Ein schwedisches Schamanen-Ritual der Sonderklasse.
FEVER RAY gaben sich an diesem Abend gleich zwei Mal die Ehre im Berliner Club Berghain. Die große Nachfrage überrascht allerdings nicht! Dass die erste Tour der Schweden um Karin Dreijer Anderson in Berlin ausverkauft sein würde, war zu erwarten, hatte man die charismatische Frontfrau doch schon seit Jahren nicht mehr mit ihrem anderen Projekt The Knife live bewundern dürfen.
Um so besser also, dass die Location ganz ausgezeichnet die Atmosphäre der Musik unterstreicht: Inmitten von alten Industriemauern und kühler Moderne in Form von blauen Lasern, welche zur Einstimmung an den Wänden tanzten, erwarteten die Schaulustigen den ersten Act des Abends, SVARTE GREINER aus Norwegen.
Mit einem Laptop und unzähligen Effektgeräten bewaffnet, machte sich der als Ein-Mann-Band performende Erik Skodvin daran, seine schwarzen Soundteppiche über uns zu verbreiten. Obgleich die Töne, welche er mit einer elektrischen Gitarre und einem Violinenbogen erzeugte, recht beeindruckend wirkten, fragt man sich doch, ob Jimi Hendrix davon überzeugt gewesen wäre. Dunkel klang es allemal und irgendwie „schräg“, und doch schien es nicht wirklich Anklang bei den Zuschauern zu finden. Nach einer knappen halben Stunde war der Auftritt des einsamen Nordmanns dann zu Ende und die Bühne wurde für den Hauptact vorbereitet.
Zahlreiche Räucherstäbchen und dicke Rauchschwaden stimmten die Zuschauer auf den Auftritt von FEVER RAY ein. Dann war es soweit: Fünf sonderbar gekleidete Figuren schwebten in den Nebelschwaden auf die Bühne, auf welcher alte, fransige Schirmlampen für dusiges Licht sorgten. Mit ‚If I Had A Heart‘, dem Song, der auch das momentane, titellose Erstlingsalbum der Schwedin einleitet, und ihrer schaurig-verzerrten Stimme wurde das Set eröffnet. Laser, die an- und ausgehenden Schirmlampen sowie der Rauch und Geruch der Räucherstäbchen sorgten für eine unglaubliche Atmosphäre. Nicht nur die exotischen Instrumente, auch der dazu passende rhythmische Tanz aller Musiker, vor allem aber der Percussion-Lady, waren hypnotisierend, anregend und ansteckend.
Das Ganze wirkte wie ein Schamanen-Ritual, eine Trance-Reise mit Trommeln, Tanz und Gesang. Ein eindrucksvolles Gesamtkunstwerk entstand, welches durch die gespenstisch-schönen Kostüme der Musiker nur noch vervollständigt wurde: Karin wirkte in ihrem vom Kopf herab einhüllenden Umhang, aus welchem kleine Äste und eine Fratze ragten, wie ein Theodor-Kittelsen-Troll; nicht einmal ihr Gesicht konnte man zu Anfang sehen. Nach zwei Liedern jedoch durften wir die Schwedin dann ohne ihren Troll-Hut bewundern, blass geschminkt und mit zwei dünn gemalten Rinnsälen, die ihr scheinbar von der Stirn über die Augen flossen. Ihre Stimme klang genau so beeindruckend wie auf dem Album der Band, von welchem an diesem Abend fast alle Lieder vorgestellt wurden. ‚When I grow Up‘, die erste Single-Auskopplung des Albums, stellte dabei ganz klar den Publikumsliebling dar.
Nach einer guten Stunde mutierte Karin dann wieder in ihre ursprüngliche Trollgestalt zurück und verließ die Bühne. Es folgte ein leises Outro, während die Band ihrer Anführerschamanin langsam folgte und schweigend die Bühne verließ. Stille trat ein, und dann war das atemberaubende, geheimnisvolle Erlebnis um FEVER RAY vorbei. Ein Erlebnis, das kein Fan missen sollte!
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Autoren: [EMAIL=daniela.saleth@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Daniela Saleth[/EMAIL] und Sissy Winkler