Mit Nachts im Paradies nimmt uns FRANK SCHMOLKE mit in die Münchner Nacht, genauer: ins Nachttaxi von Vincent, dem während des Oktoberfests einige schräge Vögel auf die Rückbank steigen. Und kotzen. Als der Zuhälter Igor und die Prostituierte Valerie eine Fahrt buchen, beginnt ein finsterer Trip, in den auch Vincents Teenager-Tochter Anna verwickelt wird …
In Nachts im Paradies hat Schmolke, selbst jahrzehntelang über und bei Sinn- und Finanzkrise immer noch ab und an Taxifahrer, seine Erfahrungen in einer genüsslich pulpigen Graphic Novel verarbeitet. Im Figureninventar tauchen einige Abziehbilder auf, wie sie als Nachtgestalten nun mal durch die dunklen Stunden taumeln, aber die Story ist schnell und schmutzig und auch mal, gerade im Sub-Plot um Anna, ein bisschen psychedelisch. Die Schwarz-Weiß-Bilder dazu basieren auf Skizzen, die Schmolke schon während seiner Schichten gezeichnet hatte: meist funktional, aber fahriger und flüchtiger als noch im Debüt Trabanten (2013) und bisweilen mit plötzlichen dynamischen Ausbrüchen – eine brutale Auseinandersetzung in einer Garage gerät zum fantastischen Höhepunkt. Wer sich in München auskennt, freut sich zudem über Sightseeing und Namedropping, doch auch ohne Ortskenntnis kann man Spaß mit diesem herrlich reißerischen Buch haben.
Frank Schmolke
Nachts im Paradies
(Edition Moderne)
VÖ: 12.06.2019
Vom 20. bis 23. Juni werden im Kulturprojekt Kösk in München Originale aus Nachts im Paradies ausgestellt, ehe Schmolke am 3. Juli im Literaturhaus München über sein Buch spricht.