Hunderte von Jugendlichen zogen am Abend des 12.12. zur Columbiahalle, um PETER FOX die Aufwartung zu machen, vorbei am ColumbiaClub, vor dem ein Haufen Leute der älteren Generation warteten. Um 20 Uhr öffneten sich die Tore für das einzige und ausverkaufte Deutschlandkonzert des US-Folkrappers EVERLAST. Wer nun auf dem besseren Konzert war, werden beide Gruppen für sich entscheiden.
Punkt 21 Uhr betritt der Supportact BETH HART mit ihrem Gitarristen die Bühne. Die 24-jährige Kalifornierin setzt sich in schwarzer Lederjacke ans Keyboard und haut einen Blues in die Tasten, als sei’s ein Boogiepiano. Ihre Hände spielen wie von allein, und ihre gewaltige Stimme steckt locker ANASTACIA in die Tasche. Derjenige, der weiß, in was für eine psychosomatische Krise sie der plötzliche Erfolg und die Drogen geworfen haben, versteht den bitteren Humor, wenn sie über Musik spricht. Ihrer Eindringlichkeit und Dynamik hat der Karriereschlenker keinen Abbruch getan, wie ihre Stücke beweisen.
Nicht mal eine halbe Stunde gespielt, verabschiedet sich die Sängerin, bevor über eine halbe Stunde nur ein Best-Of von EVERLASTS Idol JOHNNY CASH aus den Boxen klingt. Der Saal ist nunmehr bis in den Eingangsraum angefüllt und wird langsam unruhig. „Whitey“ wird auf die Bühne gerufen und endlich ertönt die Fanfare. Mit einer Mannschaft aus Bassist, Keyboarder und Drummer kommt der Herr herauf und greift sich die weiße Gitarre. Der Bart wird langsam grau, Coolness und Stimme sind die selben – kernig-soulig. So geht er ‚Kill The Emperor‘ an.
Seinen Auftritt darf man sich nicht als HipHop-Gig vorstellen, sondern eher als Rock- und Blues- Konzert. Auch seine sanften Folksongs wie ‚Lonely Road‘ bekommen einen Classic-Rock-Anstrich. CASH-like ganz in schwarz gekleidet, stellt sich ERIK SCHRODY mit „Hi, my name is EVERLAST“ vor. Natürlich spielt er sein Cover ‚Folsom Prison Blues‘, das ein Favorit der Masse aus End-20ern, 30ern und 40ern ist.
Das Keyboard und die Gitarren begleiten jeden Song, und insbesondere der Bassist/Zweitgitarrist wird dabei gefordert, da er Stücke von Folk über Blues bis hin zu Rock spielen und dabei oftmals psychedelische Höhen erreichen muss. EVERLASTS Crossover-Ansatz verlangt, dass bei ihm neben HipHop alles möglich ist. In diesem Punkt ist EVERLAST sehr modern, denn es ist Trend unter internationalen Künstlern, möglichst alles vorweisen zu können, um sich eine breite Fanbasis zu sichern.
Nach gut einer Stunde Konzert und einer Pause kommt die Band mit dem Lagerfeuer-Akustikstück ‚Friend‘ zurück. Es folgt eine kleine Feier für EVERLASTS Tourkollegen „Danny Boy“ mit Torte und „Happy Birthday“. Gut gelaunt dirigiert Mr. SCHRODY den Publikumsgesang bei ‚Black Jesus‘ und ‚Babylon Feeling‘, und nachdem er sich so gefeiert hat, sind schließlich seine Bandmusiker bei einer Gigant-Version von ‚What It‘s like‘ an der Reihe. Seinen Drummer stellt er mit einem Freestyle vor, okay, das sitzt also auch noch.
Man muss feststellen, dass sich EVERLAST nach einem amtlichen „Single-Konzert“ wieder die Sympathien seiner deutschen Gemeinde erspielt hat. Und dass sowohl er wie auch sein talentierter Support sich weder in den USA noch in Deutschland der Jugend erschließen, liegt am Musikgeschmack, nicht am Können der beiden.
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Foto © EVERLAST