Im Opener „Biblical Love“ zu Girl Prometheus singt FLOWER FACE zu Akustikgitarre und Cello vom Ende der Unschuld: „There’s something strange in the water“ und spielt so auf das Cover-Artwork des Vorgängers The Shark In Your Water vor zwei Jahren an. Mit diesem nicht gerade einfallsreichem Album hatte sie sich aus der Sadcore-Szene freigeschwommen und durchaus Pop-Hörer erreicht.
In diesem Song „Biblical Love“ schießt ihr die Instrumentierung einer ganzen Rockband um die Ohren. „Cat’s Cradle“ ist dagegen wieder klassischer Singer/Songwriter mit Akustikgitarre und Streichern. Endlich singt Madamchen MCKINNON auch einmal richtig, statt nur lieb ins Mikro zu hauchen. Interessantere Arrangements warten auf den Hörer, um entdeckt zu werden. Besser!
Erneut thematisiert RUBY ihre dysfunktionalen Beziehungen zu Alkoholikern und diesmal auch mit dem F-Wort: „Hide the bottles in the closet. Leave the glasses in the sink. If you’re so fucking worried, then just say a prayer for me. Did I really hurt you? Your misery’s leaking all over my bedroom – your crocodile tears.“ („Maniac“) Nein, schöne Themen sind das nicht, die sie hier mit sanftesten Tönen vermittelt. Der deutliche Wisperton ihrer Stimme ähnelt damit auch hin und wieder dem von BILLIE EILISH. Das geht bis zu wirklich bösen Lyrics: „I will cut off my own hand before I reach for you again!“ („Eternal Sunshine“)
Komplex ist „The Ides of March„: Die Metapher für bevorstehendes Unheil („Die Iden des März“) wird hier genutzt, um zu Keys und Synthies einen Selbstmordversuch zu beschreiben, ausgelöst ausgerechnet von „How Deep Is Your Love“ von den BEE GEES. Statt weiter zu versuchen, Popsongs zu schreiben, findet Flower Face zu alter Stärke zurück und singt gut wie nie („Squirrel Cinderella“). Bravo!
Flower Face
Girl Prometheus
(Nettwerk Music Group)
VÖ: 01.11.2024