Im Interview: M185

Es gibt sie noch, diese unzertrennlichen, verlässlichen Verbindungen. Bestes Beispiel: Ein Big Muff, der einer Post-Punk-Band aus Wien beständig zu Füßen liegt und von dieser gleich mal in einem ganzen Video und ebenbildlicher Sammelfiguren-Kollektion gewürdigt wird. M185 aus Wien wissen den Verzerrer für Gitarre und Bass geschickt zu handhaben, der ihnen in den musikalischen Arrangements unaufdringlich zu treuen Diensten steht.

Davon kann man sich in dieser Woche selber überzeugen: Am Freitag wird die Band im Rahmen von Popmonitor live im Rosi’s zu Gast sein (w/ THE PICTUREBOOKS). Sänger WOLFRAM LEITNER und JOERG SKISCHALLY (KEYS) beantworteten schon jetzt ein paar Fragen zu ihrer Musik und ihrem Maskottchen…

Ich kann leider kein Wort chinesisch, aber eure Facebook-Page hat mir verraten, dass M185 angeblich für das chinesische Symbol „Shut The Fuck Up And Dance“ stehen soll?

M185: Der Ausspruch ist als direkte Antwort auf die (über die letzten Jahre extrem häufige) Frage nach der genauen Bedeutung des Bandnamens entstanden. Eigentlich glauben wir schon auch, dass es sich lohnt, die Platte öfter anzuhören und besser kennenzulernen. Dazu einfach abtanzen..? Total okay.

Ihr habt euch nach einem Konzert der PIXIES gegründet. Wie sehr spielt die Musik der späten 80er und frühen 90er Rolle eine Rolle für eure Musik?

M185: Das ist der Zeitraum, in dem wir als Musikhörer geprägt worden sind und auch angefangen haben, Musik zu machen und der deshalb schon auch ganz schön einschneidend ist. Wobei ja eine Band, die man schätzt und für die man sich dann interessiert, Interviews liest usw., dann ja oft auch gleich noch weitere Referenzen in andere Dekaden mit sich bringt. 70s, 60s usw. …

Im Video zu eurer neuen Single „Soon“ erweckt Ihr den Big Muff zum Leben. Ein charmanter, aber auch etwas hilflos wirkender Zeitgenosse, der auf der Suche nach seinem Zuhause durch den Großstadtdschungel Berlin wandert. Warum fühlt sich der Big Muff in eurer Musik so pudelwohl?

M185: Im Video begleitet uns der Big Muff auf ein Konzert nach Berlin und wirkt – zugegeben – ein bisschen hilflos dabei, der Band diverses Equipment zu beschaffen. Im echten Leben ist er aber ein solides Kerlchen auf dem Pedalboard unseres Gitarristen und hat ihn, glaube ich, noch nie im Stich gelassen. Der wiederum hatte den Einfall für diese wunderbare Character-Geschichte. Gemeinsam mit dem Regisseur wurde sie entwickelt und schlussendlich in Wien und Berlin gedreht. Dass die Band dabei nicht so im Vordergrund steht, war Absicht: wir wollten diese Homecoming-Story zum Song erzählen.


Man hört immer wieder, dass der Konsens bei Euch oberste Priorität hat. Wie kann man sich das vorstellen? Partikulare Vorstellungen, die aufeinandertreffen und ausgeglichen werden oder harmonische Einigkeit von Beginn an?

M185: (Ideen →) Jams → Arrangement → Song. Jeder kann sich in diesem Prozess an jeder Stelle einbringen, mit Ideen oder Änderungswünschen oder Getränkerunden. Harmonische Einigkeit ist dabei weder die Voraussetzung noch das Ziel. Oft bekommt ein Song in Entwicklung den richtigen Twist, wenn jemand mit etwas unzufrieden ist und das einbringt. Konsens bedeutet dabei, sich der spannendsten Idee hinzugeben und nicht auf seine eigenen Inputs zu bestehen. Momentan gelingt uns das ziemlich gut so zu arbeiten.

Euer Hauptaugenmerk liegt eindeutig auf der Klangkulisse der Gitarren. Häufig sind es dabei zwei, drei markante Riffs, um die herum sich alles bildet. „Weniger ist mehr“ und es am Ende knallen lassen – ist das die Prämisse?

M185: In manchen Songs ja, bei anderen gibt es schon noch ein bisschen mehr im Arrangement. Gitarrenwände oder Synthesizer Lines gehören absolut genauso dazu. Aber es ist richtig, die Entwicklung startet bei uns oft mit den markanten Riffs, die dann auch zu Recht im Vordergrund bleiben.

Auf dem ersten Album Soundscape & Coincidences habt Ihr rein instrumentalen Post-Punk geboten. Welche Beweggründe gab es für Euch, sich danach auch zunehmend der Lyrics zuzuwenden?

M185: Es gab nach Soundscapes & Coincidences einen Umbruch in der Besetzung und einige Experimente. Dass wir damals Vocals als Ausdrucksmittel probiert haben, wurde uns von einigen Post-Punk Dogmatikern zwar übel genommen, uns schien das aber völlig logisch. Letztendlich haben wir in dieser Zeit einen Sound definiert, bei dem wir bis heute geblieben sind.

Was wird uns beim neuen Album Everything Is Up, das am 23. Mai erscheint, erwarten?

M185: Everything Is Up ist für uns kein Experimentalalbum, sondern Teil einer Entwicklung. Wir haben die Songs ausgesucht, weil wir darauf klingen wollten, wie wir uns derzeit am besten gefallen. Und das, hoffen wir, geht euch genauso! :)

M185 am 16.05.2014 live im Rosi’s (w/ THE PICTUREBOOKS)

M185
Everything Is Up
(Siluh Records / Cargo Records)
VÖ: 23.05.2014

m185.org

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