The Girls are Boys und Musik ist eine Reise…
Wer blumenbehangene Südseeschönheiten erwartete, der lag gehörig falsch. Statt einer transatlantischen Reise hatten die sechs Jungs von GIRLS IN HAWAII einzig den Weg aus Richtung Belgien kommend zurückzulegen. Zwar keine lange Reise, doch ein ständiger Abschied, ein Roadfeeling, weniger Rock’n‘ Roll-lastig als regnerisch und erinnerungsbeladen, haftete der Band an und flimmerte über die bühnenumrandeten Fernsehbildschirme.
Eine ironisch-melancholische Hommage an den Bandnamen dabei auch die visuellen Reisestationen: statt über weiß glitzernde Strände führte der Weg über Autobahnen und vernebelte Waldstücke, und statt kalifornische eher über Ostseestrände. Ein ständiges Verschwinden und Enteilen in die windige Dünenromantik, die sich auf der Lidobühne zwischen geschundenen Lampenschirmen abspielt. Dazu der Soundtrack, zerbrechlich, warm, wohlig und atmosphärisch. Ein Sound, der manchmal aber auch so fragil ist, dass er wirklich zerbricht und nicht aufgefangen werden kann von einer Band, die sich noch nicht ganz angefreundet hat mit dem Auf-Der-Bühne-Stehen. Sympathisch, zurückhaltend und bescheiden, aber leider auch etwas zuviel davon, um Konstanz und Sicherheit genug bieten zu können, um die knisternden langsamen Songs zu umrahmen.
Am Ende helfen hier andere Mittel nach, kommen mit Kontrabass, Glockenspiel und Mandoline, einem Akkordeon und Xylophon und einer Element-of-Crime Trompete klangliche Raffinessen hinzu, die den Songs den Flavour geben, den sie brauchen. Und wenn die Visuals dann von träumerischen Videoschnipseln zu pulsierenden Farbflächen wechseln, die Songs schneller und leicht grungig werden und der Sound brodelnd kulminiert, schaffen es die GIRLS dann doch, eine Direktheit aufzubauen, die die Band nicht nur untereinander verbrüdert, sondern auch mit dem Publikum. Dann sind GIRLS IN HAWAII zwar weg vom verträumten Güterbahnhofsidyll, sie stehen aber fest auf der Bühne und sind nah dran an einer Rockband – auch wenn das einzige, was kaputt geht, die nett schmelzenden Fotos in den Visuals sind.
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Autoren: [EMAIL=alexandra.wolf@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Alexandra Wolf[/EMAIL] + Christian Bothe