Traumhafte Gitarrenriffs und ausufernde Soundscapes für Insider.
Berlin ist kulturverwöhnt, das ist inzwischen kein Geheimnis mehr. Man kann in dieser Stadt jeden Abend was erleben. Satt von dieser Gewissheit bleiben viele oft zu Hause, warten darauf, dass etwas kommt, dass sie kennen und mögen und wagen sich selten raus, Neues zu entdecken. Die Opfer solcher Alltagsphilosophien sind leider meist gute Bands, die der Masse dadurch verborgen bleiben, obwohl es ihnen in keinster Weise an Talent mangelt. Die trotz kalter Winterabende und Mitten-in-der-Woche-Tag ihr Glück darin versuchen, Publikum zu ihren Konzerten zu locken.
So auch SDNMT, die sich am gestrigen Abend im Postbahnhof die Ehre gaben. Als Support spielte der Singer/Songwriter Troy Von Balthazar, ganz ohne Band! Nur allein mit Gitarre stand er auf der Bühne und schien sichtlich Spaß dabei zu haben. Für einen, der mit seiner damaligen Band Chokebore als Vorgruppe der letzten Nirvana-Konzerte spielte, ließ er sich von der kleinen Publikumstraube nicht einschüchtern und scherzte vergnügt über eine Oma, mit der er zwei Stunden lang im Flugzeug geplaudert hatte.
Die Songs, die er spielte, waren kleine Folkperlen durchsetzt mit elektronischen Spielereien, deren Lyrics emotionsgeladen jedoch kitschfrei waren und tolle Bilder erzeugten. Die Leidenschaft und die Gestiken, mit denen er performte, wirkten in keinem Moment unnatürlich. Und seinen Humor bewies er noch einmal kurz vor Schluss, als er sich mit einer rosa farbenden Häschenmaske zu Steppschuhgeräuschen vom Tonband bewegte.
SDNMT hingegen sind ja nicht gerade für frohlockende Stimmung bekannt. Klar sind sie auch nicht gerade die Anne Clark des Postrocks, doch das Lachen steht bei ihren Auftritten nicht grad an erster Stelle. Dafür gab’s wie immer traumhafte Gitarrenriffs und ausufernde Soundscapes, die manch einem Tränen in die Augen drückten. Musik, die nicht zwei Mal fragt, bevor sie einen entführt und mit auf die Reise nimmt. Statt brandneuem Material spielten sie ein Best Of ihrer bisherigen Veröffentlichungen. Darunter natürlich das großartige ‚Bergen‘, das damals noch mit dem jetzt ziemlich bekannt gewordenen Polarkreis 18-Sänger Felix Räuber aufgenommen wurde. Hier aber dargeboten von Andres, der sich seit kurzem zu SDNMT zählt und u.a. noch Mitglied der Bands I Might Be Wrong und Siva ist. Mal schauen, ob der Song ihm auch zum Erfolg verhilft.
Man mag es ihm und seinen Kollegen jedenfalls wünschen. Bleibt auf jeden Fall zu hoffen, dass sie es schaffen, sich in unzählige weitere Herzen zu spielen, um nicht am mangelnden Erfolg zu zerbrechen wie ihre Freunde von Kate Mosh. Ein gelungener Auftritt war es allemal, nur schade, dass es dafür zu wenig Zeugen gab.
www.sdnmt.net
www.myspace.com/sdnmtseidenmatt
www.troyvonbalthazar.net
www.myspace.com/troyvonbalthazar
www.sinnbus.de
Autor: [EMAIL=eric.ahrens@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Eric Ahrens[/EMAIL]