EVERYDAY – vom HOLLAND FESTIVAL in Amsterdam…


Bild: Janiek Dam

POPTRAVEL. Unter diesem Namen berichten wir künftig in unregelmäßigen Abständen vermehrt von außerhalb Berlins, ja: außerhalb Deutschlands. Porträts, Interviews, Konzert- und Festivalberichte im berühmten Blick über den Tellerrand. Diesmal ging es in die niederländische Hauptstadt…

Die längsten Tage des Jahres hatte man sich in Amsterdam sicher anders vorgestellt. Wie in zahllosen anderen Städten hält auch hier die Fête de la Musique Einzug, im Rahmen des Stadtquartier-Wanderfestivals „24H“ stellen sich diesmal die Stadtviertel im Süden des Zentrums mit einem bunten Kulturprogramm vor, die Reihe „Concerts In The Park“ feiert ihren Auftakt. Alles unter freiem Himmel – der an diesem langen Wochenende Mitte Juni wie ein milchig grauer Film über den Dächern der Stadt liegt. Auf den Grachten, die in diesem Jahr 400-jähriges Jubiläum feiern, herrscht vergleichsweise wenig Verkehr.

Da könnte man es glatt als Glück im Unglück empfinden, dass uns zunächst einmal etwas anderes nach Amsterdam gelockt hat. Und das HOLLAND FESTIVAL findet fast ausschließlich indoor statt. Das älteste und bedeutendste Kunst- und Musikfestival der Niederlande wird bereits zum 66. Mal ausgerichtet. Bei vielen der mehr als hundert Aufführungen, die sich über knapp vier Wochen und zahlreiche Venues verteilen (u.a. das Stedeleijk Museum, das kürzlich wiedereröffnete Rijksmuseum und das Amsterdam Music Theatre), verwischen die Grenzen traditioneller Kunstformen: Das Darstellerische flirtet mit dem Ausstellerischen, Musik und Film spielen miteinander – oder bilden einander sogar um. So geschieht es bei „Everyday“ des Amerikaners Christian Marclay, dem einen oder anderen vielleicht bekannt für seine preisgekrönte, weltweit aufgeführte Arbeit „The Clock“, eine 24-stündige Montage von Filmschnipseln, die jeweils die werkimmanente „reale“ Laufzeit abbilden.



Bild: Jana Chiellino

Auch „Everyday“, aufgeführt als Holland-Premiere in der modernenen Konzerthalle Muziekgebouw aan ’t IJ, arbeitet mit kurzen Filmausschnitten. Diese dienen hier jedoch als grafische Notation und somit als Improvisationsbasis für Marclay und vier weitere Musiker – und werden gleichzeitig fürs Publikum quasi als „Kino“ auf die Leinwand übertragen. Dabei fungiert die Musik teils als beeindruckend präziser Effekt-Soundtrack, wenn etwa gleich anfangs an Türen geklopft oder gedonnert wird oder ein ums andere Mal Nadeln über Schallplatten gleiten oder kratzen; teils spinnt sie kurz angedeutete Geschichten weiter und hievt die Filmszenen in einen neuen Kontext. Seinen surrealen Höhepunkt erreicht die lediglich rund 40-minütige Aufführung, als polyphoner Lärm mehr und mehr Form von Marschmusik gewinnt, dann plötzlich eine Umzugskapelle in voller Montur durch den Saal an der Bühne vorbeimarschiert und noch während des Auszugs schließlich auch die Bilder auf der Leinwand Musiker zeigen. Nach weniger als einer Minute ist der Spuk vorbei, die Traumhaftigkeit der Episode schwingt jedoch noch lange nach.

Was überhaupt für „Everyday“ ganz generell gilt. Jeder Besucher bleibt an anderen Szenen hängen, findet seine eigenen Interpretationen und Inspirationen. Das Gespräch im Anschluss ist reich – mehr kann Kunst kaum bieten.

http://www.hollandfestival.nl/en

Übernachtung:

Als seit eh und je bei jedermann ungemein beliebtes Reiseziel hat Amsterdam natürlich für jede Geldtasche und jeden Geschmack etwas im Angebot. Wer mit der Bahn anreist, dem sei das Double Tree wenige Fußminuten vom wunderschönen Hauptbahnhof ans Herz gelegt. Unschlagbar: Zur Begrüßung bekommt man einen ofenwarmen Cookie auf die Hand! Während des HOLLAND FESTIVALS finden in der Sky Lounge des Hotels samstagnachts kostenlose Konzerte statt.


http://doubletree3.hilton.com/en/hotels/netherlands/doubletree-by-hilton-hotel-amsterdam-centraal-station-AMSCSDI/index.html
Nightlife:

Die Amsterdamer Partymeilen um Leidseplein und Rembrandtsplein sind zur Genüge bekannt. Spannenderes passiert derzeit im Norden der Stadt, nur eine fünfminütige Fahrt mit der Fähre (Ziel: NDSM) vom Hauptbahnhof entfernt: Der Toren Overhoeks, lange Zeit im Besitz eines großen Kraftstoff-Unternehmens, wartet auf seine Zukunft – und wird derweil für Impro-Partys, Open Mic-Lesungen und weitere artverwandte Underground-Späße genutzt. Das EYE-Filmmuseum liegt gleich nebenan, zudem gibt es mit dem Tolhuistuin einen Open Air-Club und mit dem Noorderlicht ein schönes Café mit Blick über den IJ-See. Nirgendwo ist Amsterdam derzeit aufregender!


Und sonst so:

Eine Übernachtung im „The Grand“ kann ein kleines Vermögen kosten. Wer trotzdem etwas vom wunderbaren Charme des Hauses abbekommen möchte, dem sei die „MJ Chocolate“ im Café des Hauses empfohlen: Im Rahmen der „History Tour“ war Michael Jackson im September 1995 im „Grand“ einquartiert. Als er vom Fenster aus die Scharen seiner Fans sah, die auf der anderen Straßenseite in der Kälte auf ihn warteten, bestellte er für jeden einzelnen heiße Schokolade. Heute gibt es im Winter die „MJ Chocolate“, die, jetzt kommt’s, von Kellnern mit einem silberfunkelnden Handschuh serviert wird!

http://www.sofitel.com/de/hotel-2783-sofitel-legend-the-grand-amsterdam/index.shtml

Autor: [EMAIL=friedrich.reip@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Friedrich Reip[/EMAIL]

FacebooktwitterpinterestlinkedintumblrmailFacebooktwitterpinterestlinkedintumblrmail