Wer 2009 das Glück hatte, einer der Reunionshows von FAITH NO MORE beizuwohnen, der ahnte, dass da noch etwas kommen wird. Auch wenn Frontmann MIKE PATTON seinerzeit ein neues Album kategorisch ausschloss, war einfach zu viel überschüssige Energie in der Bühnenpräzens der Band, die über kurz oder lang hätte kanalisiert werden müssen. So gesehen ist Sol Invictus, das erste Album seit 18 Jahren, keine große Überraschung. Klein ist hier allerdings auch nichts.
Bereits 2011 hatten FAITH NO MORE ohne vorherige Ankündigung auf ihren Konzerten einen neuen Song gespielt: „Matador“, nun der neunte Song des neuen Albums, eine epische Hymne über Erinnerungen, Tod und Vergänglichkeit. Hier tritt Pattons einzigartiges Gesangstalent zutage. Der Mann, der sich in seiner langen Karriere von süßem Italo 60s Pop über beißenden Hardcore und präverbalen Avantgarde ausprobierte und in nahezu jeder Musikrichtung versiert zu überzeugen wusste.
FAITH NO MORE leben von der Abwechslung. Die elektrifizierende Rocknummer „Cone of Shame“ beispielsweise lässt sich mit seinen vorantreibenden Drums und Pattons Flüsterstimme einladend Zeit, nur um den Hörer mit voller Kraft zu überrumpeln und mitzureißen. Im Gegensatz dazu beginnt „From the Dead“ wie ein verspielter Folksong, auf dessen weiterem Verlauf Patton nicht freundlicher hätte klingen können. Während der Gesang zweifelsohne auf Pattons Kappe geht, ist für das instrumentale Opus hauptsächlich BILLY GOULD verantwortlich.
Sol Invictus ist ein Album der Sonderklasse. Wenn der Nachfolger ähnlich gut gerät, warten wir gern weitere 18 Jahre.
FAITH NO MORE am 06.06.15 live in Berlin in der Zitadelle
FAITH NO MORE
Sol Invictus
(Reclamation/Ipecac/[PIAS])
VÖ: 15.05.2015