Hypnos – Cosmic Nightmares. The Shadow Over Innsmouth

Seit der Vertonung der Lovecraft-Geschichte Dagon hat HYPNOS in der Cosmic Nightmares-Reihe bereits wieder zwei Teile veröffentlicht. Nun ist eine der bekanntesten und zugänglichsten Stories aus dem Cthulhu-Mythos dran: Schatten über Innsmouth. Lovecraft verarbeitete in der Novelle von 1936 die rassistischen Ängste seines Umfeldes vor Degeneration und Rassenvermischung. Man kann sagen, dass dieses Werk den feuchten Albtraum der völkischen Bewegungen um die Jahrhundertwende darstellt. Andererseits lassen sich die Monster wie Parodien auf die europäische Kolonisierung der Welt lesen. Das Buch hat schon viele Ambient-Projekte inspiriert wie NUBIFEROUS (Thethys) oder auch Metal-Bands. So veröffentlichte TEKELI-LI aus Kansas City erst Ende Januar die Nachgeschichte als instrumentales Album Return To Innsmouth.

Halb als Darkfolk beginnt die Beschreibung des heruntergekommenen Hafenstädtchens „Innsmouth“ mit Gitarre und leichten Synthies. Schon etwas unheimlicher klingt die Fahrt mit dem Zubringer-Bus durch den Ort bis zum Hotel („In The Town“). Da der Protagonist nur auf argwöhnische, ja fremdenfeindliche und hässliche Anwohner trifft, ist sein einziger Ansprechpartner der Säufer „Zadok“, der ihm derartiges Seemannsgarn über die Stadt erzählt, dass er es kaum glauben kann. Hier driftet Hypnos wieder arg ins Cineastische mit bedeutungsvollen Synthies und Streichern sowie dem betrunkenen Kichern und Husten des alten Fischers Zadok.

Auch die Szenen im Hotel, wenn der Held vor Eindringlingen fliehen muss, werden deutlich nacherzählt („a) The hotel b)The run“). Plötzlich ist das halbe Dorf hinter ihm her. Man hört einen Mob aus Kindern und Erwachsenen schreien. Trotzdem der Held vor ihnen fliehen kann, lässt ihn zuhause die Geschichte nicht los. Vielmehr muss er vom Meer als wahrer Heimat träumen („Into The Depths“). Er muss erkennen, dass auch er mit den zu Fischmonstern entarteten Einwohnern Innsmouths verwandt ist und schließlich zu ihnen zurückkehren, um einer von ihnen zu werden. Und so klingt das Synthie-Titelstück geradezu versöhnlich. Es erklingt die Glocke der entweihten Kirche, in der nun der häretische Kult der Monster gefeiert wird. Dass hier der Abfall vom Christentum mit dem Abfall von der Menschlichkeit einhergeht, scheint Hypnos nicht zu stören. Denn die Geschichte kann, wie angedeutet, auch als Parabel auf den christlichen Kolonialismus verstanden werden.

 

Hypnos
Cosmic Nightmares. The Shadow Over Innsmouth
(Rusty Pilgrim)
VÖ: 25.08.2024

Album auf Bandcamp

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