Hot° im Interview

Gut fünf Jahre nach ihrem Debütalbum stehen die Zeichen für die Berliner von HOT° auf Neuanfang, bewegt sich die Band auf ihrer neuen EP „Sie Kommen In Wellen“ doch verstärkt in Richtung Indie und Postpunk – nicht zuletzt infolge diverser Besetzungswechsel. Kurz vor ihrer Release Show im Rahmen von Popmonitor Live am Freitag (19.06.) im Rosi’s (zusammen mit KOLUMBUS KILL und DJs auf zwei Floors) stand uns die Band noch für ein Interview zur Verfügung.

Nach Eurem ersten Album „Black Death Poison Kill“ erscheint nun mit „Sie Kommen In Wellen“ fünf Jahre später eine neue EP. Wie würdet Ihr selbst den Entstehungsprozess beschreiben und was sind die Gründe für die doch relativ lange Veröffentlichungspause?

Ein Jahr nach dem ersten Album begann für HOT° eine (Neu-)Findungsphase. Musiker wurden getauscht und ausprobiert, es gab eine lebhafte Diskussion über die Ausrichtung der Band und wir haben uns für Deutsch als Sprache unserer Texte entschieden. Als dann Basti als neuer, dauerhafter Gitarist feststand, konnte es losgehen mit: dem neuen HOT° .

Gab es von Beginn an die bewusste Entscheidung für eine Veröffentlichung der neuen Songs im EP-Format?

Es gab auch mehr Material, wir haben uns aber bewusst entschieden, nur fünf Songs einzuspielen. Diese dafür aber live und direkt im Studio als One-Take, das bedeutet auch mehr Probenaufwand im Vorlauf. Spontan kam dann noch ein sechster Song hinzu – also doch fast schon ein Longplayer!

Trügt der Eindruck oder kreisen die überwiegend abstrakt-assoziativen, nunmehr komplett auf Deutsch gehaltenen Texte größtenteils um eine Art von Lebenseinschnitt und die Notwendigkeit einer Loslösung aus tradtitionellen gesellschaftlichen Mustern?

Loslassen, Loslösen trifft unsere Intention schon ganz gut. Das hat für den einen oder anderen von uns eine ganz persönliche Komponente, z.B. die aktuelle Lebenssituation betreffend. Auf der anderen Seite spiegelt es den inneren Antrieb der gesamten Band HOT° wider: Loslösung aus dem Alltäglichen, dem Klischeehaften, der fauligen Hotness von TV, Internet, Werbung. Alles ist HOT heutzutage, jeder ist doch irgendwie HOT…, aber was passiert, wenn die Sonne untergeht, die Scheinwerfer angehen… was macht dann der „SkodaOctaviaTurboDaddy“ !?

Kann der Titel „Sie Kommen In Wellen“ eher als forsche Ansage für einen Neuanfang oder als Sinnbild für ein stetes Auf und Ab in der bisherigen Bandhistorie verstanden werden?

Im engeren Sinne ist das ein Wortspiel im Zusammenhang mit dem Bandnamen HOT°. Die Hitze kommt in manchen Lebensabschnitten halt wellenförmig, aber als Begriff für unsere Energie, gerade bei den Live-Gigs, gefällt es uns auch sehr gut!

Insgesamt bewegt Ihr euch auf „Sie Kommen In Wellen“ verstärkt in Richtung „Indie“ und Postpunk, vom Glamrock und „Animalistic Rock’n’Roll“ des Debütalbums sind nur noch Ansätze vorhanden. Ging diese stilistische Neuorientierung auch mit der Entscheidung einher, nunmehr auf Deutsch zu singen?

Du wirst sehen, live relativiert sich die Gewichtung wieder etwas. Aber es stimmt durchaus, dass für die neuen Songs Punk plus Indie die treffendere Formel ist. Das hat durchaus mit den Texten selbst zu tun, deren Vertonung uns mehr oder weniger automatisch zum Indiepunk führten. Es gibt aber nach wie vor auch Glamrock-Nummern, interessanterweise z.T. auch auf Deutsch.

Die EP wurde in einem Studio mit dem schönen Namen „Institut Für Wohlklangforschung“ in Hannover aufgenommen. Das Resultat einer schon länger bestehenden Kooperation?

Willi Dammeier, der Besitzer und Betreiber, ist ein alter Freund, nicht nur der Band HOT°. Teile der Band kennen ihn schon aus ihrem musikalischen „Sandkasten“: Für unseren Bassisten Flo und den Drummer Eike hat Willi schon die ersten Recordings für ihre Schülerband „Ängelstang Blossem“ gemacht. Heute ist Willi ein national und international gefragter Studiobetreiber und Live-Mischer.

Ende Mai habt Ihr anlässlich der Veröffentlichung der neuen EP in Osnabrück und Hannover gespielt. Wie schwierig gestaltet es sich generell für Euch, deutschlandweit Konzerte zu spielen oder gar auf Tour zu gehen?

Teile der Band kommen aus Hannover und Umgebung. Da haben wir noch den ein oder anderen Anknüpfungspunkt, da kennen wir lokale Acts, mit denen zusammen wir Konzerte in guten Locations arrangieren können. Alleine auf Tour zu gehen, ist schon schwieriger, da bleibt das gesamte Risiko meistens an uns hängen. Und das ist, als hauptsächlich berlinweit bekannte Band, dann meistens zu hoch. Das soll sich ja nun aber mit dem neuen Album ändern!

Bei Euren Live-Shows kommt ja gerne ein unterhaltsamer Glamour-Faktor zum Tragen. Woher rührt dieses Faible für Schminke und ein gewisses Maß an Theatralik?

Es entwickelt sich aus dem Temperament und den Vorlieben unsere Sängers Alex, der schon mit Glitzerpuder auf die Welt kam. Wir haben versucht, es zu reduzieren, aber das geht nicht, es liegt nun mal in seiner Natur! Heute ist es unser Markenzeichen, und wenn man schon HOT° heißt….

Wie sehen Eure Pläne für die zweite Jahreshälfte aus? Ist ggf. eine Tour geplant oder stehen Festivalauftritte auf dem Programm?

Wir basteln gerade an einer kleinen Tour für den Spätsommer/Herbst. Davor oder dazwischen gibt es eventuell noch den ein oder anderen Überraschungs-Gig in Berlin! Auf dem Programm steht aber auch ein Videodreh, und unser Produzent Lüder Lindau ist schon ganz heiß, neues Material mit uns zu realisieren.

www.wirsindheiss.de
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Fotos © Hot

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