLY CATS bieten dir von der ersten Sekunde ein gutes Gefühl. Du willst tanzen, du denkst „Hierzu kann ich sofort Spaß haben!“ und du trägst auf jeden Fall eine Melodie mit nach Hause, die dich irgendwann nachts wieder einholt. Du denkst dir: „Wo kommt die her?“. Na von THE HOLY CATS kommt sie halt!
Autorin: [EMAIL=carina.hartmann@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Carina Lisa Hartmann[/EMAIL]