Elektroanschlag No. 9 am 04.04.- 05.04.2008 in Altenburg


Und wieder sprachen die Maschinen…



Am 4. und 5. April fand erneut der ELEKTROANSCHLAG in seiner bereits neunten Ausgabe statt. Dieses schon lange zur weltweiten Popularität aufgestiegenes Electro-Industrial-Festival beschallte wie schon die Jahre zuvor das alte Kanonenhaus in der kleinen thüringischen Kreisstadt Altenburg.

Eine alte Industriehalle für ein Industrial-Festival zu wählen ist sicherlich kein Novum, allerdings bringt die Örtlichkeit einen ganz eigenen Charme mit sich, welcher gepaart mit der ausgezeichneten Organisation des Veranstalters R-REGER KULTURNETZWERK und der fast schon familiären Stimmung die beiden Veranstaltungstage zu einem besonderen Erlebnis werden ließ. Um das leibliche Wohl hatte man sich ebenso ausreichend Gedanken gemacht, da neben den traditionellen regionalen Delikatessen wie „Roster“ (Rostbratwurst) und „Rostbrätel“ (Grillsteak) auch vegetarische Gaumen gesättigt werden konnten.

Sehr angenehm bei dieser Konzertreihe ist immer der Fakt, dass es hier keiner für nötig erachtet, Zugpferde zu engagieren um etwaige Zuschauerquoten zu erreichen. So bestand das Line-Up dieses Jahr aus 18 Acts, welche weitestgehend unbekannt sind. In diesem Sinn versprach das Festival eine Menge Überraschungen, sowie die Neugier auf ungehörte Musik.

Der erste Abend stand, bis auf wenige Ausnahmen wie RADIO MURMANSK, im Zeichen der weniger populären oder auch Newcomerbands. Der Klangumfang erstreckte sich vom okkulten, dichterisch hochanspruchsvollen und theatralisch beachtlich umgesetzten Auftritt des schwedischen Duos IRM über den stylischen 20er-Jahre Avantgarde-Industrial a lá GENEVIEVE PASQUIER bis hin zum Power-Industrial All-Stars-Projekt S?X ONLY, seinerzeit allein aufgestellt für den 7ten ELEKTROANSCHLAG, ein Verbund aus Soziussen der Bands Greyhound, Heimstatt Yipotash, 16PNT und S.K.E.T.



GENEVIEVE PASQUIER



IRM



S?X ONLY

Die Samstag-Vorstellung präsentierte hingegen einige Exklusivitäten des Dampfmaschinen-Himmels, neben den allseits bekannten Headlinern WINTERKÄLTE, den Drumcore-Heroen AARON SPECTRE und Percussion-Meister MIMETIC, die Belgier Sal-Ocin (Empusae) und Gwenn T. (Flint Glass) als TZOLK’IN. Nach kurzer Internet-Recherche findet man dann folgendes zu dem wunderlichen Namen heraus: „Der Tzolkin-Kalender ist ein Teil des Maya-Kalenders, den die Maya für zeremonielle Zwecke…“ (Quelle: wikipedia). Der rituelle Gedanke zieht sich entsprechend wie ein roter Faden durch ihre Musik. Überwältigte Sinne, gefesselt von hypnotisierenden Rhythmen, atmosphärische Synths und stimmungsvolle Sequenzer-Spuren ließen die Zuschauer dahintreiben.



TZOLK’IN

Zu den weiteren eindrucksvollen Auftritten zählten mit Sicherheit die von MIMETIC und AARON SPECTRE. Ersterer im realen Leben namens Jerome Soudan, brachte bereits mit dem ersten Titel die Besucher des ELEKTROANSCHLAGS in völlige walzende Ekstase. Sein kraftvoller, Bombardement-ähnlicher und dennoch sehr tanzbarer Power-Industrial hatte genau die richtigen Beimengungen, und das Publikum dankte es ihm anschließend, indem er mit Applaus und euphorische Zurufe überschüttet wurde.



MIMETIC

AARON SPECTRE gehörte sicherlich zu den exotischen Pradiesvögen des diesjährigen ELEKTROANSCHLAGS, zu Hause fühlt er sich in den verschiedensten Metiers wie Electronica, Breakcore oder auch Ragga Jungle, um nur ein Paar zu nennen. Das Live-Set war vor allem durch den Fakt geprägt, dass er auf der Bühne versuchte, so viele Instrumente wie möglich direkt zu spielen, dadurch erarbeitete er seine Titel jedes mal neu und eben in Echtzeit. So fanden sich auf der Bühne eine am Laptop angeschlossenen E-Gitarre, diverse Effektgeräte, Midi-Controller und sein augenscheinlich endloser Enthusiasmus. Produkt von all dem waren seichte, ja fast zerbrechlich anmutende Melodien hin und wieder gestützt durch dichterische Verseinlagen.



AARON SPECTRE

Es war sehr amüsant, es war laut und es war gut, die Maschinen wieder sprechen zu hören. Angetrieben durch die Vorstellungskraft und Kreativität der verschiedenen Künstler brachte jeder einzelne Auftritt die individuelle Sicht und das Verständnis des Machers für diese Art von Musik zum Ausdruck.



www.elektroanschlag.de

Fotos © [EMAIL=ivo.dimitrov@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Ivo Dimitrov[/EMAIL]
Autor: [EMAIL=ivo.dimitrov@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Ivo Dimitrov[/EMAIL]

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