Huvila in Helsinki | Copyright: Jussi Hellsten
POPTRAVEL. Unter diesem Namen berichten wir in unregelmäßigen Abständen vermehrt von unterwegs: Porträts, Interviews, Konzert- und Festivalberichte im berühmten Blick über den Tellerrand. Diesmal sind wir bereits zum zweiten Mal dieses Jahr in Skandinavien …
… und zwar zunächst einmal für ein ganz besonderes Konzert beim Helsinki Festival. Das Programm des Kulturfestivals erstreckt sich über gut zwei Wochen und endet diesen Sonntag. Am Dienstag (27. August) stieg das absolute Highlight aus Popmonitor-Perspektive: Unsere Shoegazing-Helden RIDE haben einen Special Gig angekündigt, bei dem sie ihre ersten beiden, nichts weniger als legendären Alben Nowhere und Going Blank Again spielen wollen. Ob das tatsächlich komplett und von vorn bis hinten chronologisch passieren wird, wird sich zeigen müssen. Wir berichten …
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… vornweg: Genau so ist es passiert. Sänger MARK GARDENER muss selbst ein bisschen schmunzeln und mit dem Kopf schütteln, als er die Programmankündigung zu Beginn des rund 100 Minuten starken Gigs mit den Worten „something we’ve never done before“ kommentiert. Das epische „Seagull“, natürlich, ist Auftakt und Einstieg. „Natürlich“, denn die Dramaturgie ist der Natur dieser „Legendary Gigs“ gemäß vorgegeben, Überraschungen sind quasi vom Tisch. Eine (kleine) aber gibt es, als Gardener nach dem Überhit „Vapour Trail“ den Wechsel zu Going Blank Again ankündigt, man sich also auf die originale LP-Version von Nowhere konzentriert – „Taste“, „Here And Now“ und der wuchtige Titeltrack, der auf der CD-Version eine so perfekte Klammer mit „Seagull“ bildet, bleiben an diesem Abend im direkt am Wasser gelegenen Huvila-Zelt draußen.
Dieses war übrigens – kleiner Einschub – von der finnischen Indie-Combo TINYHAWK & BIZARRO exzellent warmgespielt worden. Die Formation um Sängerin und Gitarristin JENNI KINNUNEN kombiniert cool abgehangenen Desert Rock (der ab und an an Khruangbin denken lässt) mit Psychedelia und Wall Of Sound-Fandom – und das so souverän, dass man kaum glauben mag, dass man gerade zum vor weniger als einem Jahr veröffentlichten Debüt-Longplayer tourt.
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Zurück noch einmal zu RIDE, die auch den zweiten Teil des Abends mit viel Spaß am Spiel auf die Bühne bringen – auch wenn das in Produktion, Timing und schimmernder Vielfalt quasi perfekte Going Blank Again sich in Gänze etwas weniger für die Gig-Präsentation erschließt als das schrammeligere Nowhere. Überraschend auch: Die Fade-Outs, mit denen viele der Tracks der zweiten RIDE-LP enden, sind oft die bessere, weil adäquat verträumt-verlorenere Verabschiedung aus den Songs als die klassische Rock-Konzert-Coda. Dennoch: Es ist und bleibt ein historischer, womöglich zumindest für längere Zeit einzigartiger Abend.
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Hotel
Wir waren im Solo Sokos Hotel Torni im Zentrum untergebracht, einen sehr netten halbstündigen Spaziergang vom Huvila entfernt. Dank seines markanten Turmes war es noch bis Ende der 1980er-Jahre das höchste Gebäude von ganz Helsinki, was man am besten von der winzigen, aber coolen Rooftop-Bar aus genießt. Die besseren Drinks gibt es allerdings in der American Bar im Erdgeschoss, wo man sich mit der Meinung zu den Drinks der Kollegen unterm Dach amüsanterweise nicht unbedingt zurückhält. Cheers!
Gastronomie
Da das Helsinki-Festival ja kein Festival im klassischen Drei-Tage-Staub-und-Schweiß-Sinn ist, darf es auch für unseren Gastro-Tipp etwas gediegener sein: Das Magu im Stadtzentrum, vielleicht zehn Minuten vom Hauptbahnhof und in einer hinreißenden, entsprechend nobel bewohnten Jugendstil-Ecke der Stadt gelegen, setzt auf Fine-Dining unter Freunden – und das komplett vegan. Das Menü wechselt viermal im Jahr zum jeweiligen Jahreszeitenwechsel, und das Sommermenü, das wir ausprobieren konnten, verschwindet in zwei Wochen. Dennoch: Gerade die Kombi aus Rote Bete-Tarte Tatin und Miso-glasierter Aubergine war ein echter Hit.
Die Reise wurde unterstützt durch Helsinki Partners und Visit Tampere.
www.helsinkipartners.com | www.visittampere.fi
